Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
unschuldigen blauen Augen wirkte er weit jünger, und die Mädchen flogen förmlich auf ihn. »Ich habe mir alle hübschen Vögel angelacht, die ich haben wollte«, erwiderte Dan scharf. »Und ich habe noch nie im Leben eine Frau geschlagen. Ich verachte Männer, die das tun.«
Mit diesen Worten stand er auf und kehrte zu seiner Arbeit zurück, während Chas ihm mit offenem Mund nachstarrte.
Während Dan Ziegelsteine vermauerte und im Geiste durchrechnete, wie viele Samstagnachmittage er würde arbeiten müssen, um das Geld zu verdienen, das sie brauchten, saß Fifi in der Wohnung und weinte.
Es waren inzwischen zwei Wochen vergangen, aber über der Dale Street lag noch immer eine Atmosphäre von Düsternis, und man gewann den Eindruck, dass die Nachbarschaft auf Dauer Schaden gelitten hatte.
Zum Teil lag das daran, dass die Polizei noch immer jeden verhörte, der bekanntermaßen einen Groll gegen die Muckles hegte. Frank war noch einmal zum Polizeirevier gebracht und stundenlang befragt worden. Stan hatte man noch länger dortbehalten. Keiner der beiden Männer hatte Näheres über sein Verhör berichtet, was weiteren Grund zu Klatsch und Tratsch gab. Anscheinend versuchte die Polizei auch, die Identität der Kartenspieler zu ermitteln, die am Freitagabend vor dem Mord bei Alfie gewesen waren.
Da Detective Inspector Roper ihr erklärt hatte, Angela sei am Samstagmorgen getötet worden, lange nachdem die Kartenspieler gegangen waren, verstand Fifi nicht, warum diese Nachforschungen von Belang sein sollten. Aber vermutlich musste die Polizei mit jedem sprechen, um sich einen Eindruck von Alfies und Mollys Stimmung am vorangegangenen Abend zu verschaffen.
In der vergangenen Woche waren Fifi und Dan in den Pub gegangen, um sich ein wenig zu entspannen. Aber anschließend hatten sie sich nur noch schlechter gefühlt, denn statt des erhofften Frohsinns hatten sie lediglich feststellen müssen, dass viele der Stammkunden sich in Kneipenanwälte verwandelt hatten und darüber diskutierten, ob Alfie hängen oder lebenslänglich eingesperrt werden sollte. Außerdem gab es dann noch jene, die damit prahlten, mehr über den Fall zu wissen als die anderen.
Einer dieser Männer, Johnny Milkins, ein ausgebuffter Typ, dem ein großer Gerüstbaubetrieb und -verleih gehörte, behauptete, Freunde bei der Polizei zu haben. Er meinte, die Polizei sei noch nicht endgültig davon überzeugt, dass Alfie oder Molly Angela getötet hatten. Diese Behauptung taten die anderen natürlich geringschätzig ab; sie glaubten nicht einmal, dass Johnny tatsächlich Freunde bei der Polizei hatte. Aber es musste so sein – Fifi wusste es –, denn er hatte etwas gesagt, das er nur von einem der Beamten gehört haben konnte, die am Schauplatz des Verbrechens gewesen waren.
Johnnys genaue Worte waren: »Ein Kerl, der pervers genug ist, um seine eigene siebenjährige Tochter zu ficken, würde sich nicht die Mühe machen, sie mit einem sauberen Laken zuzudecken. Das hat jemand anderer getan, nachdem sie erstickt wurde.«
Schon sehr bald nach dem Mord war auch der sexuelle Missbrauch durchgesickert. Und dieses Wissen war es, das bei den Menschen wilden Hass und Abscheu erregte. Aber das Laken war nie erwähnt worden.
Fifi ging im Geiste noch einmal jede noch so winzige Einzelheit dessen durch, was sie an jenem Tag in Nummer elf gesehen hatte. Das saubere Laken war das Einzige, das nicht ins Bild passte. Jedes Bett im Haus war wie ein schmutziges Rattennest gewesen, warum also sollte Alfie auch nur auf den Gedanken gekommen sein, nach einem sauberen Laken zu suchen, um das Kind zuzudecken? Fifi hatte gedacht, es könnte vielleicht in einem Augenblick der Reue geschehen sein. Oder vielleicht war darin lediglich der Versuch zu sehen, Angela zu verbergen, für den Fall, dass ein anderes Familienmitglied die Tür öffnete. Aber was auch immer der Grund dafür gewesen sein mochte – es passte weder zu Alfie noch zu sonst jemandem aus der Familie.
Doch wenn Angela nicht von ihrem Vater oder ihrer Mutter getötet worden war, bedeutete das, dass der wahre Mörder sich noch auf freiem Fuß befand. Er konnte mitten unter ihnen leben, im Pub mit ihnen trinken, im Laden an der Ecke einkaufen. Jedes Kind in der Nachbarschaft konnte sein nächstes Opfer sein!
Fifi versuchte nach Kräften, diese vage Angst zu unterdrücken, denn sie schien vollkommen unbegründet zu sein, doch je länger sie über die Dinge nachgrübelte, die John Milkins gesagt hatte, desto
Weitere Kostenlose Bücher