Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
würde, zwang sie sich, aus dem Bett zu steigen und sich eine Decke um die Schultern zu legen. Dann zog sie die Vorhänge zurück.
Es war nicht ganz so finster draußen, wie sie erwartet hatte. Obwohl es stark regnete, konnte sie ein schwaches gelbes Licht von den Straßenlaternen sehen, und in vielen Fenstern brannten Lampen, die ihr ins Gedächtnis riefen, dass überall um sie herum Menschen waren.
Der nächste Donnerschlag ließ sie zusammenzucken, aber dann erhellte der nächste Blitz die Dunkelheit, und ein oder zwei Sekunden lang sah der schwere Regen golden und schön aus, wie Funken von einem Feuerwerk.
Ihr Herz raste, und ihr war übel, aber bei der Erinnerung daran, wie ihr Vater ihr stets beteuert hatte, dass der Sturm langsam abklingen werde, begann sie, die Sekunden zwischen Blitz und Donner zu zählen. Zuerst folgte der Donner dem Blitz nach zwei Sekunden, aber dann waren es drei, und als sich der Abstand auf sechs und schließlich auf sieben Sekunden verlängerte, beruhigte sich ihr Herzschlag langsam wieder.
Ein weiteres Krachen wurde laut, und sie blickte auf Franks Schuppen hinab, während sie leise die Sekunden zählte.
Als sie bei zehn angelangt war, kam der Blitz, und diesmal erhellte er nicht nur den Schuppen, sondern auch die Mauer am Ende des Gartens. Und dort, auf der Mauer, stand ein Mann, der zu ihr aufblickte, und sie konnte sein Gesicht so deutlich sehen, als würde es von hellem Sonnenschein angestrahlt. Es war Alfie Muckle!
Entsetzt prallte sie von dem Fenster zurück, und plötzlich verspürte sie einen so heftigen Druck auf der Brust, dass sie abermals kaum atmen konnte. Aus einem instinktiven Bedürfnis nach Schutz heraus rannte sie durch den Raum, um die Treppe hinunterzulaufen und nach Frank zu rufen.
Sie nahm sich nicht die Zeit, den Lichtschalter umzulegen, sondern flog lediglich die Stufen hinunter und vergaß in ihrer Panik sogar, dass sie nur mit ihrem Nachthemd bekleidet war. Aber als sie die letzte Treppenflucht erreichte, rutschte sie mit ihren nackten Füßen auf dem abgetretenen Teppich aus. Sie versuchte, sich am Geländer festzuhalten, doch dann durchzuckte ein scharfer Schmerz den Arm, den sie sich zuvor verletzt hatte, und sie stürzte kopfüber die Treppe hinunter.
Frank saß im Bett und las ein Buch, als er Fifi seinen Namen rufen hörte. Sofort warf er die Decke zurück, denn er spürte ihre Panik, aber noch bevor er die Füße auf den Boden setzen konnte, hörte er ein Unheil verkündendes Geräusch im Flur, wie von einem Sack Kohlen, der die Treppe hinunterfiel. Er riss gerade rechtzeitig die Tür auf, um zu sehen, wie Fifi mit grotesk ausgebreiteten Gliedern auf dem Boden aufkam. Gerade als er sie erreicht hatte, flammte das Licht auf, und Miss Diamond erschien, bekleidet mit einem langen weißen Nachthemd, am oberen Ende der Treppe.
»Oh mein Gott!«, rief sie und eilte auch schon die Treppe hinunter. »Warum hat sie geschrien?«, fragte sie. Dann kniete sie sich neben Frank auf den Boden und zog Fifi das Nachthemd über die nackten Schenkel. »Sie ist doch nicht tot, oder, Frank?«, flüsterte sie.
Frank verstand genug von Erster Hilfe, um Fifis Puls zu ertasten und seiner Nachbarin zu erklären, dass die junge Frau lebe, aber durch den Sturz das Bewusstsein verloren habe. »Ich laufe hinüber und rufe einen Krankenwagen«, sagte er. »Bleiben Sie bei ihr, aber bewegen Sie sie nicht. Wenn sie zu sich kommt, reden Sie mit ihr, und sorgen Sie dafür, dass sie still liegen bleibt. Sie erwartet ein Baby, und das wird wahrscheinlich das Erste sein, wonach sie fragt. Sobald ich mir Schuhe und Mantel angezogen habe, bringe ich Ihnen eine Decke für sie hinaus.«
Nora Diamond saß neben Fifi auf der Treppe, während sie darauf wartete, dass Frank vom Telefon zurückkam. All ihre sonstige Gelassenheit war wie weggewischt. Die verzerrte Lage des Mädchens ließ auf ernsthafte Verletzungen schließen, und jetzt, da Fifis Mann ebenfalls im Krankenhaus lag, konnte die Situation für das junge Paar nicht düsterer aussehen.
Nora fühlte sich normalerweise nicht zu jungen Menschen hingezogen, aber diese beiden hatte sie ins Herz geschlossen. Sie waren sehr freundliche Menschen, die immer fröhlich waren, ohne jedoch so schmutzig oder laut zu sein wie viele der früheren Mieter. Sie wünschte, Fifi hätte ihr von ihrer Schwangerschaft erzählt, dann hätte sie sie am Morgen nicht angefahren. Jetzt schämte sie sich dafür, dass sie angenommen hatte, die junge Frau
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