Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
überraschen. Er hatte darüber nachgedacht, wo sie wohl ihren Badeanzug aufbewahrte und wie er es schaffen konnte, ihn mit seiner eigenen Badehose und zwei Handtüchern in eine Tasche zu packen, ohne dass sie es bemerkte. Er hatte keine Möglichkeit dafür gesehen, also hatte er stattdessen behaupten wollen, dass sie einen Ausflug ins Schwimmbad unternehmen würden. Sein wahres Ziel hätte er ihr nicht verraten, bevor sie in der U-Bahn zur Victoria Station saßen.
Als er zwei Stunden später am selben Tag nach Hause gekommen war, hatte er sich noch immer das Gehirn nach einer guten Ausrede zermartert, warum er so früh am Morgen aufbrechen wollte. Dann bog er in die Dale Street ein und sah sich jäh etlichen Streifenwagen und einer hysterischen Meute von Nachbarn gegenüber.
Als er hörte, dass Angela tot war und Fifi ihre Leiche gefunden hatte, war sein erster Gedanke der, dass dies so kurz nach dem Verlust des Babys einfach zu viel für sie war.
Jetzt, vierzehn Tage später, wusste er nicht mehr weiter. Fifi brütete entweder schweigend vor sich hin oder sprach so lange von dem Mord, bis er am liebsten laut geschrien hätte. Es war offenkundig von größter Wichtigkeit, dass sie aus der Dale Street wegkamen, aber es würde einige Zeit dauern, bis sie eine andere Bleibe fanden, und für jedes anständige Quartier würde man eine hohe Kaution und eine Miete im Voraus verlangen. Da ihre Ersparnisse während der zwei Wochen, in denen er nicht hatte arbeiten können, stark zusammengeschmolzen waren, konnten sie so viel Geld im Augenblick nicht aufbringen.
Es gab nur eine Möglichkeit, zusätzliches Geld hereinzuholen: Er musste samstags wieder den ganzen Tag arbeiten. Doch da Fifis Launen so unberechenbar waren, würde sie vielleicht in Wut geraten, wenn er ihr das erzählte. »Wärst du an jenem Samstag wie früher zum Mittagessen nach Hause gekommen, wäre nicht ich diejenige gewesen, die Angela gefunden hätte«, hatte sie erst gestern gesagt.
Der Abend jenes Tages war der schlimmste seines ganzen Lebens gewesen. Zu dem Lärm und der Hektik draußen auf der Straße und Fifis Verzweiflung, während sie auf die Rückkehr der Muckles gewartet hatten, war er von Schuldgefühlen gepeinigt worden.
Er hätte zur Polizei gehen sollen, als Angela das letzte Mal verletzt worden war. Aber er hatte selbstgefällig angenommen, das Kind wäre in Sicherheit, sobald er Alfie verwarnt hatte. Wie konnte man so dumm sein zu glauben, ein Ungeheuer wie Alfie ließe sich allein durch die Androhung einer ordentlichen Tracht Prügel aufhalten?
Alfie und Molly waren des gemeinschaftlichen Mordes angeklagt worden und saßen in Brixton beziehungsweise in Holloway im Gefängnis. Auch Mike war in Brixton, da die Polizei ihn für einen Komplizen hielt. Niemand wusste genau, wo sich Dora aufhielt, aber man nahm allgemein an, dass sie in einer Anstalt untergebracht worden war. Dan hoffte inbrünstig, dass Alfie und Molly gehängt werden würden, doch er würde sich immer dafür schämen, dass er nicht mehr getan hatte, um Angela zu schützen.
Je mehr Fifi ihm von den Ereignissen jenes Tages erzählte, desto wütender wurde er auf sich selbst. Er wusste, es wäre richtig gewesen, Fifi darüber reden zu lassen, bis sie wieder zu sich kam, aber er konnte es nicht ertragen, von diesen Dingen zu hören.
»Ihr beide hattet in letzter Zeit nicht viel Glück«, brach Chas in Dans Gedanken ein.
»Das kannst du laut sagen«, antwortete Dan mit einem müden Seufzen.
Noch vor kurzem hatte er geglaubt, alles zu haben, was ein Mann sich wünschen konnte. Eine schöne Frau, die ein Kind erwartete, eine Arbeit, die er liebte, und gute Freunde, und er hatte gehofft, schon bald genug Geld zu haben, um damit ein eigenes Haus anzahlen zu können.
Dann war er überfallen worden, und Fifi hatte ihr Baby verloren. Und kurz darauf war Angela gestorben.
Jetzt sah es so aus, als würde auch ihre Ehe zerbrechen.
»Wenn ich an deiner Stelle wäre, Kumpel, würde ich ihr eine Ohrfeige verpassen und sie für eine Weile zu ihrer Mum verfrachten«, meinte Chas mit einem Kichern. »Du könntest abends mit uns in den Pub kommen, dir ein paar hübsche Vögel anlachen und dich ordentlich amüsieren.«
Dan versteifte sich unwillkürlich. Chas sprach oft davon, Frauen zu schlagen, und nach seinem eigenen Eingeständnis hatte er seine Frau und zwei Kinder im Stich gelassen. Er war älter als Dan, etwa Mitte dreißig, aber mit seinem Beatles-Haarschnitt und den scheinbar
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