Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
trommelte und die Rinnsteine in reißende Bäche verwandelte. Der Himmel war bleigrau, und der grollende Donner ließ keinen Zweifel daran, dass dies mehr war als ein kurzer Sommerschauer, daher blieb Fifi nichts anderes übrig, als nach Hause zu rennen.
Die Straßen waren menschenleer, die Autos bewegten sich nur im Kriechtempo durch den peitschenden Regen, und nach der langen Zeit der Trockenheit waren die Straßen jetzt gefährlich schlüpfrig. Fifi war bis auf die Haut durchnässt und außer Atem, als sie in die Dale Street einbog. Plötzlich rutschte sie aus und fiel kopfüber auf das Pflaster.
Sie schlug sich ein Knie auf, und bei dem Versuch, ihren Sturz zu bremsen, verletzte sie sich die Hand. Der Schock fuhr ihr in die Glieder, und sie schrie auf. Dann packte sie jemand am Arm, um ihr aufzuhelfen, aber da ihr das nasse Haar ins Gesicht hing, begriff sie erst, als sie seine Stimme hörte, wer der Mann war.
»Sie sollten in Ihrem Zustand nicht wie eine Wahnsinnige durch die Gegend rennen«, sagte er. »Ein Tropfen Regen wird Ihnen schon nichts schaden.«
Es war Alfie Muckle. Als sie sich das Haar aus dem Gesicht strich, sah sie, dass er sie lüstern angrinste, und jetzt erst wurde ihr bewusst, wie eng ihr dünnes Kleid ihr am Körper klebte.
Instinktiv wich sie vor ihm zurück.
»Also, das ist ja wirklich nett«, meinte er, während er sie mit seinen hellblauen Augen von Kopf bis Fuß musterte. »Kein Wort des Dankes dafür, dass ich Ihnen beim Aufstehen geholfen habe!«
»Ich wollte nicht unhöflich sein«, beteuerte sie hastig. »Ich habe mich lediglich erschreckt, das ist alles. Vielen Dank.«
»Sie werden ganz allein sein, wo Ihr Mann doch im Krankenhaus ist«, sagte er und legte ihr eine Hand unter den Ellbogen. »Kommen Sie mit rüber zu mir, dann kümmere ich mich um Ihr Bein.«
Bei jedem anderen hätte dieses Angebot sie gerührt, denn als sie nun hinabblickte, sah sie, dass ihr Knie stark blutete. Aber aus Alfies Mund klangen diese Worte ausgesprochen bedrohlich. »Ich komme schon zurecht«, antwortete sie und rückte von ihm ab. »Trotzdem, vielen Dank.«
Sie humpelte den Rest des Weges nach Hause, wobei sie sich überdeutlich bewusst war, dass er noch immer unter der Markise des Lebensmittelladens stand und sie beobachtete.
Sobald sie in der Wohnung war, ihre nassen Kleider ausgezogen und ihren Morgenmantel übergestreift hatte, stellte Fifi fest, dass sie vor Schreck am ganzen Körper zitterte. Ihr rechtes Knie war übel aufgeschürft, ebenso wie die Innenfläche ihrer Hand. Plötzlich nahmen alle Dinge – Dans Verletzungen, der Besuch bei ihrer Mutter, ihr Sturz, die Berührung Alfies und die Aussicht auf eine Nacht allein – in ihren Gedanken gigantische Ausmaße an, und sie fühlte sich furchtbar verletzlich.
Ein lauter Donnerschlag, dem sehr bald ein Blitz folgte, verschlimmerte ihre Nervosität noch, denn sie hatte schon immer Angst vor Gewittern gehabt. Sie zog die Vorhänge zu und schaltete eine Lampe und den Fernseher ein, aber bei jedem weiteren Donnerschlag erzitterte sie abermals, und im Trommeln des Regens auf dem Dach und an den Fensterscheiben konnte sie den Fernseher kaum hören.
Frierend und verängstigt ging sie schließlich zu Bett. Aber im Schlafzimmer wirkte der Donner noch lauter, und jeder Blitz tauchte den Raum in ein unheimliches Licht. Sie rollte sich unter den Decken zusammen und drückte sich sogar Dans Kissen auf den Kopf, doch sie konnte das Unwetter noch immer toben hören, und ihre Angst wuchs.
Als Kind hatte sie sich vor Gewittern so sehr gefürchtet, dass ihre Mutter manchmal geglaubt hatte, sie würde einen Anfall bekommen. Sie spürte, dass sie sich abermals in diese Stimmung hineinsteigerte, denn sie war starr vor Angst und bekam kaum Luft. Es war ein Gefühl, als säße sie in einem hohen Turm gefangen, während der Sturm um sie herum wütete, als könnte jeden Augenblick das Dach einstürzen und sie würde unter den Trümmern begraben werden.
Eine Erinnerung an ihren Vater durchzuckte die lähmende Angst. Sie sah sich selbst als kleines Mädchen, geborgen in seinen Armen, während er sie dazu brachte, mit ihm zusammen den Sturm vom Schlafzimmerfenster aus zu beobachten. Damals hatte sie festgestellt, dass die Vorgänge draußen keineswegs so erschreckend waren, wie sie es sich eingebildet hatte, und oft war sie dann in den Armen ihres Vaters eingeschlafen.
Obwohl sie keineswegs davon überzeugt war, dass es auch ohne ihren Vater funktionieren
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