Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Titel: Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
Vom Netzwerk:
umgehen zu können. Das Leben ist dazu da, es zu genießen. Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie allzu viel Spaß haben, trotz Ihrer schönen Wohnung und Ihrer guten Stellung.«
    Die ältere Frau zuckte die Schultern. »Wenn Spaß bedeutet, dass man in den Pub geht und sich bis zur Besinnungslosigkeit betrinkt, dann kann ich gut darauf verzichten. Aber glauben Sie mir, Fifi, die Menschen hier werden Ihr Leben nicht bereichern, im Gegenteil, sie werden hinter Ihrem Rücken über Sie lachen, und sie werden Sie aussaugen und mit sich hinabziehen.«
    »Das ist Unsinn«, beharrte Fifi.
    »Nein, ist es nicht.« Miss Diamond schüttelte den Kopf. »Es ist lediglich eine Tatsache des Lebens. Sie hegen einen Groll gegen Sie, weil Sie gebildet und schön sind, sie missgönnen Ihnen all die guten Dinge, die Sie besitzen, Dinge, die im Leben dieser Menschen nicht vorkommen. Und jetzt hegen sie einen umso größeren Groll gegen Sie, weil Sie den Mut hatten, in dieses Haus zu gehen und nach Angela zu suchen.«
    »Das ist nicht wahr.« Fifi begann zu weinen.
    »Natürlich ist es wahr! Machen Sie die Augen auf, Kind. Diese Leute fühlen sich schuldig, weil sie wissen, dass sie schon vor Jahren etwas hätten unternehmen sollen. Selbstverständlich würden sie Ihnen sagen, dass es gegen ihre Ehre ginge, jemanden zu verpfeifen, doch das ist nichts als heiße Luft. In Wahrheit haben die meisten Bewohner dieser Straße mit ziemlicher Sicherheit selbst etwas zu verbergen, daher würden sie es nicht wagen, etwas gegen einen Nachbarn zu unternehmen – sie haben Angst, ihre eigenen Geheimnisse könnten herauskommen.«
    »Dann kann ich Sie also nicht für mich gewinnen?«, fragte Fifi unter Tränen. »Meine Familie hat mich verstoßen, weil ich einen Mann aus der Arbeiterklasse geheiratet habe, aber bei seinesgleichen bin ich ebenfalls nicht willkommen! Was soll ich also tun?«
    »Nach allem, was ich gehört habe, gilt Dans Treue niemand anderem als Ihnen. Also sehen Sie zu, dass Sie von hier fortkommen. Freunden Sie sich mit intelligenten, liberal denkenden Menschen an. Hören Sie auf, sich in Selbstmitleid zu suhlen, und vor allem: Hören Sie auf, darüber nachzugrübeln, was auf der anderen Straßenseite vorgefallen ist. Wenn Sie so weitermachen, werden Sie Dan verlieren.«
    Mit diesen Worten drehte Miss Diamond sich um und ließ Fifi sprachlos stehen, um den Rest der Treppe zu kehren.
    Nach dem Gespräch mit ihrer Nachbarin zitterte Nora Diamond innerlich, und statt noch das Badezimmer zu putzen, wie sie es vorgehabt hatte, ging sie in ihre Küche und holte ihre Sherryflasche heraus. Sie missbilligte es, tagsüber zu trinken, aber Fifi hatte ihre Seelenruhe zerstört, und ein kleines Glas Sherry und eine Zigarette würden sie beruhigen.
    Sie hatte eigentlich nicht so schroff zu der jungen Frau sein wollen, doch Fifis Bemerkung, sie müsse die Leute gesehen haben, die dort drüben ein und aus gegangen seien, hatte einen Nerv getroffen, sodass sie plötzlich das Bedürfnis gehabt hatte, sich zu verteidigen. Sie wusste nur allzu gut, dass sie zur Polizei gehen und den Namen des Mannes nennen sollte, den sie mehrfach in Nummer elf gesehen hatte. Aber wie hätte sie das tun können? Die Beamten würden fragen, woher sie ihn kenne, und das könnte sie nicht preisgeben. Außerdem hatte sie am Abend vor dem Mord keinen der Kartenspieler gesehen. Warum sollte sie sich in Gefahr bringen, obwohl ihre Informationen die Nachforschungen am Ende vielleicht gar nicht weiterbringen würden?
    Der süße Sherry beruhigte sie, aber sie schämte sich noch immer für ihr Verhalten Fifi gegenüber. Fifi Reynolds war ein liebes Mädchen, und es war offenkundig, dass die Dinge, die sie im Haus auf der anderen Straßenseite erlebt hatte, sie furchtbar mitnahmen. Aber Nora konnte ihr nicht helfen, sie hatte ihre eigenen Sorgen, und im Gegensatz zu Fifi hatte sie keinen Mann, der sie beschützte.
    Als Fifi später am Morgen das Wohnzimmer aufräumte, trieb ihr die Erinnerung an das Gespräch mit Miss Diamond die Schamesröte in die Wangen.
    Sie hätte das Ganze gern mit einem Schulterzucken abgetan – was wusste diese Frau schon? Trotz ihrer guten Herkunft und ihrer herablassenden Art lebte sie schließlich noch immer hier.
    Aber sie konnte nicht alle Äußerungen ihrer Nachbarin abtun. Miss Diamond hatte praktisch gesagt, dass Fifi dumm, schwach und irregeleitet sei. Ihre Mutter dachte mehr oder weniger genauso über sie. Aber so war sie doch nicht,

Weitere Kostenlose Bücher