Wo die coolen Kerle wohnen

will: »Ich brauche einen richtigen Kerl. Ich wünsch mir den Klassiker. Einen, der gutes Geld verdient, sich aber nicht so kaputtarbeitet, dass er abends dann zu nichts mehr zu gebrauchen ist und nur noch vor der Glotze hängt. Er soll sportlich sein, aber auch kulturell interessiert; gute Anzüge tragen und mich ausführen. Ich möchte stolz auf ihn sein und mich mit ihm sehen lassen können. Er soll sich auf dem gesellschaftlichen Parkett sicher bewegen. Er soll natürlich auch auf mich stolz sein und mich leidenschaftlich begehren. Ein bisschen Macho gefällt mir.«
    Andrea, 44, Jeans und Bluse, Lehrerin in Stuttgart, verheiratet, drei Kinder, steht nur auf Männer, die praktisch veranlagt sind. »Einen Mann, der handwerklich nichts gebacken kriegt, schau ich nicht mal mit dem Hintern an! Und er muss sich um die Kinder kümmern. Mit den drei Jungs richtig was unternehmen, Staudämme bauen, auf dem Bolzplatz kicken und so. Eben ein aktiver und liebevoller Vater.«
    Für Anne, 54, sehr schlank, lässig-elegant, Klavierlehrerin, geschieden, zwei erwachsene Töchter und seit drei Jahren intensiv auf Partnersuche im Internet, sind ein gepflegtes Äußeres und der richtige Look unverzichtbar. »Beim letzten Date kam einer, der auf dem Foto im Internet ganz passabel aussah, in einem ungebügelten Hemd an!
    Dann sah ich noch die Sandalen, und das war auch schon das Aus. Ich brauche einen, der weiß, was man bei welchen Gelegenheiten trägt. Ich mag bei Männern zum Beispiel so einen relaxten Freizeitlook aus hochwertigen Polohemden und italienischen Slippern. Natürlich muss es auch sonst stimmen, also er sollte charmant sein und geistreich, bestens informiert und gut trainiert.«
    Und Christine, 48, vollbusig, raumgreifend, Radioredakteurin, getrennt lebend, zwei Söhne im Grundschulalter,meint: »Er muss irgendwie weltmännisch sein, sich auskennen in Politik, Kultur und Wirtschaft. Er sollte mehrere Sprachen sprechen, wie ich. Ich will einen, der geistig genauso drauf ist wie ich. Der meine Witze versteht. Und selbst Sinn für beißende Ironie und schwarzen Humor hat. Gut im Bett muss er auch sein und mich bitte schön einladen – zu edlen Tropfen und feinem Essen. Er muss mit mir auf Augenhöhe kommunizieren und soll mir intellektuell und finanziell was bieten können.«
    So weit meine Aufzeichnungen.
    Selbst wenn Er also nach dieser kleinen Bestandsaufnahme nicht so perfekt sein muss wie in Partnerbörsen und auf Reklamebildern – Frauen haben im Allgemeinen doch recht konkrete Vorstellungen davon, wie ihr Midlife-Traumtyp beschaffen sein soll; und sie wissen auch schon genau, welche Aufgaben er zu erfüllen hat.
    An den weiblichen Erwartungen hat sich im Laufe der Zeit erstaunlich wenig verändert – Emanzipation, eigene Berufstätigkeit, eigenes Geld hin oder her.
    Wenn der Mann optisch dem aktuellen Männerbild nicht entspricht, soll er das durch Humor und/oder eine machtvolle Ausstrahlung wettmachen. Gutes Geld soll er verdienen, und sich, nachdem die Kinder – so vorhanden – aus dem Gröbsten raus sind, wieder Zeit nehmen, um mit seiner Frau/Freundin auszugehen. Erst souverän aufs gesellschaftliche Parkett, dann kraftstrotzend-machohaft, doch zugleich sensibel-romantisch ins Bett. Luxuriöse Urlaube oder abenteuerliche Fernreisen sollten »jetzt aber!« drin sein – wo er schon so viel arbeitet. Und sie sind auch nötiger denn je, um spätestens im Nobelhotel das Liebesleben wieder in Gang zu bringen – »wie damals, Schatz!«. Dass frau ihn auch als einfühlsamen Zuhörer und Lebensberater braucht, versteht sich eigentlich von selbst, oder?
    Eierlegende Wollmilchsau?
    Die Kinder haben übrigens ebenfalls jede Menge Ansprüche an ihre Väter in der Lebensmitte. Oftmals sind das allerdings auch die Erwartungen der Mütter, die auf dem Umweg über die gemeinsamen Kinder an die Männer gestellt werden. So wird auf indirektem Weg zusätzlich Druck gemacht.
    In dieser Lebensphase ihrer Eltern gehen die Kids meist den steinigen Weg von der Pubertät bis zum Auszug von zu Hause. In vielen Gesprächen, die ich mit Jugendlichen geführt habe, kristallisierte sich heraus, dass sie sich einen Vater wünschen oder gewünscht hätten, mit dem sie am Strand herumtollen können, der ein Fußballass ist, einen tollen Beruf hat, der aber auch an ihrem Alltag liebevoll Anteil nimmt, ihnen außerdem den neuesten iPod kauft, die Privatschule, den Führerschein, das erste Auto, den Surf-/Reit-/Kletter-Urlaub, eine gute