Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
sich von ihrer Mutter in eine Situation hatte hineinmanövrieren lassen, in der sie sich verteidigen musste. Jetzt hatte sie versehentlich offenbart, was sie wirklich empfand. Ursprünglich hatte sie die Absicht gehabt, Dan langsam mit ihrer Familie vertraut zu machen und zu warten, bis er sie mit seinem natürlichen Charme erobert hatte, bevor sie zugab, dass sie es ernst miteinander meinten. Jetzt hatte sie alles vermasselt.
»Ich nehme an, er gehört zu den Teddy Boys?«
»Nein, gehört er nicht«, fuhr Fifi auf. »Warum kommst du sofort zu dem Schluss, er müsse ein Rowdy in Rüschenjackett mit einem Schlagring sein?«
»Wenn du ihn gleich von Anfang an mit nach Hause gebracht hättest, hätte ich meine Fantasie nicht zu Hilfe nehmen müssen.«
»Ich muss ihn erst selbst kennen lernen, bevor ich ihn einem Verhör aussetze«, gab Fifi zurück. »Ich werde ihn mit Freuden herbringen, aber bitte, nimm ihn nicht gleich auseinander, Mum!«
»Ich habe keine Ahnung, was du meinst«, sagte Clara und reckte das Kinn vor. »Habe ich jemals einen deiner anderen Freunde eingeschüchtert?«
»Nicht direkt, doch du kannst manchmal ziemlich schwierig sein. Denk nur an damals, als ich mit Gerald, dem Medizinstudenten, ausgegangen bin. Du hast ihn mit all den Fragen nach seinem Vater vollkommen verschreckt.«
»Ich habe lediglich Interesse gezeigt; sein Vater war schließlich ein höchst angesehener Chirurg am Guy’s Hospital.«
»Ja, aber Gerald war so eingeschüchtert, dass er nicht mehr herkommen wollte. Ich glaube, er hat gedacht, du hättest unsere Hochzeit bereits bis aufs letzte i-Tüpfelchen geplant.«
»Ich hoffe eben, dass meine Tochter einen guten Ehemann finden wird. Daraus kann mir niemand einen Vorwurf machen.«
»Ich war damals erst ein paar Mal mit ihm ausgegangen, Mum«, antwortete Fifi verärgert.
»Nun, das ist lange her«, meinte Clara abschätzig. »Wie dem auch sei, bei diesem jungen Mann liegen die Dinge vollkommen anders. Wenn er keine Familie hat, kann ich ihm schließlich keine Fragen zu diesem Thema stellen, nicht wahr?«
»Warum musst du ihm überhaupt Fragen stellen?«, versetzte Fifi. »Meine Freundinnen nimmst du schließlich auch nicht ins Verhör, du plauderst nur mit ihnen. Behandle ihn doch genauso!«
»Und worüber soll ich mit ihm plaudern?«
»Oh, Mum«, rief Fifi aus. »Über alles Mögliche – Fernsehen, Filmstars, Lieblingsgerichte, eine Meldung aus den Nachrichten. Er ist wirklich umgänglich, es wird also nicht schwierig sein. Benimm dich nur einfach nicht so, als hättest du etwas gegen ihn.«
»Dann solltest du ihn morgen zum Tee einladen«, schlug Clara vor.
»Muss es gleich so förmlich sein?«, fragte Fifi hoffnungsvoll. »Kann ich ihn nicht einfach bitten, mich morgen Abend hier abzuholen und sich fünf Minuten mit euch zu unterhalten, bevor wir ausgehen?«
»Du lädst ihn zum Tee ein«, erwiderte Clara energisch. »Wenn er damit nicht fertig wird, dann stimmt etwas mit ihm nicht. Und jetzt häng um Gottes willen diese Strickjacke zum Trocknen auf die Wäscheleine. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie inzwischen um eine halbe Größe eingelaufen ist.«
Fifi hängte schweren Herzens ihre Wäsche auf die Leine. Dan würde sich über die Einladung zum Tee freuen; für ihn würde es bedeuten, dass ihre Familie ihn als Teil ihres Lebens akzeptiert hatte. In Wirklichkeit bedeutete es jedoch nur, dass ihre Mutter ihn unter die Lupe nehmen würde. Sie würde ihm im Stillen für seine Tischmanieren, Sauberkeit, Intelligenz und ein Dutzend anderer Dinge Noten geben.
Für Dan würde es das reinste Minenfeld werden. Er brauchte sich lediglich mit seinem Messer in den Marmeladentopf zu verirren, sein Brot in die falsche Hand zu nehmen oder es versäumen, seine Serviette zu benutzen, und keine noch so geistreiche Konversation würde ihn vor dem vernichtenden Urteil ihrer Mutter bewahren.
Dans Tischmanieren waren nicht allzu gut, aber er gab sich Mühe; Fifi war mehr als ein Mal aufgefallen, dass er sie nachzuahmen versuchte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass er es morgen ebenfalls tun würde, denn sie hatte nicht die Absicht, ihn in Verlegenheit zu bringen, indem sie ihm heute Abend auseinandersetzte, welche Unsitten bei Tisch ihre Mutter besonders hasste.
Es war ein milder Tag, und der Garten sah zauberhaft aus mit all den Frühlingsblumen. Wenn es morgen immer noch so schön war, würden ihre Eltern mit ein wenig Glück vorschlagen, hier
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