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Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Titel: Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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er wollte nichts davon hören.
    Aber wie sollte sie mit den Bildern jenes Tages in ihrem Kopf umgehen, wenn niemand sie darüber sprechen ließ? Außerdem musste sie wissen, was geschehen war, wer die Tat begangen hatte und warum. Bevor sie auf diese Fragen keine Antworten hatten, würden all diese Dinge sie verfolgen. Früher einmal hatte Dan sich so verständnisvoll gezeigt. Warum war er jetzt so anders?
    Doch Dan war nicht der Einzige, der nicht mit ihr reden wollte. Miss Diamond schützte Eile vor, wann immer sie Fifi begegnete. Frank öffnete ihr nicht die Tür, wenn sie anklopfte. Stan schenkte ihr zwar ein trauriges Lächeln, ließ sich aber in kein Gespräch verwickeln, und Yvette war anscheinend überhaupt nicht mehr zu Hause.
    Sie mussten doch alle die gleichen Gedanken und Fragen haben, die sie selbst bewegten? Wenn die Muckles Angela getötet hatten, was hatten sie dann mit ihrem Leichnam vorgehabt? Hatten sie das Kind in ihrem Garten vergraben wollen? Oder wollten sie einen Wagen mieten und die Leiche irgendwo hinbringen? Wie hatten sie Angelas Verschwinden erklären wollen? Und hätte irgendjemand genug Interesse an dem Kind gezeigt, um Fragen zu stellen?
    Und wenn nicht die Muckles die Mörder des Kindes waren, was war dann in Nummer elf geschehen? Wer waren diese Leute, deren Namen Alfie nicht nennen wollte? Es war einfach zu viel, ständig über diese Dinge nachgrübeln zu müssen.
    Kurz nach neun Uhr hörte Fifi Miss Diamond wie jeden Samstagmorgen die Treppe fegen. Nachdem Fifi sich das Handgelenk gebrochen hatte, hatte ihre Nachbarin auch die Treppe zu ihrer Wohnung mit übernommen.
    Von dem verzweifelten Wunsch erfüllt, mit jemandem zu reden, stand Fifi auf, zog sich eine Jeans und eine Bluse an und öffnete die Schlafzimmertür. Miss Diamond stand nur wenige Stufen unter ihr auf der Treppe und hantierte mit einer kleinen, steifen Bürste und einem Kehrblech. Sie hatte den blauen Nylonkittel an, den sie stets bei der Hausarbeit trug, aber ihr Haar war so tadellos frisiert wie immer.
    »Ich werde diesen Teil der Treppe wieder übernehmen können, sobald der Gips runter ist«, sagte Fifi. »Und ich werde dann Ihre Treppe mit übernehmen, weil Sie so lange für mich geputzt haben.«
    »Sie werden Ihren Gips jetzt bald wieder los sein, nicht wahr?«, fragte die ältere Frau und blickte lächelnd zu Fifi auf. »Sie können es sicher kaum erwarten.«
    »Es ist jetzt nur noch gut eine Woche«, antwortete Fifi. »Ich freue mich so sehr darauf, mich in der Badewanne aalen zu können; es ist nicht dasselbe, wenn man einen Arm aus dem Wasser halten muss. Und es wird schön sein, wieder zur Arbeit zu gehen.«
    »Ich denke oft, dass es schön wäre, nicht zur Arbeit gehen zu müssen.« Miss Diamond hielt nachdenklich inne. »Aber so verlockend die Vorstellung auch erscheint, den ganzen Tag für mich zu haben, würde ich mich bestimmt in kürzester Zeit langweilen. Außerdem denke ich, dass ich auch meine Kollegen vermissen würde, obwohl ich immer über sie schimpfe.«
    Fifi war sehr froh darüber, dass ihre Nachbarin zu einer Unterhaltung aufgelegt zu sein schien.
    »Mir fehlen Menschen, mit denen ich reden kann«, gestand sie. »Ehrlich gesagt, bin ich seit Angelas Tod ziemlich verzweifelt. Die Sache lässt mir einfach keine Ruhe.«
    Miss Diamond warf ihr einen scharfen Blick zu. »Sie müssen dagegen angehen«, erklärte sie energisch. »Die Muckles sind eine abscheuliche Bande, und es lohnt sich nicht, auch nur eine Sekunde lang über sie nachzudenken.«
    »Wollen Sie denn nicht wissen, was genau da passiert ist? Haben Sie nicht auch viele Fragen? Sie müssen doch die Leute gesehen haben, die dort drüben ein und aus gegangen sind. Können Sie der Polizei nicht einige von ihnen beschreiben?«
    »Nein, ich will nicht wissen, was dort vorgefallen ist.« Die ältere Frau klang entrüstet. »Ich habe mein Möglichstes getan, die Muckles und all ihre Besucher zu ignorieren. Diese Familie ist absoluter Abschaum, Tiere, die eingeschläfert gehören. Natürlich ist es schrecklich, dass das kleine Mädchen tot ist, aber zumindest wird es nicht mehr leiden müssen. Und wir haben endlich ein wenig Frieden.«
    Diese zynische Betrachtungsweise schockierte Fifi. »Wie können Sie einen Frieden genießen, der durch den Tod eines Kindes gewonnen wurde?«
    Miss Diamond stützte sich auf das Geländer und sah Fifi eindringlich an. »Sie erinnern mich an mich selbst, als ich in Ihrem Alter war«, sagte sie.

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