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Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Titel: Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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habe sich erbrochen, weil sie am Abend zuvor zu viel getrunken hatte.
    Was konnte Fifi heute Nacht so sehr erschreckt haben? Lag es lediglich daran, dass sie während des Unwetters allein gewesen war, oder steckte noch mehr dahinter? Hätte sie Mitgefühl gehabt, wenn Fifi auf der Suche nach ein wenig Trost zu ihr gekommen wäre?
    Tief in ihrem Innern bezweifelte sie es. Sie war schon früh mit einem Buch zu Bett gegangen, und sie hasste es, gestört zu werden. Tatsächlich hätten ihre wahren Gefühle wohl anders ausgesehen: Hätte sie gewusst, dass Fifis morgendliche Übelkeit auf eine Schwangerschaft zurückzuführen war, hätte sie die Aussicht auf weinende Babys in der Wohnung über ihr und auf nasse Windeln im Badezimmer wohl eher erschreckt. Es bestand eine gute Chance, dass sie im Geiste bereits einen Brief an den Vermieter geplant hätte, um ihn zu bitten, das Paar rechtzeitig vor der Geburt auf die Straße zu setzen.
    Aber als sie nun auf die schöne junge Frau hinabblickte, die scheinbar leblos auf dem Boden lag, schämte sie sich zum ersten Mal seit vielen Jahren für ihre Verbitterung und Intoleranz.
    In Fifis Alter war sie genauso gewesen, lebhaft, großzügig und voller Wärme, obwohl sie im Alter von acht Jahren Waise geworden war und ihre Vormünder sie ins Internat geschickt hatten. Sie war während ihrer gesamten Schulzeit bei Lehrern wie Schülern gleichermaßen beliebt gewesen, und obwohl ihre Vormünder reserviert und kühl gewesen waren, hatten ihr die Eltern ihrer Schulfreundinnen sehr viel Zuneigung entgegengebracht und sie häufig über die Ferien eingeladen.
    Hätte sie sich in irgendjemand anders als Reggie Soames verliebt, wäre sie vielleicht auch in späteren Jahren so geblieben. Aber sie hatte ihn mit zweiundzwanzig geheiratet und sich geweigert, auf all jene zu hören, die behaupteten, er sei lediglich an ihrem beträchtlichen Erbe interessiert. Doch diese Leute hatten Recht behalten. Reggie war nicht nur ein Glücksjäger und Frauenheld, sondern auch ein Schwindler, ein Dieb und ein Lügner. Der Krieg machte es ihm allzu leicht, sie zu täuschen. Während sie in Dorset saß und ihren Teil zum Gelingen des Krieges beitrug, indem sie Gemüse anbaute und im Krankenhaus am Ort aushalf, glaubte sie, Reggie verrichte streng geheime Arbeiten für das Kriegsministerium.
    Tatsächlich hatte er ihr Erbe benutzt, um seinen ausschweifenden Lebensstil in London zu finanzieren. Während sie sich sorgte, er könne in Deutschland in schrecklicher Gefahr sein, verspielte und vertrank er ihr Geld, schlief mit anderen Frauen und lachte sich über ihre Naivität ins Fäustchen.
    Erst als der Krieg endete und Reggie keine Anstalten machte, auf Dauer nach Dorset zurückzukehren, schöpfte sie langsam Verdacht. Sie hatte viele andere Frauen kennen gelernt, deren Männer mit geheimen militärischen Missionen betraut gewesen waren, aber sie alle kamen wieder nach Hause zurück. Als Nora entdeckte, dass sie schwanger war, hatte sie Reggie deswegen zur Rede gestellt, und er hatte ihr versprochen, binnen eines Monats endgültig heimzukommen. Er war nie wieder zurückgekehrt.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte sie herausgefunden, dass er ihre Unterschrift gefälscht hatte. Der Familienschmuck war aus dem Schließfach verschwunden und ihr Bankkonto bis auf den letzten Penny geleert. Als immer mehr wütende Gläubiger erschienen, hatte sie ihr Baby verloren.
    Es war noch sehr viel mehr geschehen, bevor sie hier in der Dale Street gelandet war, aber sie wusste, dass es der Verlust ihres Babys war, der die grundlegende Veränderung ihres Wesens bewirkt hatte. Die Mädchen, die unter ihr arbeiteten, ihre Nachbarn und selbst die Ladenbesitzer, bei denen sie einkaufte, begegneten ihr mit äußerster Vorsicht, und genauso wollte Nora es haben.
    Das Komische war, dass Fifi und Dan die einzigen Menschen waren, die sie nicht einschüchterte. Wenn sie einkaufen gegangen waren, hatten sie in der Vergangenheit oft an ihre Tür geklopft und gefragt, ob sie ihr etwas mitbringen sollten, und sie hatten sie in ihre Wohnung eingeladen, um ihr zu zeigen, wie sie sich eingerichtet hatten. Als an ihrem Kaffeetisch ein Bein abgebrochen war, hatte Dan ihn repariert, und Fifi lud sie häufig auf eine Tasse Tee ein, wenn Dan Überstunden machte. Nora sagte sich, dass sie diese Einladungen allein aus Höflichkeit von Zeit zu Zeit annahm, doch in Wirklichkeit steckte mehr dahinter. Sie hatte sich gewünscht, dass die Reynolds in Nummer vier wohnen

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