Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
werde ich als Zeugin vor Gericht aussagen müssen. Aber um die Dinge einmal von der positiven Seite zu betrachten, kann ich dir mitteilen, dass Dan und ich nach einer neuen Wohnung suchen. Morgen werde ich meinen Gips los, und nächste Woche gehe ich wieder zur Arbeit.«
»Das ist keine Angelegenheit, über die man Scherze macht.« Clara drehte sich zu ihrer Tochter um, und ihre Züge waren starr von Missbilligung. »Was hast du dir nur dabei gedacht, in eine solche Gegend zu ziehen?«
»Die Wohnung war billig, und vor allem war sie noch zu haben.« Fifi zuckte die Schultern. »Also, möchtest du lieber Tee oder Kaffee? Soll ich dir ein Sandwich zurechtmachen? Oder möchtest du lieber irgendwo hingehen, wo es dir besser gefällt?«
Clara setzte sich. Sie sah aus, als suchte sie Streit, wüsste jedoch, dass das nicht klug wäre. »Tee wäre schön«, meinte sie forsch. »Die Vorhänge sind sehr hübsch. Hast du sie selbst genäht?«
Fifi ging in die Küche hinüber und zündete das Gas unter dem Kessel an. »Nein, das war Yvette, die Dame auf der anderen Straßenseite«, rief sie. »Sie ist Französin und eine fabelhafte Schneiderin. Sie näht Kleider für reiche Frauen in Chelsea und Kensington. Und diese Seidenkissen hat sie mir zum Einzug geschenkt.«
Als Fifi wieder ins Wohnzimmer kam, begutachtete ihre Mutter gerade eines der Kissen.
»Wenn sie so nähen kann und wohlhabende Kundinnen hat, warum lebt sie dann hier?«, fragte Clara.
»Es ist in London sehr schwierig, Wohnungen zu finden«, erklärte Fifi. »Ich war während der letzten Tage bei verschiedenen Maklern. Es ist fast unmöglich, für weniger als fünfzehn Pfund die Woche etwas zu finden, das halbwegs zentral liegt.«
»Fünfzehn Pfund die Woche!«, rief Clara aus. »Dafür könntest du in Bristol eine Villa mieten.«
Beim Tee erfuhr Fifi, dass Robin jetzt eine Freundin namens Anna hatte, die ihre Mutter unaussprechlich dumm fand. Peter trank ihrer Meinung nach zu viel, und sie verstand nicht, warum Patty Michaels langsam überdrüssig wurde.
Fifi musste lächeln. Es war das erste Mal, dass sie ihre Mutter über ihre anderen Kinder klagen hörte.
»Es ist nur vernünftig, zu Hause zu bleiben und Geld zu sparen, wenn man heiraten will«, fuhr Clara fort. »Patty weiß ihr Glück einfach nicht zu schätzen. Die meisten jungen Männer heutzutage wollen vor allem protzige Autos. Michael ist so vernünftig; er fährt Fahrrad.«
»Ich glaube nicht, dass sich allzu viele Mädchen zu ›vernünftigen‹ Männern hingezogen fühlen«, gab Fifi zurück, die alle Mühe hatte, sich ihre Erheiterung nicht anmerken zu lassen. »Außerdem habe ich nicht den Eindruck, dass Patty Michael heiraten will.«
»Ich begreife nicht, was sie gegen ihn einzuwenden hat! Er hat eine gute Stellung bei einer Bank, und er ist ausgesprochen verlässlich.«
Patty hatte Michael als einen jungen Mann mit Puddinggesicht beschrieben, der keinen Funken Abenteuersinn hatte und meist nach Schweiß roch, weil er Nylonhemden trug. Jetzt, da Fifi wusste, dass er Fahrrad fuhr und in den Augen ihrer Mutter »ausgesprochen verlässlich« war, war sie davon überzeugt, ihn auf den ersten Blick zu verabscheuen.
»Die Ehe ist für junge Frauen heutzutage nicht mehr das Wichtigste im Leben«, sagte sie. »Ich bin froh, dass Patty nicht glaubt, sie müsse den ersten Mann heiraten, der ihr einen Antrag macht.«
»So wie du es getan hast?«, gab Clara gereizt zurück.
»Dan war nicht der Erste, der mir einen Antrag gemacht hat. Das war Hugh«, erwiderte Fifi gelassen und ermahnte sich, den Köder ihrer Mutter nicht zu schlucken. »Und ich bedauere es ganz gewiss nicht, ihn geheiratet zu haben. Wir sind sehr glücklich miteinander – nächsten Monat ist unser erster Hochzeitstag.«
»Dessen bin ich mir nur allzu bewusst. Seit dem Tag deiner Heirat kann ich nachts nicht mehr schlafen. Am Ende musste ich zum Arzt gehen und mir Tabletten verschreiben lassen. Ich wünschte, ich könnte dir begreiflich machen, was du unserer Familie angetan hast.«
Diese Bemerkung konnte Fifi nicht ignorieren. »Was genau habe ich unserer Familie angetan?«
»Die Jungen kommen kaum noch nach Hause, Patty ist nicht mehr dieselbe, und dein Vater gibt an allem mir die Schuld.«
»Es liegt nicht an mir, dass die Jungen nicht mehr unter deinem Pantoffel stehen. Es ist ein Zeichen, dass sie erwachsen werden. Aus demselben Grund verändert sich auch Patty. Und wenn du nachts nicht schlafen kannst, nur weil ich
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