Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
schillerndes Mädchen gewollt. Auch in dieser Rolle hatte Fifi durchaus geglänzt; sie hatte enge, schwarze Hosen und ausgebeulte Pullover getragen und sich das Haar zu einem Pferdeschwanz frisiert. Sie hatte jede Menge obskurer Gedichte auswendig gelernt und vorgegeben, Jazz und Rotwein zu mögen, und sie hatte von einem gemeinsamen Leben im Quartier Latin in Paris gesprochen.
Für eine Weile hatte sie ihren Spaß daran gehabt, aber sie hatte ihre hübschen Kleider vermisst und war es schließlich müde geworden, so zu tun, als wäre sie ein Bohemien. Darüber hinaus hatte sie auch andere Rollen gespielt; alles erschien ihr besser als ihr wahres Ich.
Heute Abend war sie jedoch ganz sie selbst gewesen. Das lag zum Teil an der Art, wie sie und Dan einander kennen gelernt hatten, und an der Tatsache, dass sie sich nicht eigens für das Treffen angekleidet hatte. Sie hatte ihr Bürokostüm getragen, ihr Haar war nicht frisch gewaschen gewesen, sie hatte eine Laufmasche in ihren Strümpfen gehabt und war nicht einmal einen Hauch parfümiert gewesen. Sie hatte nicht ein einziges Mal versucht, Dan zu beeindrucken, ebenso wenig wie sie ihn zu etwas stilisiert hatte, das auch er nicht war.
Das gemeinsame Lachen hatte die Begegnung so unbefangen und natürlich erscheinen lassen. Dan war weder ein Clown noch ein Possenreißer; er war lediglich ein witziger Mensch mit geistreicher Ausdrucksweise, messerscharfer Beobachtungsgabe und der Fähigkeit, so ziemlich allem eine komische Seite abzugewinnen.
Nach seiner Frage, ob sie einen Mann in seiner Arbeitskleidung küssen würde, hatten sie noch zwei weitere Pubs besucht, damit er die Gegend, in der er wohnen würde, besser kennen lernte. Sie hatte erfahren, dass er fünfundzwanzig Jahre alt war und seinen Wehrdienst bei der Armee abgeleistet hatte; obwohl er nie aus dem Land herausgekommen war, hatte es ihm in der Armee so gut gefallen, dass er mit dem Gedanken spielte, Berufssoldat zu werden.
Er hatte in der Vergangenheit für einige Zeit ohne feste Wohnung gelebt, sechs Monate in einem undichten Wohnwagen auf einem Acker verbracht und bereits in vielen anderen wenig erstrebenswerten Quartieren gewohnt, als die Baugesellschaft, für die er arbeitete, ihn in eine andere Stadt geschickt hatte.
Seine Freunde waren die Männer, mit denen er zusammenarbeitete, und der liebevollen Art nach zu urteilen, mit der er über sie sprach, waren diese Menschen für ihn fast so etwas wie eine Familie. Er besaß nur wenige persönliche Dinge, da er niemals ein richtiges Zuhause gehabt hatte. Aber am nächsten Tag würde sein Chef ihm den Rest seiner Sachen aus Swindon bringen, einige weitere Kleidungsstücke, ein Radio und Werkzeug.
»Ich würde mich schrecklich gern irgendwo niederlassen und ein echtes Zuhause haben«, hatte er irgendwann bemerkt, und dies war die einzige Situation während des ganzen Abends gewesen, in der er den Eindruck erweckt hatte, nicht gänzlich zufrieden mit seinem Los zu sein. »Ich würde das Haus gern selbst einrichten und mit Möbeln bestücken, die ich mir selbst ausgesucht habe. Und ich möchte die Tür abschließen können und wissen, dass niemand ungebeten hereinplatzen kann.«
Fifi schaltete die Nachttischlampe aus und kuschelte sich unter ihre Decke. Die Schlichtheit der Dinge, die Dan sich wünschte, hatte sie zutiefst gerührt. Die meisten Männer sehnten sich nach teuren Autos oder maßgeschneiderten Anzügen; ein ordentliches Quartier erschien ihnen kaum besonders erstrebenswert. Auch sie selbst hatte nie etwas anderes kennen gelernt. Sie hielt dieses warme, geräumige Haus mit den vier Schlafzimmern und den schönen, antiken Möbeln, die ihre Eltern von ihren jeweiligen Familien übernommen hatten, für selbstverständlich. Und wie sehr ihre Mutter sie auch bisweilen in Wut bringen mochte, sie war immer da und versorgte Fifi und ihre Geschwister mit allem, was sie brauchten, sei es eine Mahlzeit, ein gebügeltes Kleid oder ein geflickter Reißverschluss. Dinge wie Putzen, Kochen oder Waschen wurden wie von Zauberhand erledigt; in der Keksdose fanden sich stets selbst gebackene Kuchen, und jeden Morgen lagen Sandwiches für ihr Mittagessen bereit. Wenn einer von ihnen krank war, konnte er sicher sein, dass ihre Mutter sich hingebungsvoll um ihn kümmerte.
Während ihrer Kindheit hatte ihr Haus allen Freunden der Kinder offen gestanden. Fifis Vater stellte ihnen Zelte im Garten auf, spielte mit ihnen Kricket und hängte Seile in die Bäume, an
Weitere Kostenlose Bücher