Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
der Typ, der irgendjemandem zur Last fiel, erst recht nicht jemandem wie seinem Boss. Er musste ernsthaft krank sein.
»Oh mein Gott«, rief sie aus. »Was hat er denn?«
Martin zuckte die Schultern. »Der Boss meinte, es sei eine Art Fieber, mit hoher Temperatur und allem Drum und Dran. Er ist zu schwach, um aufzustehen.«
»Hat der Boss einen Arzt gerufen?«
»Keine Ahnung, aber ich nehme es an«, antwortete Martin. »Er hat uns lediglich aufgetragen, Sie zu holen.«
Fifi hatte keine Ahnung, wo Eltham lag, was für eine Gegend es war oder wie lange die Fahrt dorthin dauerte. Aber während sie weitere Fragen nach Dan stellte und jedes Mal nur eine sehr kurze, bisweilen sogar schroffe Antwort bekam, gewann sie den Eindruck, dass die Männer es übel nahmen, von ihrem Arbeitgeber als Taxichauffeure eingesetzt zu werden.
Zu ihrer Angst um Dan kam noch eine andere Sorge: Was würde man in der Kanzlei sagen, wenn sie nicht zur Arbeit kam? Es würde einen schlechten Eindruck machen, nachdem sie erst am vergangenen Tag die Arbeit wieder aufgenommen hatte. Aber ihre Hauptsorge galt Dan, und sie fragte sich, ob er Samstagnacht vielleicht im Freien geschlafen und sich eine Erkältung zugezogen hatte. Es war schließlich nass und kalt gewesen, und wenn er sehr viel getrunken hatte, war es ihm möglicherweise nicht aufgefallen. Wenn er nun eine Lungenentzündung hatte?
»Ich dachte, Arnie wohne in Essex«, bemerkte sie, als ihr plötzlich etwas einfiel, das Dan ihr einmal erzählt hatte.
»Wer?«, fragte Martin, ohne sich umzudrehen.
»Der Boss«, sagte sie.
»Oh, der ist nur ein vergleichsweise kleines Licht«, erwiderte Martin hochtrabend. »Er leitet lediglich die Baustelle. Der eigentliche Boss ist Ken, doch er kommt nicht allzu oft zu uns heraus, er ist mehr mit der Planung der Arbeiten beschäftigt.«
»Oh, ich verstehe«, murmelte Fifi und verfiel wieder in Schweigen.
Sie kamen durch New Cross und Lewisham, Orte, von denen sie zwar gehört, die sie aber bisher nie gesehen hatte.
»Sind wir jetzt bald da?«, erkundigte sie sich, als sie sah, dass sie hinter den viktorianischen Reihenhäusern von Lewisham rechts einbogen und auf eine breitere, freundlichere Straße mit vielen Bäumen und einigen neu gebauten Häusern kamen.
»Ja, fast«, antwortete Del, der Fahrer.
Plötzlich befanden sie sich auf einer zweispurigen Schnellstraße in einer halb ländlichen Gegend. Hinter den Häusern, die vermutlich in den Dreißiger- oder Vierzigerjahren erbaut worden waren, erstreckten sich Felder. Es war genau die Art von Umgebung, in der man das Haus eines Baustellenleiters vermuten würde. Sie erinnerte Fifi an Henbury daheim in Bristol.
Kurz darauf bogen sie von der breiten Straße auf eine schmalere ein, durch die sie in einen engen Feldweg gelangten. Zu beiden Seiten standen hohe Hecken, sodass Fifi nicht sehen konnte, wo sie hinfuhren.
Erst da beschlich sie zum ersten Mal ein leises Unbehagen. Sie wusste nicht, wo sie war, sie hatte nur sehr wenig Geld bei sich, und vor dem heutigen Tag war sie keinem dieser zwei Männer je begegnet. Vielleicht hätte sie nicht gar so leichtfertig in den Wagen steigen sollen?
Aber sie tat diese Gedanken als lächerlich ab. Natürlich brachten sie sie zu Dan, warum sonst hätten sie nach ihr suchen sollen? Es war wunderbar, dass Dan sie bei sich haben wollte, und sobald sie im Haus seines Chefs war, würde sie im Büro anrufen und die Situation erklären können.
Der Feldweg war sehr schlammig und führte steil bergauf. Fifi lehnte sich auf ihrem Sitz nach vorn, denn sie erwartete, am Ende des Weges ein Haus zu sehen. Aber als sie auf dem Gipfel des Hügels angelangt waren, hatten sie meilenweit nur ödes Land vor sich. Alles, was sie entdecken konnte, waren eine große Scheune und einige Nebengebäude.
»Wo ist das Haus?«, fragte sie. Es regnete inzwischen heftig, und der Regen trommelte auf das Autodach, deshalb wirkte die Scheune vielleicht so finster und abgelegen.
»Oh, das Haus!«, rief Martin. »Es liegt hinter der Scheune, man kann es von hier aus nicht sehen.«
Fifi bemerkte einen harten Unterton in seiner Stimme, und der verstohlene Blick, den er Del zuwarf, gefiel ihr überhaupt nicht.
Ihr Herz begann zu hämmern. Plötzlich begriff sie: Sie war in eine Falle gelockt worden! Die ganze Geschichte von Dans Krankheit war lediglich eine List gewesen, um sie hier rauszuschaffen. Warum, wusste sie nicht, aber es handelte sich genau um die Art von Gefahr, vor der Yvette
Weitere Kostenlose Bücher