Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
blieben, weil sie sie mochte und ihnen vertraute.
Wie die Diagnose heute Nacht im Krankenhaus auch ausfallen mochte – Nora bezweifelte nicht, dass das junge Paar sich jetzt eine andere Bleibe suchen würde, und das machte sie traurig und erfüllte sie gleichzeitig mit Angst. Seit sie eingezogen waren, war sie ein wenig glücklicher gewesen und hatte seltener an all die Dinge gedacht, die sie verloren hatte. Die beiden waren inzwischen für sie fast zu einer Familie geworden, die einzige Familie, die sie hatte.
»Fühlen wir uns jetzt besser, Mrs. Reynolds?«
Fifi öffnete die Augen und betrachtete die Krankenschwester, die sich über sie beugte. Sie war Inderin, und sie hatte ein rundliches Gesicht, das wie eine Kastanie glänzte.
»Besser als wann?«, fragte sie mit einiger Mühe, da ihr Mund so trocken war wie eine Wüste. Sie wusste, dass sie im Krankenhaus lag.
»Wir sind in einem Krankenwagen, weil Sie die Treppe hinuntergefallen sind«, hatte Frank ihr erklärt, und später hatte sie dann ein Arzt untersucht, daran erinnerte Fifi sich.
Dennoch war sie verwirrt zu sehen, dass inzwischen heller Tag war. Anscheinend war eine Menge Zeit vergangen, ohne dass sie es mitbekommen hatte.
»Haben Sie Schmerzen?«, erkundigte die Krankenschwester sich und bot ihr eine Schnabeltasse mit Wasser an. »Sie haben nämlich eine kleine Operation hinter sich. Sie sind gerade erst wieder aus der Narkose erwacht.«
Fifi unterzog ihren Körper einer schnellen Überprüfung. Ihr tat alles weh, aber das hatte wohl mit dem Sturz zu tun.
»Echte Schmerzen nicht, nein, es tut einfach weh«, murmelte sie. »Habe ich mir etwas gebrochen?«
»Ich fürchte, ja, das rechte Handgelenk«, antwortete die Krankenschwester. »Können Sie den Gips nicht spüren?«
Fifi senkte den Blick und sah den Gipsverband, der über ihrer Brust lag. Die Finger, die am unteren Ende herausragten, waren geschwollen und verfärbt. Sie bewegte sie ein wenig, und ein scharfer Schmerz durchzuckte ihren Arm, doch sie fand, dass sie noch einmal Glück gehabt hatte, wenn das ihre einzigen Verletzungen waren. »Was ist mit dem Baby?«, fragte sie, beinahe als wäre es ihr jetzt erst eingefallen.
Als die Krankenschwester zögerte, war Fifi plötzlich hellwach. »Habe ich es verloren?«
»Es tut mir so furchtbar leid, Mrs. Reynolds«, sagte die Schwester mit ihrem eigenartigen Singsang. »Ich fürchte, Sie hatten eine Fehlgeburt, und wir mussten auch noch eine Ausschabung vornehmen. Aber Ihr Mann wird gleich zu Ihnen herunterkommen, er wird Ihnen alles Weitere erzählen.«
Fifi war zu benommen, um sprechen zu können. Sie schloss die Augen und ließ die Krankenschwester in dem Glauben, sie sei wieder eingeschlafen.
Sie hatte also ihr Baby verloren, und was nicht auf natürlichem Wege abgegangen war, hatte man weggekratzt. Und wer würde um dieses kleine Leben trauern? Ihre Eltern hatten es nicht willkommen geheißen, sie hatte es nicht einmal selbst willkommen geheißen, jedenfalls nicht zu Anfang. Dan war der einzige Mensch, der sich sofort unbändig über das Kind gefreut hatte.
Wie kam es, dass sie, die den Gips an ihrem Arm kaum registrierte, sehr wohl spürte, dass ihr das Herz brach?
Einige Zeit später wurde Dan in einem Rollstuhl in ihr Zimmer gebracht. Als sie ihn ihren Namen flüstern hörte, schlug sie die Augen auf und sah, dass in seinen Augen Tränen standen.
»Man hat mir erst heute Morgen erzählt, dass du eingeliefert worden bist«, sagte er gebrochen. »Sie wollten mich nicht zu dir lassen, weil du noch operiert werden musstest. Ich dachte, es ginge um dein Handgelenk. Sie haben mir erst vor einer Stunde erzählt, dass du das Baby verloren hast.«
Fifi begann zu weinen, und Dan bewegte seinen Rollstuhl so nah an das Bett heran wie nur möglich, um sie in den Arm zu nehmen und mit ihr zu weinen.
Später versuchte Fifi, ihm zu erzählen, wie es so weit gekommen war: ihr Sturz auf der Straße, ihre Angst vor dem Gewitter und zu guter Letzt Alfies Anblick auf der Gartenmauer.
»Ich habe wahrscheinlich geglaubt, dass er in die Wohnung kommen würde, um mir etwas anzutun«, beendete sie ihre Erklärung. »Aber ich erinnere mich nicht genau. Ich weiß auch nicht mehr, was danach geschehen ist. Abgesehen davon, dass Frank mit mir im Krankenwagen war.«
»Frank ist heute Morgen zu mir gekommen, kurz nachdem man mir erzählt hatte, dass du in der vergangenen Nacht eingeliefert worden bist«, berichtete Dan. »Er sah ziemlich mitgenommen aus;
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