Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
untersucht. Sie hat noch nicht einmal Haare auf der Möse«, antwortete die Frau.
Es war dieses grobe Wort, das Yvette sagte, welcher Art das Interesse des Mannes an ihr war, und sie versuchte, sich dem Griff der Frau zu entwinden und wegzulaufen, aber sie ließ sie nicht los.
Der Mann erhob sich von seinem Stuhl und kam auf sie zu, um sie mit beiden Händen zu packen und an sich zu ziehen. »Komm, meine kleine Blume«, meinte er. »Ich will dich ansehen.«
Jetzt schrie Yvette laut auf, und ihr Schrei schien in dem kahlen Raum widerzuhallen. Der Mann lachte, hob sie hoch und warf sie auf das Bett.
»Sie können jetzt gehen«, sagte er zu der Frau. »Wenn sie all das ist, was Sie behauptet haben, werden Sie Ihren Bonus bekommen.«
Jede Sekunde dieses beängstigenden und qualvollen Martyriums hatte sich in Yvettes Gedächtnis eingebrannt. Sie konnte den Atem des Mannes auf ihrem Gesicht riechen und die Wärme seines Körpers durch seine Kleider spüren, während er sie auf dem Bett niederrang. Es beschämte sie so sehr, als er versuchte, sich ihre intimsten Körperteile anzusehen, und es tat weh, als er mit den Fingern in sie hineinstieß. Sie versuchte, ihn abzuwehren, aber er schlug ihr unbarmherzig ins Gesicht und drückte sie so heftig auf das Bett hinab, dass sie glaubte, er würde sie töten.
Dann knöpfte er seine Hose auf, und daraus hervor ragte ein so Furcht erregendes Ding, dass sie abermals schrie. Sie hatte bisher lediglich den Penis eines kleinen Jungen gesehen, nie den eines erwachsenen Mannes, und obwohl ein Mädchen in der Schule ihr einmal eine Zeichnung eines männlichen Glieds gezeigt hatte, hatte sie geglaubt, es sei ein Scherz.
»Er ’at es in mich ’ineingepresst, Fifi«, flüsterte sie. »Es war ein Gefühl, als würde ich entzweigerissen. Ich war unter ihm gefangen, und der Schmerz war schrecklich. Es kam mir so vor, als ’ätte es Stunden gedauert. Ich glaube, ich bin ohnmächtig geworden. Ich wünschte nur, ich ’ätte an Ort und Stelle sterben können.«
Fifi weinte mit Yvette, während sie einander fest umschlungen hielten und sich gemeinsam hin- und herwiegten. All die Fragen, die sie Yvette in der Vergangenheit gestellt hatte, ihre Versuche herauszufinden, ob sie einen Freund gehabt hatte oder verheiratet gewesen war, beschämten sie jetzt. Sie wünschte, sie hätte Worte finden können, um Yvette zu zeigen, dass sie ihr Leiden nicht nur voll und ganz verstand, sondern ihren Schmerz mit ihr teilte.
Sehr viel später beendete Yvette dann ihre Geschichte. Sie erklärte Fifi, dass sie eins von vielen Mädchen gewesen war, die man dort hingebracht hatte. Das Bordell existierte schon seit einigen Jahren; die meisten der älteren Mädchen waren nach Paris gekommen, um Arbeit zu suchen, und man hatte sie mit dem Versprechen auf ein Bett und eine Mahlzeit ins Haus gelockt. Einige von ihnen waren keineswegs Unschuldslämmer gewesen; das eine oder andere Mädchen fand sogar Gefallen an diesem Leben, in dem sie einen bequemen Ausweg sahen. Aber der Krieg machte es den Besitzern erheblich leichter, jüngere Mädchen zu erwerben, für die es in den verderbtesten Kreisen ihrer Kundschaft große Nachfrage gab. Verzweifelte jüdische Eltern, die den Hass der Nazis fürchteten, wünschten sich eine sichere Zuflucht für ihre Kinder, bis der Krieg vorüber war, und für skrupellose Menschen wie die Richelieux’ war es nur allzu leicht, die Angst dieser Menschen auszunutzen und Profit daraus zu schlagen. Yvette hatte davon gehört, dass kleine Jungen in ein anderes Haus gebracht und auf ähnliche Weise missbraucht worden waren.
Auch Waisen, die auf den Straßen lebten, wurden aufgelesen, und einige Mädchen hatte man aus Nordafrika nach Frankreich geholt. Die afrikanischen Mädchen waren von allen am schlimmsten dran, da sie oft nicht einmal in der Lage waren, mit irgendjemandem zu sprechen.
Jeder »Neuerwerb« wurde hinter Schloss und Riegel gehalten, bis das betreffende Mädchen akzeptierte, dass es jetzt eine Hure war, und schließlich sogar dankbar war für ein Dach überm Kopf und genug zu essen. Aber die Jüdinnen litten noch eine zusätzliche Angst, denn man erklärte ihnen täglich, was mit ihnen geschehen würde, wenn sie den Männern nicht gefielen, die sie missbrauchten. Es gelangten genug Informationen von außen in das Bordell, um einiges über die Ereignisse in der Welt zu erfahren. Sie wussten, dass jeden Tag Züge voller Juden nach Deutschland oder Polen fuhren, wo die
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