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Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Titel: Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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waren. Es schienen warmherzige, liebenswerte Menschen zu sein, ein wenig älter als ihre Mama, und sie sagten, sie wollten Yvette als ihre verwaiste Nichte ausgeben. Sie lebten in Tours, wo sie eine Boulangerie hatten, und Yvette, so meinten sie, könne ihnen in der Bäckerei helfen. Außerdem versprachen sie, dass sie ihre Ausbildung würde fortsetzen und nach Kriegsende nach Paris würde zurückkehren können, um dort die Universität zu besuchen.
    »Ich ’abe keinen Verdacht geschöpft, was die beiden betraf«, meinte Yvette. »Ich mochte sie, genau wie Mama. Sie meinten, es sei das Beste, wenn wir einander keine Briefe schrieben, zumindest nicht für den Augenblick, weil die Gefahr beste’e, dass sie abgefangen würden. Aber Mama ’atte ihre Adresse, des’alb ’at mir das keine Angst gemacht.«
    »Erzähl mir nicht, dass die beiden Schurken waren!«
    »Oh doch, das waren sie. Von der schlimmsten und verkommensten Sorte, denn sie ’aben Mama betrogen. Aber zuerst war es so, wie ich gesagt ’abe: Wir sind mit dem Zug nach Tours gefahren, und die Papiere, die sie für mich ’atten, sind überprüft und akzeptiert worden. Es gab tatsächlich eine Boulangerie in der Mitte der Stadt, und ich ’atte ein kleines Zimmer in ihrer Wohnung über dem Laden. Tante Grace, wie ich sie nennen sollte, gab mir gut zu essen und ließ mich nicht allzu ’art arbeiten, und obwohl ich nicht allein ausge’en durfte, dachte ich, dass sie mich auf diese Weise nur zu beschützen versuchten.
    Aber etwa drei Monate später wurde ich eines Nachts von einem Wagen abge’olt. Sie müssen mich betäubt haben, denn ich erinnere mich an nichts mehr, was nach dem Abendessen geschah, und dann erst wieder an die Bewegung eines Autos. Als ich aufwachte, befand ich mich in einem Raum mit vergitterten Fenstern, und eine Frau kam ’erein, um mir zu sagen, dass ich von jetzt an ihr Besitz sei.«
    »Was war das für ein Haus?«, fragte Fifi. Sie hatte ihren Hunger, die Kälte und die Dunkelheit schon bald vergessen, nachdem Yvette sie auf die Reise in ihre Vergangenheit geführt hatte.
    »Ein Bordell.« Yvette spie das Wort förmlich aus. »Nicht dass ich diesen Ausdruck damals gekannt oder gewusst ’ätte, was in solchen ’äusern vorging. Ich ’atte zu jener Zeit noch nicht einmal meine Menstruation und auch keinen Busen. Ich wusste über’aupt nichts über die Welt der Erwachsenen. Ich war erst dreizehn und noch ein Kind.«
    Fifi sog scharf die Luft ein.
    »Man zwang mich, ein Bad zu nehmen und mir das ’aar zu waschen, dann bekam ich ein Nacht’emd, das ich anzie’en sollte. Ich ’abe immer wieder nach ›Tante Grace‹ gefragt, und ich ’abe geweint, aber diese Frau wollte mir nicht einmal ihren Namen nennen. Sie ’at mich geschlagen und gesagt, dass ich ihr stets ge’orchen müsse, oder man würde mich bestrafen.«
    Während Yvette Fifi davon erzählte, erlebte sie jene Nacht noch einmal. Sie konnte die nackte Holztreppe vor sich sehen, die sie hinuntergehen musste, den langen, finsteren Flur und eine Tür am unteren Ende des Gangs. Sie hatte Angst, nicht vor dem, was vor ihr lag, denn sie ahnte nicht, was ihr widerfahren würde. Aber sie fürchtete sich vor dieser Frau, denn sie hatte ein langes, knochiges Gesicht und unfreundliche dunkle Augen, außerdem fehlten ihr die Schneidezähne, was ihr das Aussehen einer Hexe aus einem Märchenbuch gab. Allerdings war sie nicht gekleidet wie eine Hexe – ihr Kleid war aus dunkelblauem Kreppstoff, und das dicht gewellte, blonde Haar fiel ihr bis fast auf die Schultern –, aber die Hand, die Yvettes Unterarm umklammert hielt, war wie ein Klaue, fand Yvette, und der große Rubinring an ihrem Finger sah aus wie Blut.
    Der Raum, in den man Yvette führte, war nur schwach beleuchtet, mit schweren Vorhängen vor dem Fenster gegen Einblicke geschützt und lediglich mit einem Bett und zwei Stühlen möbliert. Auf einem der Stühle saß ein Mann.
    Er war untersetzt und in Yvettes Augen schon alt, obwohl er wahrscheinlich um die vierzig war, und er trug einen dunkelgrauen Anzug mit einer gelben Weste darunter. Er hatte ein grobes, gerötetes Gesicht und ein Doppelkinn, und als er bei ihrem Eintreten lächelte, fielen ihr seine feuchten, wulstigen Lippen auf.
    »Sind Sie sich sicher, dass sie unversehrt ist?«, fragte er und musterte Yvette, als wäre sie ein preisgekröntes Schaf oder ein Schwein. Er war Franzose – nach seinem Akzent zu schließen, kam er aus Paris.
    »Ich habe sie selbst

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