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Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Titel: Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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nachdenklich. »Aber ich hasse es, wenn Leute sich an Kindern vergreifen.«
    Fifi fand, dass so offenkundige Brutalität angezeigt werden sollte, doch sie war zu benommen, um eine Bemerkung darüber zu machen. Ihre Eltern hatten weder sie noch ihre Geschwister je geschlagen. Gelegentlich hatten sie sie zur Strafe ins Bett geschickt oder ihnen das Taschengeld gestrichen, doch sie hatten ihren Kindern niemals Gewalt angetan.
    »Ich hoffe, dies ist kein Hinweis auf das, was wir hier erwarten dürfen«, bemerkte Fifi leise, während sie immer noch aus dem Fenster blickte. Dan hatte oft gesagt, sie habe nicht die blasseste Ahnung, wie das Leben für Menschen sei, die von niedrigen Löhnen und in erbärmlichen Unterkünften lebten. Aber wenn das die Realität war, wollte sie sich ihre Unwissenheit lieber bewahren.
    Der Blick aus dem Fenster konnte sie auch nicht aufmuntern. Man schaute auf eine Sackgasse hinab, die in einen Kohlenhof hinter großen Toren mündete, zu beiden Seiten umrahmt von sieben dreistöckigen Reihenhäusern. Obwohl es ein sonniger Tag war, waren die Häuser zu hoch, und die Straße war zu schmal, um viel Sonnenschein einzulassen. Gerade eben war ein Mann hinter den Toren damit beschäftigt, Kohle in Säcke zu schaufeln, die ein kleiner Junge für ihn festhielt. Es war beinahe ein Dickens’sches Bild, denn die beiden waren so schmutzig wie Schornsteinfeger, und sämtliche Mauern in der Straße waren im Laufe der Jahre schwarz von Ruß geworden.
    Sie sah kein Haus, das nicht vernachlässigt gewirkt hätte. Das Haus, in dem die Frau und das Kind verschwunden waren, hatte nicht einmal richtige Gardinen, sondern nur eine Decke oder etwas in der Art, das über ein Stück Draht gehängt war. Es gab nirgendwo Blumenkübel oder auch nur einen Baum; tatsächlich strahlte die Straße etwas Finsteres, beinahe Bösartiges aus. Konnte sie es wirklich ertragen, hier zu leben?
    »Vergiss, was dort draußen ist«, bat Dan hinter ihr, während er die Arme um sie legte und das Kinn an ihre Schulter drückte. »Sieh dir lieber das Schlafzimmer an. Wir könnten es sofort einweihen!«
    Als Dan ihren Nacken küsste und mit den Händen ihre Brüste umfasste, überlief Fifi ein wohliger Schauder. Seit Dan nach London gegangen war, hatten sie sich am Wochenende wie Flitterwöchner gefühlt und waren oft den ganzen Samstag im Bett geblieben. Er war erst an diesem Morgen nach Bristol gekommen, um sie und all ihre Sachen abzuholen, und auf dem Weg nach London hatte er die ganze Zeit über von all den unanständigen Dingen gesprochen, die er mit ihr vorhatte, sobald sie allein in der Wohnung waren. Es hatte sie so sehr erregt, dass sie sich nur mit Mühe daran hatte hindern können, ihm vorzuschlagen, in einen stillen Feldweg einzubiegen und sie gleich an Ort und Stelle zu lieben.
    »Die Betten sind nicht bezogen«, protestierte sie schwach, als er sie in das Nebenzimmer schob. Dieser Raum war genauso jämmerlich wie das Wohnzimmer, aber zumindest wirkte die Matratze auf dem alten Bett brandneu. »Wir sollten zuerst runtergehen und unsere Sachen holen.«
    Aber er öffnete bereits den Reißverschluss ihrer Jeans, und sie konnte seine Erektion fühlen. Wenn sie sich einfach in die Wonne ihrer Liebe fallen ließ, würde sie vielleicht anfangen können, diese grässliche Wohnung als Zuhause zu empfinden.
    »Du bist so schön«, flüsterte Dan, als er in sie eindrang. »Ich wünschte, ich könnte dir alles geben, was du verdienst.«
    Welche Enttäuschungen ihnen auch seit ihrer Heirat widerfahren waren, der Sex entschädigte sie immer für alles. Dan konnte sie jederzeit auf einem fliegenden Zauberteppich in eine andere Welt entführen. Sie liebte seinen schlanken, aber muskulösen Körper, seine seidenweiche Haut, die Empfindsamkeit seiner Berührungen.
    Fifi zog ihn dicht an sich und bedeckte sein Gesicht mit hungrigen Küssen. »Ich habe alles, was ich will, ich habe dich«, antwortete sie leise. Und es war ihr voller Ernst. Vielleicht war diese Wohnung nicht das, was sie erwartet hatte, doch sie war endlich in London, und Dan und sie konnten noch einmal von vorn anfangen.
    Seit sie denken konnte, hatten ihre Besuche im Kino Fifi ein verlockendes Bild von Amerika vermittelt, mit ultramodernen Häusern, protzigen Autos und einem Lebensstandard, der sich krass von der strengen Nachkriegswirklichkeit unterschied, die sie kannte. 1960, als sie zwanzig gewesen war, hatte sie aus den Nachrichten und Zeitschriften den Eindruck gewonnen,

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