Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
denen sie schaukeln konnten. Ihre Mutter scherte sich nie darum, wie viele zusätzliche Mäuler sie stopfen musste, und sie versteckte Ostereier im Garten oder schleppte riesige Kartons aus dem Lebensmittelladen an, aus denen sie sich Spielzeuge oder Häuser bauen konnten. Sie verarztete aufgeschürfte Knie, tröstete die Kinder, wenn sie in der Schule keinen Preis gewannen, oder feierte mit ihnen, wenn sie doch die Sieger wurden, und immer war sie liebevoll und fürsorglich.
Dan hatte nichts von all dem gehabt.
Er versuchte nicht, Mitleid zu heischen, dafür war er viel zu amüsant, zu männlich und zu selbstbewusst. Doch gleichzeitig wusste Fifi, dass ihre Eltern ihn auf den ersten Blick nicht billigen würden. Was sie für sie wollten, war ein Mann aus ähnlichen Verhältnissen, wohlerzogen, mit einer guten Familie und glänzenden Aussichten. Ihr Vater war kein Snob, das wusste Fifi – er freute sich über die Maßen, wenn Studenten aus der Arbeiterklasse seine Vorlesungen besuchten, und er war jederzeit bereit, ihnen zusätzliche Hilfe zu leisten. Aber weder er noch ihre Mutter würden einen umherstreifenden Maurer mit einer mangelhaften Erziehung für ihre Tochter willkommen heißen.
In Wahrheit hatte Fifi sich immer vorgestellt, einen Akademiker zu heiraten. Sie hatte sich nie zu den ungehobelten Kerlen hingezogen gefühlt, die an Straßenecken herumlungerten oder betrunken durch Tanzhallen stolperten. All ihre früheren Freunde waren die Freunde anderer Freunde gewesen; keiner von ihnen hatte eine unbekannte Größe dargestellt. Und sie hatte sich stets zuerst in einer Gruppe mit ihnen getroffen, bevor sie es riskiert hatte, allein mit ihnen auszugehen. Ihr Verhalten an diesem Abend war vollkommen untypisch für sie, aber es kam ihr so vor, als wäre die Begegnung mit Dan vorherbestimmt gewesen.
Dan war etwas Besonderes, das wusste sie. Er mochte keine gute Ausbildung besitzen, doch er war klug, witzig und stark. Als er ihr an der Bushaltestelle einen Gutenachtkuss gegeben hatte, war sie beinahe in Tränen ausgebrochen, weil dieser Augenblick so herzzerreißend schön gewesen war.
Die wenigen Stunden, die sie mit ihm verbracht hatte, waren die denkwürdigsten und glücklichsten ihres ganzen Lebens. Kurz bevor sie den letzten Pub verließen, spielte die Jukebox I Can’t Help Falling in Love with You von Elvis. Sie sahen einander an und lächelten, und Dan imitierte Elvis’ Stimme überraschend gut, ohne sie dabei auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Das war vermutlich ziemlich aufdringlich, aber sie fühlte sich dabei ganz schwummerig.
Allein bei der Erinnerung an seinen Kuss überlief Fifi auch jetzt noch ein wohliger Schauder. Kein Mann hatte sie jemals auf solche Weise erregt oder ihr das Gefühl gegeben, in seiner Nähe ohne weiteres die Kontrolle verlieren zu können.
Sie und ihre Freundinnen sprachen oft darüber, ob sie vor der Hochzeit mit einem Mann ins Bett gehen würden. Fifi hatte diese Frage für sich stets vehement verneint. Aber heute Abend hatte sie echtes Verlangen verspürt und begriffen, dass all ihre früheren Erfahrungen mit Jungen nichts waren im Vergleich zu den Gefühlen, die Dan in ihr weckte.
Was sollte sie tun? Wenn sie ihren Eltern von ihm erzählte, würden sie verlangen, dass sie ihn mit nach Hause brachte, und das würde ihn möglicherweise abschrecken. Wenn sie sich heimlich mit ihm traf und ihre Eltern es erfuhren, würden sie ihr unterstellen, einen Grund zu haben, sich zu schämen.
»Am besten, ich warte erst einmal ab, wie die Sache sich entwickelt«, murmelte sie vor sich hin. »Vielleicht werde ich morgen ganz anders empfinden.«
»Du bist noch schöner, als ich es in Erinnerung hatte«, sagte Dan, als sie sich am folgenden Abend am »Odeon« trafen.
»Du siehst selbst ziemlich gut aus«, gab Fifi zurück. Sie war von der Arbeit nach Hause geeilt, hatte ihr Essen hinuntergeschlungen und eine geschlagene Stunde darauf verwandt, sich zurechtzumachen, daher hatte sie halb und halb erwartet, dass er eine Bemerkung über ihr Aussehen machen würde. Aber er hatte sich vollkommen verwandelt, gekleidet in einen braunen italienischen Nadelstreifenanzug mit einem modisch kurzen Jackett, einem weißen Hemd und auf Hochglanz polierten Schuhen. Sie hoffte, an diesem Abend einer ihrer Freundinnen zu begegnen, damit sie mit ihm angeben konnte. Sie kannte keine Frau, die einen so zauberhaften Freund hatte wie Dan.
»Bist du dir sicher, dass du diesen Film sehen
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