Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
glücklich wie heute war sie lange nicht gewesen. Zum Teil lag es an der wundervollen Liebesnacht, die sie mit Dan verlebt hatte. Dies wiederum hatte seinen Grund darin, dass sie nach ihren Gesprächen mit Miss Diamond und Yvette gründlich über sich nachgedacht und beschlossen hatte, ihr Verhalten zu ändern.
Dan und sie hatten am Sonntagnachmittag Zeitungsannoncen studiert und festgestellt, dass es offensichtlich reichlich freie Wohnungen gab, und den ganzen Montag und Dienstag hatte sie darauf verwandt, sich bei verschiedenen Maklern einzutragen. Doch vor allem war sie glücklich darüber, dass man ihr am nächsten Tag den Gips abnehmen würde. Am Montag, also in fünf Tagen, würde sie ihre Arbeit wiederaufnehmen können. Später am Tag hatte sie noch einen Termin beim Frisör, und sie überlegte, ob sie für den morgigen Abend etwas Besonderes kochen sollte, um zu feiern.
Noch bevor sie die Tür erreicht hatte, klingelte es ein drittes Mal.
»Ist ja schon gut, ich komme«, rief sie. Hoffentlich ist es nicht wieder die Polizei, dachte sie. Jetzt, da sie versuchte, die ganze Angelegenheit hinter sich zu lassen, wollte sie auf keinen Fall, dass irgendjemand das Thema wieder aufbrachte.
Sie öffnete die Tür, und zu ihrem Erstaunen stand ihre Mutter vor ihr. Fifi war so überrascht, dass sie im ersten Moment nicht sprechen konnte.
»Nun sag doch etwas«, verlangte Clara. »›Komm herein‹ wäre zum Beispiel ganz nett.«
»Es tut mir leid, ich war einfach so überrascht«, erwiderte Fifi, die vor Schreck beinahe stotterte. »Was machst du in London?«
»Dein Vater hat einen Termin mit jemandem vom King’s College, daher dachte ich, ich nutze die Gelegenheit, um dich zu besuchen.«
Seit sie in die Dale Street gezogen waren, hatte Fifi nichts mehr gefürchtet als einen Überraschungsbesuch ihrer Eltern. Obwohl sie erleichtert darüber war, das Wohnzimmer am Morgen geputzt zu haben, graute ihr bei dem Gedanken, was ihre Mutter von der Küche auf dem Treppenabsatz halten würde.
Fifi bat sie herein und küsste sie sogar auf die Wange, dann führte sie sie nach oben in die Wohnung. Clara schien überrascht zu sein, dass sie den Arm noch immer in Gips trug. Hatte sie ihn sich nicht bereits vor über sechs Wochen gebrochen?
»Wie hübsch«, sagte Clara, als Fifi sie ins Wohnzimmer führte. Aber es klang nicht nach einem ernst gemeinten Kompliment, sondern eher nach einer Zurschaustellung der guten Manieren, deren ihre Mutter sich immer gerühmt hatte. »Die Straße macht einen ziemlich furchtbaren Eindruck«, fügte sie hinzu und trat ans Fenster. »In welchem Haus ist dieses Kind denn ermordet worden?«
Fifi seufzte entmutigt. »Dann hast du also davon gehört?«
»Nun, natürlich habe ich davon gehört, es stand ja in allen überregionalen Zeitungen«, erwiderte Clara schroff. »Du hättest es uns selbst erzählen können, dann hätten wir nicht aus der Zeitung von deiner Verwicklung in dieser Angelegenheit erfahren müssen.«
»Da ihr nicht besonders mitfühlend wart, nachdem ich mein Baby verloren hatte, habe ich nicht geglaubt, dass euch der Tod eines wildfremden Kindes allzu sehr interessieren würde«, sagte Fifi schneidend.
»Eine grässliche Angelegenheit«, sprach Clara weiter, beinahe so, als hätte sie die Worte ihrer Tochter nicht gehört. »Ist es dieses Haus dort? Das, in dem keine Gardinen hängen?«, fragte sie und deutete auf Nummer elf. »Weiß man schon, ob es die Mutter oder der Vater war?«
»Ja, es war dieses Haus, und nein, wir wissen nicht mit Sicherheit, wer von beiden es getan hat oder ob es vielleicht sogar jemand anderer war. Aber ich möchte lieber nicht darüber reden, Mum. Ich versuche, die ganze Angelegenheit zu vergessen. Wie geht es Patty? Ist sie immer noch mit Michael zusammen?«
Fifi hatte am Montag einen sehr witzigen Brief von ihrer Schwester bekommen. Sie schrieb, dass Michael sie zunehmend langweilte, weil er immer nur mit ihr im Haus hocken und fernsehen wollte. Sie erzählte auch, dass er nicht einmal genug Feuer habe, um sie zu verführen.
»Michael ist ein guter Junge«, antwortete Clara ausweichend und ohne sich vom Fenster abzuwenden. »Oh! Ein Kohlenhof direkt in der Nachbarschaft! Wie schrecklich.«
»In Ordnung, Mum.« Fifi beschloss, es mit Humor zu versuchen. »Die Straße mitsamt dem Kohlenhof und dem ortsansässigen Kindsmörder ist abscheulich. Die meisten der Nachbarn sind das, was du ›nicht standesgemäß‹ nennen würdest. Und obendrein
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