Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
sie gewarnt hatte, das spürte sie.
Der gesunde Menschenverstand sagte ihr, dass sie sich ihren Verdacht nicht anmerken lassen durfte. Sie musste sich arglos stellen, und sobald die Männer sie aussteigen ließen, wollte sie versuchen zu fliehen.
Doch als Martin die Wagentür öffnete, blickte sie auf ihre Schuhe hinab. Es waren ihre Lieblingsschuhe, vorne sehr spitz, aber durchaus bequem, und die Absätze waren nur fünf Zentimeter hoch. Trotzdem würde sie in diesen Schuhen nicht rennen können, nicht auf unebenem Boden. Auch ihr Rock war zu eng; die Männer würden sie im Nu einholen.
»Raus mit Ihnen«, sagte Martin, als er seinen Sitz nach vorn klappte, um sie aussteigen zu lassen.
Del stieg auf seiner Seite aus, ging um den Wagen herum und packte Fifi am Arm, wodurch ihr eine Flucht ohnehin unmöglich war.
Ihre Befürchtungen waren absolut gerechtfertigt. Das bewies allein die Art, wie die Männer sie festhielten. »Dan ist nicht hier, nicht wahr?«, sagte sie tonlos. »Was soll das Ganze?«
»Hören Sie denn niemals auf, Fragen zu stellen?«, brummte Martin ungeduldig und ohne sie auch nur anzusehen. »Kommen Sie endlich, sonst werden wir noch nass bis auf die Haut.«
Sie versuchte, sich loszureißen, aber die beiden Männer hatten sie zu fest gepackt und zogen sie unerbittlich zu der Scheune hinüber.
Fifi setzte sich zur Wehr und sah sich verzweifelt um. Es war erst neun Uhr am Morgen, doch sie konnte niemanden entdecken. Keinen Mann mit einem Hund, keinen Farmer, der einen Trecker fuhr, niemanden. Sie konnte auch kein Haus sehen. Zu ihrer Rechten lag ein Wald, hinter dem vermutlich ein Haus stand, aber sonst war da nichts, nur viele Hektar Stoppelfelder, auf denen vor einiger Zeit Weizen oder Gerste geerntet worden war.
Die Scheune und die dazugehörigen Schuppen waren offensichtlich recht stabile Stahlkonstruktionen, und an der Tür waren zwei dicke Ketten und riesige Vorhängeschlösser befestigt. Jetzt hatte Fifi wirklich Angst; sie konnte ihr Herz hämmern hören, und ihr Magen krampfte sich beinahe schmerzhaft zusammen. Martin hielt sie fest, während Del die Scheunentür aufschloss.
»Bitte, sagen Sie mir, worum es bei dem Ganzen geht«, flehte sie sie an. »Ich habe Ihnen nichts getan. Warum sollten Sie mir etwas antun wollen? Wo ist Dan? Warum machen Sie das?«
»Halten Sie endlich den Mund, ja?«, befahl Del, während er die große Tür öffnete und Fifi dann abermals am Arm packte. Die Scheune war bis auf einige Ballen Stroh vollkommen leer, und Fifi versteifte sich. Sie weigerte sich weiterzugehen, bevor die Männer ihr erklärten, was sie vorhatten.
Die beiden wirkten nervös, schleiften sie aber dennoch an den Armen über den strohbedeckten Boden zu einem Gebilde hinüber, das aussah wie ein großer Käfig. »Dort werden Sie bleiben, bis der Boss entscheidet, was mit Ihnen geschehen soll«, eröffnete Del ihr, dann öffnete er die Tür zu dem Käfig, stieß sie hinein und schloss die Tür ab. »Sie können schreien, so viel Sie wollen, hier ist niemand, der Sie hören wird. Wir werden später noch einmal zurückkommen.«
»Gehen Sie noch nicht«, flehte sie, trat vor die Gitterstäbe und musste sich daran festhalten, weil sie befürchtete, dass die Beine unter ihr nachgeben würden. »Sagen Sie mir nur, warum. Was habe ich getan?«, fragte sie, während ihr die Tränen über die Wangen strömten.
Sie sah kein Mitgefühl in Dels Gesicht, nur den Wunsch, möglichst schnell wieder zum Wagen zu kommen und wegzufahren. Aber Martin wirkte betroffen.
»Da ist etwas Wasser und eine Decke.« Er zeigte in die Ecke des Käfigs, wo eine Matratze lag.
»Tun Sie das nicht!«, rief sie. »Meine Eltern werden zur Polizei gehen, sobald sie erfahren, dass ich verschwunden bin. Ich arbeite für einen Rechtsanwalt, ich bin kein Mensch, der einfach verschwinden kann, ohne dass sich irgendjemand Sorgen um ihn macht!«
»Sie reden zu viel«, antwortete Del leidenschaftslos. »Komm, Martin. Lass uns gehen.«
Jetzt schrie sie, so laut, dass sie glaubte, man müsse sie meilenweit hören können. Aber die beiden Männer wirkten vollkommen ungerührt. Sie gingen davon und schlugen die Scheunentür hinter sich zu, dann hörte sie nur noch das Klirren der Kette, als sie das Vorhängeschloss einklicken ließen.
Einige Sekunden später fuhr der Wagen davon.
Fifi schrie nicht mehr, denn sie wusste nur allzu gut, dass niemand sie hören konnte, und wenn sie still war, würde sie es zumindest mitbekommen,
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