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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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Laubhaufen waren von Schanschidbeinen zerwühlt. Trebor schoß aus dem Wenwold, und der Waldtunnel blieb in einer trockenen Hexenhecke aus toten Korallen zurück. Der Dammweg erstreckte sich vor ihm noch immer meilenweit geradeaus. Immer noch umgaben ihn die durcheinandergewürfelten Hügel der Wens, aber hier waren sie niedriger, und die Täler zwischen ihnen waren tiefe Erde, salzig, aber fruchtbar. Man hatte Felder abgesteckt, die jetzt brachlagen. Mit dem Abflachen der Wens senkte sich das Land neben Trebor, auch die Dammstraße neigte abwärts.
    Die Schimmernden Schuns fielen hinab zum Horizont.
    Die Dammstraße endete an einem trockenen Wasserlauf, einer Straße als Kanal für Regenwasser von der Wand; der Wasserlauf seinerseits ging in dürren Busch und hohes, purpurnes Unkraut über. Überall wuchs im Gemisch aus Sand und Salz gelbes Salzgras. Gleich dahinter endete sogar dies in reinem, grau-weißem Salz. Trebor brachte die Tiere zum Stehen und fluchte verzweifelt.
    Dreizehn Schanschids standen oder lagen in der Umgebung herum. Sie waren halb zu Tode geritten, hatten die Nacht über jedoch rasten können.
    Das Salzgras war zertrampelt; drei Sandschiffe waren hier gewesen. Trebor starrte ergrimmt in die Schuns. Nichts regte sich. Die Sandschiffe mochten einige Tage gewartet haben. Sein Bauch war kalt. Die Dunlins erlaubten keinem, die Schuns ohne ihre Zustimmung zu durchqueren. Konnten seine Feinde sich die Durchfahrt erkauft haben? Wenn dem so war, mochten die Dunlins auch bestochen worden sein, ihn zu ergreifen oder zu töten.
    Hinter ihm waren die Wens feierlich still. Nichts regte sich an der Wand. Darüber, wo der Aufwind für Auftrieb sorgte, befand sich ein Flugschiff der verächtlichen Aeroben, eine Fiberglas-Blase, die unter den gegen den Aufwind gekippten Segeln nach Norden unterwegs war. Ganz gewiß wollte man die Handelswege zwischen Paish und Vandamar oder Corflu am Annas Annanda überfallen.
    Die Linllallalaner traten ohne Zweifel den Rückzug über den Weg der Adler an. Von dort war keine Hilfe zu erwarten. Trebor spürte die Verlockung, aufzugeben. Er blickte nach Süden: Gamelumes war hundert Meilen entfernt. Nach Norden: Paish, früher Paxicum, Hauptstadt des Zweiten Irenischen Reiches, in Ruinen, lag doppelt so weit im Norden. Er konnte, wie so viele, Asyl in Paish oder in den Kleinreichen ringsumher finden, wenn es ihn nicht störte, den barbarischen Dunlins Tribut zu entrichten.
    Dann stieg seine angeborene Halsstarrigkeit hoch und preßte ihm die Lippen zusammen. Er schickte einen Ruf hinaus, einen gedachten Schrei, der ihm beinahe den Schädel spaltete, und die Schanschids erhoben sich und folgten ihm. Sein Gesicht war entschlossen nach Westen gewandt: Hinaus ging es auf das grobkörnige harte Salz, in einen gleißenden Ofen. Die verkrusteten Dünen unter den Klauenfüßen der Schanschids waren hart. Hier zeigten sie sich von schmutzigem Grau, geädert von Staub, der aus dem Hochland herabgeweht worden war. Zahlreich wuchsen dort Unkraut und Salzgras, was auf beträchtliche Regenfälle deutete. Trebors Kehle wurde von dem starken, scharfen Geruch versengt.
    Als er auf einer Düne anhielt und sich umschaute, sah er hinter sich ein Schiff, und seine Herzen pochten, ein-en, zwei-ei. Es war nordöstlich von ihm, halste in den Ofenwind, ein bauchiges Wagenschiff mit quadratischen gelben Segeln und sechs Kufen, je drei an Bug und Heck. Gesteuert wurde es durch Drehen der vorderen und hinteren Kufen. Wie bei allen Sandschiffen war der Rumpf sargartig auf Stützen gelagert. Große Luken ragten aus dem Rumpf, der aus windverwittertem Plastikholz bestand. Der Topgast hatte ihn schon gesehen.
    Trebor trieb die Schanschids an und ritt nach Norden, dem Schiff entgegen. Es lag über Backbordbug und kam auf ihn zu. Mit schwerfälligem Schwanken kreuzte es eine Düne, fegte den Abhang hinab und ächzte neben Trebor heran. Im letzten Augenblick drehte es sich voll in den Wind und kam zum Stillstand. Es war ein beachtliches Schiff, mit drei Masten, vollgetakelt. Der Händler in Trebor schätzte es überrascht ab. Wer hätte gedacht, daß diese Barbaren ein so gutes Schiff bauen konnten? Es stank nach Fisch und Hummer – eben zurück vom Fischen in den Wens.
    Über der Reling erschienen Köpfe, jeder bedeckt mit einer viereckigen Kappe, umwickelt mit durchsichtigem, grünen Stoff. Darunter zeigte sich schmutzige, eintönige Kleidung in allen Regenbogenfarben, die jedoch angesichts des schneidenden

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