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Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Titel: Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Menschen in Arbeitslager gebracht wurden.
    Yvette wurde geschlagen, man ließ sie hungern und sperrte sie nackt in ein kaltes Zimmer, und nach einiger Zeit begriff sie, dass sie nur überleben würde, wenn sie lernte, zu lächeln und so zu tun, als gefiele ihr das, was diese schrecklichen Männer mit ihr machten. So lernte sie schließlich, jedes Gefühl zu unterdrücken, bis gar keine Empfindungen mehr übrig waren.
    Die meisten Räume im Haus hatten verschlossene Läden an den Fenstern, nicht so jedoch die Dachkammern, in denen die Mädchen schliefen. Yvette stand oft eine Stunde oder länger dort, starrte auf die Dächer hinaus und hielt Ausschau nach irgendetwas, das sie erkannte. Aber sie konnte weder die Kuppel von Sacré Cœur noch die Seine sehen, daher hatte sie keine Ahnung, in welchem Teil von Paris sie sich befand.
    Gelegentlich floh eins der neuen Mädchen, doch kurze Zeit später hörte man immer, dass es erschossen oder ertrunken im Fluss aufgefunden worden war. Daher wagten die Mädchen es nicht, irgendjemandem zu vertrauen, nicht einmal einander, denn jede von ihnen konnte in Versuchung geraten, die anderen zu verraten, wenn ihr dadurch eine Nacht mit einem der brutaleren oder besonders perversen Freier erspart blieb.
    Nach außen hin wurde Yvette so wie die anderen Mädchen, fügsam, umgänglich, dankbar für jede kleine Freundlichkeit.
    »Aber in meinem Kopf war ich nicht so wie sie«, erklärte sie mit einem scharfen, trotzigen Unterton in der Stimme. »Ich wusste, dass sie ’uren bleiben würden, wenn der Krieg endete, aber ich nicht. Ich ’abe mir fest vorgenommen, nach England zu gehen. In diesem ’aus ’abe ich die Näharbeiten erledigt; ich wusste, dass ich mich gut darauf verstehe. Wenn ich nicht diesen Traum von England in meinem Kopf ge’abt ’ätte, wäre ich verrückt geworden.«
    Fifi konnte nichts sagen. Sie verspürte tiefe Bewunderung für die innere Stärke, die Yvette besessen haben musste, um so schreckliche Erfahrungen zu überleben. Andererseits konnte sie erkennen, dass ihre Freundin ihre Freiheit in England nicht wirklich wiedergewonnen hatte. Sie lebte auch weiterhin in einer Art Gefängnis und hatte, wenn man so wollte, nur die Männer, die in Frankreich ihr Leben beherrscht hatten, gegen anspruchsvolle Frauen hier ausgetauscht, denen sie diente, indem sie ihnen Kleider nähte.
    Yvette hatte kein wirkliches eigenes Leben. Sie ging nur aus dem Haus, um ihre Kundinnen zu besuchen, und ihre voll gestellte Wohnung ähnelte wahrscheinlich der, die sie sich während ihrer Kindheit mit ihrer Mutter geteilt hatte. Ein leeres Leben ohne jedwede Liebe, ohne Glück.
    Plötzlich stieg heiße Scham in Fifi auf, wenn sie darüber nachdachte, dass sie sich häufig vom Leben so schlecht behandelt gefühlt hatte. In Wirklichkeit hatte sie keinen Grund zur Klage gehabt – bis zu dieser Zeit hatte sie niemals Hunger oder wirkliche Angst kennen gelernt. Armut, Krankheit, Obdachlosigkeit, nichts von alldem hatte sie je erfahren, nicht einmal wahre Einsamkeit. Niemand, der ihr nahestand, war je gestorben, und sie war in einer guten, liebevollen Familie aufgewachsen. Dann war Dan gekommen, ihr Freund, ihr Ehemann und Geliebter, der, wenn nötig, wahrscheinlich für sie gestorben wäre. Nun gut, die Missbilligung, mit der ihre Mutter Dan betrachtete, entbehrte vielleicht jeder Grundlage, doch andererseits waren Mütter überall auf der Welt gleich, sie wollten lediglich ihre Kinder beschützen.
    Yvettes Mama hatte ihr Kind in die Obhut jener Leute gegeben, weil sie geglaubt hatte, dort würde es in Sicherheit sein. Wenn sie vor der Wahl gestanden und sich hätte entscheiden müssen, ob Yvette entweder mit ihr zusammen in dem Zug nach Polen sterben oder in das Bordell gehen sollte, welche Möglichkeit hätte sie gewählt?

Kapitel 17
    D an schauderte, als er am Samstagmorgen die Dale Street hinunter zur Telefonzelle ging. In der Luft lag eine unverkennbar herbstliche Kühle, obwohl es gerade erst Anfang September war, und das verschärfte seine Angst um Fifi noch. Er war inzwischen mit seiner Weisheit am Ende; er hatte alle infrage kommenden Orte nach ihr abgesucht.
    Als er am Mittwochmorgen in ihrem Büro angerufen und erfahren hatte, dass sie am vergangenen Tag nicht zur Arbeit gekommen war und sich auch nicht abgemeldet hatte, hatte er gewusst, dass ihr etwas zugestoßen sein musste. Sie liebte den Job zu sehr, um zu fehlen, ohne ihren Arbeitgeber davon in Kenntnis zu setzen.
    Er hatte

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