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Wo die coolen Kerle wohnen

Wo die coolen Kerle wohnen

Titel: Wo die coolen Kerle wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Friedmann
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Ausbildung, Auslandsaufenthalte und eine kleine Eigentumswohnung finanziert.
    Die Kids wollen stolz auf ihn sein, mit ihm vor ihren Freunden angeben, weil Papa sie über alles liebt, weil er in der Welt wichtig, hoch angesehen, gerne auch berühmt – und wohlhabend ist. Und sie wollen einen Vater, der äußerlich jugendlich wirkt. Macht er allerdings demonstrativ »auf jung«, vielleicht indem er allzu modische Klamotten trägt oder sich den Jargon der Jugend anzueignen versucht, dann distanzieren sie sich ganz schnell: »Papa, du bist so was von peinlich!«
    Der Mann in der Lebensmitte als Rundum-sorglos-Paket für seine Kinder, als eierlegende Wollmilchsau für seine Partnerin? Da ist eigentlich schon klar, dass er sich drehen und wenden kann, wie er will, er wird niemals alles zur aller Zufriedenheit auf die Reihe kriegen. Und schon gar nicht zu seiner eigenen. Er ist oft in so hohem Maß auf Leistung gepolt und definiert sich und sein Mannsein so sehr über das, was er (ein-)bringt, dass er tiefer liegende seelische Bedürfnisse übersieht, es allen recht machen will und blindlings ackert bis zum Umfallen. Um sein Selbstbild aufrechtzuerhalten, das allzu oft nur ein Abziehbild des erwähnten Hochglanz-Klischees ist. Bis er mit Anfang, Mitte vierzig ins Straucheln gerät und – notgedrungen – anfängt nachzudenken. Oder um sich zu schlagen. Oder sich frei zu strampeln. Oder alles auf einmal.
    Davon handelt das nächste Kapitel.

Kapitel 3 – Feldforschung vor Ort
    Ein paar Fakten und was es mit der magischen Zahl Sieben auf sich hat
    Das sagt die Statistik
    Die Bilder des schönen Scheins propagieren einen Männertyp und einen Lebensstil für die mittleren Jahre, die es kaum noch gibt, beziehungsweise die es so wahrscheinlich auch nie gegeben hat. Denn diese Lebensphase ist von Natur aus zu schwierig für gänzlich ungetrübtes Glück: Die Kinder sind in der Pubertät, beginnen, sich von zu Hause abzunabeln, oder machen andere Sorgen; die eigenen Eltern werden alt, eventuell pflegebedürftig und sterben schließlich. Im Freundeskreis gibt es Hexenschüsse, jede Menge Trennungen und Scheidungen, Entziehungskuren, Herzinfarkte und erste Todesfälle, die nicht auf Unfälle zurückzuführen sind. Im Job drängen die jüngeren Kollegen nach und wechseln schon mal auf die Überholspur. Und diese grundsätzlich problematische Phase wird ganz aktuell durch die globale Finanzkrise und Unsicherheiten am Arbeitsmarkt noch zusätzlich belastet.
    Für den Midlife-Mann heißt das konkret: Sein Arbeitsplatz ist möglicherweise gefährdet, und Entlassungen machen auch vor den Chefetagen nicht halt. Der Versorger-Mann, der in dieser Altersgruppe noch meist die Regel ist, der viel Verantwortung auf sich geladen hat, weiß nicht, ob er auch im nächsten Jahr noch den Kredit fürs Eigenheim abzahlen, seine Familie ernähren und womöglich auch noch einen Zuschuss zum Pflegesatz der eigenen Eltern leisten kann.
    Mehr als jede dritte Ehe in Deutschland hält den Belastungen nicht stand und geht auseinander. Primetime für Ehescheidungen ist das Jahrzehnt zwischen vierzig und fünfzig. Wobei sich die Dauer der Ehen wieder verlängert hat: Die Paare, die 2010 in den deutschen Amtsgerichten offiziell »Nein!« zueinander sagten, waren im Durchschnitt immerhin 14 Jahre und zwei Monate lang verheiratet – 1992 hatten sie bis zur Scheidung nur 11 Jahre und sechs Monate durchgehalten.
    Statistiker mutmaßen, dass es, ganz unromantisch, ein Nebeneffekt der Finanzkrise sein könnte, der die Paare in Zeiten knapper Kassen länger zusammenhält, denn Scheidungen sind in der Regel mit hohen Folgekosten verbunden. Die sich verlängernde Ehedauer könnte aber auch damit zusammenhängen, dass die Partner in immer höherem Lebensalter den Bund der Ehe eingehen, dass sie reifer sind und sich ihre Entscheidung gründlicher überlegt haben.
    Wie auch immer: Auseinandergehen tun viele dann trotzdem. 187 000 Ehen wurden 2010 in Deutschland geschieden. Die Männer waren dabei im Durchschnitt knapp 45, die Frauen knapp 42 Jahre alt, und etwas weniger als die Hälfte von ihnen hatte Kinder unter 18 Jahren.
    Geschiedene Elternteile gehen neue Partnerschaften ein, in denen es bereits Kinder gibt und/oder aus denen nicht selten noch gemeinsame Kinder hervorgehen. Die neuen Familien müssen mit den alten irgendwie verknüpft werden, und bei alledem entstehen Konstellationen, die dermaßen neuartige psychosoziale Probleme aufwerfen, dass heute noch keiner

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