Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
wir uns nur wieder streiten.«
»Du versuchst nicht, mir beizubringen, dass du mich verlassen willst?«, fragte sie angstvoll.
»Sei nicht dumm. Lieber würde ich deine Mutter hier in unserem Bett schlafen lassen, als dich zu verlieren. Aber wir müssen einen Ausweg finden. Wie wäre es, wenn wir beide nach London zögen und noch einmal ganz von vorn anfingen?«
»Ich könnte dich nicht begleiten, ich habe einen Job hier«, protestierte sie.
»Als Rechtsanwaltssekretärin würdest du in London mehr verdienen«, wandte er ein. »Und ich würde ebenfalls mehr verdienen. Lass uns nur einmal annehmen, ich würde allein hinfahren und uns eine Wohnung suchen, und du kommst zu mir, wenn du so weit bist?«
Fifi dachte einen Moment lang darüber nach. Die Vorstellung, nach London zu ziehen, war durchaus reizvoll. Es war eine lebhafte, aufregende Stadt, und dort war sehr viel mehr los als in Bristol. Früher einmal hätte sie sich vielleicht davor gefürchtet, ihre vertraute Umgebung zu verlassen, aber wenn sie aus Bristol fortging, würde sie auch nicht mehr so oft an ihre Eltern erinnert werden.
»Es wäre tatsächlich ein Abenteuer«, meinte sie schließlich. »Stell dir nur vor, wir könnten an einem Sommernachmittag durch den Hyde Park spazieren oder sonntags die Petticoat Lane hinunterschlendern!«
»Die Stadt ist schmutzig, laut und schnelllebig«, rief er ihr ins Gedächtnis. »Die Londoner nennen die Leute aus dem Westen Englands ›Schweden‹ und glauben, wir liefen mit Strohhalmen im Mund und in Kittelschürzen herum.«
Fifi kicherte. »Von dir würden sie das bestimmt nicht denken. Sie würden dich eher fragen, wo du Pfeil und Bogen gelassen hast.«
»Also, wirst du darüber nachdenken?«
»Ich habe es mir bereits überlegt«, sagte sie. »Ja, wir werden nach London gehen, sobald du eine Wohnung für uns gefunden hast.«
Plötzlich spielte es keine Rolle mehr, dass sie im Dunkeln dalagen und sich nicht einmal eine Tasse Tee kochen konnten. Es spielte auch keine Rolle, dass ihre Familie Dan nicht billigte. Er lag neben ihr, seine Haut so weich wie die eines Kindes, und sie liebte ihn. Sie würden nach London ziehen und sich ein wunderbares Leben aufbauen. Und zur Hölle mit allen anderen.
Kapitel 4
F ifi ging langsam die Treppe der Dale Street Nummer vier hinauf und betrachtete voller böser Vorahnungen die grässliche, orangebraune Farbe der Türen und die Tapete, die so alt war, dass man unmöglich ein Muster erkennen konnte. Dan lief vor ihr her und listete begeistert die Vorzüge von Kennington auf. Diese schienen im Wesentlichen darin zu bestehen, dass das Viertel so zentral lag, nur wenige U-Bahn-Haltestellen vom West End entfernt.
Die vielen imposanten, großen Häuser auf der Hauptstraße hatten Fifi gezeigt, dass dies früher einmal eine sehr gute Wohngegend gewesen sein musste. Aber es schien geradeso wie in St. Paul’s in Bristol zu sein: St. Paul’s war eine gute Adresse gewesen – bis die Mittelschicht es nach und nach verlassen hatte. Die großen Häuser waren nun heruntergekommen und die Vorgärten voller Müll, und nach der Anzahl von Leuten zu schließen, die auf der Treppe herumlungerten, mussten die Häuser in winzige Wohnungen und möblierte Zimmer aufgeteilt worden sein.
In anderen Stadtvierteln hatte Fifi klaffende Lücken wahrgenommen, wo während des Krieges Häuser Bombentreffer abbekommen hatten, doch statt neue Gebäude zu errichten, hatten diese Bereiche sich in Müllhalden für alte Möbel und Matratzen verwandelt. Außerdem gab es dort zwar viele Geschäfte, aber sie wirkten alle schmutzig und heruntergewirtschaftet. Ihrer Meinung nach hätte der Stadtrat ebenso gut ein Schild mit der Aufschrift Hier leben nur die Armen aufstellen lassen können, denn es gab keine halbwegs anständigen Läden, nur eine niederschmetternd große Anzahl von Fischbuden, Pubs und Secondhandläden.
Aber selbst wenn einige Straßen von Kennington offenkundig eine elegantere Vergangenheit gehabt hatten, ließ sich dieses von der Dale Street nicht behaupten. Sie sah aus, als wäre sie in viktorianischen Zeiten entworfen worden, um dort möglichst viele Menschen auf kleinstem Raum unterzubringen. Die Häuser hatten nicht einmal Vorgärten.
»Da wären wir!«, sagte Dan unnötigerweise, als er die letzte Treppenflucht erreichte. »Ich glaube, die anderen Mieter sind mäuschenstill, denn ich habe von keinem bisher auch nur einen einzigen Laut gehört.«
Fifi hatte auf den abgetretenen
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