Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
durchgemacht, seit Sie Ihr Baby verloren ’aben, Fifi. Bringen Sie nicht noch mehr Kummer in Ihr Leben, indem Sie auch nur einen Augenblick auf diese Familie verschwenden.«
Yvette stellte den Kaffeebehälter auf ein Tablett. »Wir ge’en ins Wohnzimmer«, schlug sie vor. »Sie trinken eine Tasse Kaffee, wir plaudern ein wenig, dann ge’en Sie wieder nach ’ause.«
Es war eine große Enttäuschung, dass Yvette ihr nicht mit ihrer gewohnten warmherzigen Art begegnete. In der Vergangenheit hatte sie immer so viele Fragen gestellt; sie hatte sich selbst für die langweiligsten Dinge des Alltags interessiert. Als Fifi ihr erzählte, was Miss Diamond zu ihr gesagt hatte, zuckte sie lediglich die Schultern, und nach Fifis Klage darüber, dass Dan mit ihr nicht über Angelas Tod reden wollte, seufzte sie.
»Warum sollte er das auch tun?«, fragte sie. »Im Krieg ’aben wir schreckliche Dinge gesehen, aber danach mussten wir sie beiseite- schieben und weitermachen. Genauso ist es jetzt auch. Angela ist im ’immel besser aufgehoben, und die anderen Kinder sind glücklicher in ihrem neuen Zu’ause. Ich nehme an, Dan ’at das Gefühl, dass es einfach nicht mehr zu sagen gibt.«
»Ich kann das nicht so sehen«, erwiderte Fifi hitzig. »Es gibt so vieles, was einfach nicht passt. Wir wissen nicht einmal mit Sicherheit, ob es Alfie war, der Angela getötet hat, die Polizei äußert sich nicht dazu. Ich habe eine Frau im Laden sagen hören, dass Alfies ältere Töchter von ihm schwanger geworden seien. Ist das wahr?«
»Das weiß ich nicht«, erklärte Yvette und wandte den Blick ab, als wünschte sie, sie hätte Fifi niemals hereingelassen. »Aber Sie sollten sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, Fifi.«
»Irgendjemand sollte es tun, wenn es wahr ist!« Fifis Stimme schwoll an vor Ärger. »Wenn die Leute wirklich gedacht haben, dass er den älteren Mädchen das angetan hat, und wenn sie damals schon etwas unternommen hätten, wäre Angela vielleicht nicht gestorben.«
»Vielleicht«, sagte Yvette. »Doch Alfie wird sich eines Tages vor einer ’öheren Autorität verantworten müssen, geradeso wie Sie und ich.«
Fifi begann zu weinen. Sie hatte erwartet, Yvette würde genauso empfinden wie sie selbst. »Spüren Sie denn nicht all das Böse in dieser Straße?«, schluchzte sie. »Wir sind alle zum Teil mitverantwortlich für das, was geschehen ist. Aber wir waren zu feige, Molly und Alfie die Stirn zu bieten.«
Yvette zuckte abermals die Schultern. »Das Böse war schon immer in der Dale Street, es gibt ’ier viele gescheiterte Existenzen.«
»Wie meinen Sie das?« Fifi schnüffelte.
»Vielleicht müssen sie alle mit irgendetwas Schrecklichem aus ihrer Vergangen’eit leben. Sie können nicht so wie Sie für Angela empfinden, weil sie all ihre Tränen für sich selbst verbraucht ’aben.«
Fifi hielt einen Moment lang inne, um über diese Bemerkung nachzudenken. »Sind Sie auch so?«, fragte sie schließlich.
»Ich glaube, ja«, nickte Yvette. »Aber Sie, Fifi, Sie ’aben so viel – Liebe, Jugend, Schön’eit und Intelligenz, Ihr Leben ist gut.«
Das klang wie eine Neuauflage der Strafpredigt, die Miss Diamond ihr gehalten hatte. »Es fühlt sich aber nicht gut an«, stieß Fifi unter Tränen hervor.
»Ich denke, es wird Zeit, dass Sie erwachsen werden und sich vor Augen ’alten, wie viel Glück Sie ’aben«, sagte Yvette spitz. »Viele von uns mussten ohne Eltern groß werden. Ja, Sie ’aben Ihr Baby verloren, doch dasselbe geschieht vielen Frauen, und eines Tages werden Sie ein anderes Kind bekommen. Ge’en Sie jetzt nach ’ause, denken Sie an all die Dinge, die Sie ’aben, und seien Sie dankbar dafür.«
Fifi fühlte sich vollkommen entmutigt. Dan hatte die Geduld mit ihr verloren, Miss Diamond hatte abschätzig auf sie reagiert, und jetzt speiste Yvette sie mit Plattitüden ab und schickte sie wieder nach Hause.
»Es tut mir leid, dass ich Ihre Zeit in Anspruch genommen habe«, sagte sie schwach, dann stand sie auf und wischte sich die Tränen vom Gesicht. »Ich wollte Ihnen nicht zur Last fallen.«
Kapitel 12
D as Radio spielte She Loves You, einen neuen Song der Beatles, und Fifi sang laut mit, während sie das Bett frisch bezog. Es war ein schwieriges Unterfangen mit einem Gipsarm. Als es an der Tür klingelte, ignorierte sie das Läuten, da sie annahm, dass irgendjemand zu Frank wollte. Aber das Klingeln hörte nicht auf, und so ließ sie die Decken fallen und ging nach unten.
So
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