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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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betrachtete ihn ohne Interesse. Der Wind rauschte schwach, und man hörte die Geräusche von Insekten und kleinen Tieren. Das Ganze wirkte selbst in der Abenddämmerung heiß und stumpf, und im Unkraut gab es Kletten.
    »Sehr interessant.«
    Der Hauncha der Dunlins lächelte.
    »Ihr seid nicht sehr beeindruckt; vom Sohn Eures Vaters hätte man mehr erwartet. Ich bin aber nicht mißvergnügt.«
    Sie drehten dem flammenden Sonnenuntergang den Rücken zu, »Raubvogel« vor ihnen, bereit, die Schwingen auszubreiten und nach Süden zu fliegen. Die Folterer des Hauncha hatten von gefangenen Jondrovern gehört, es gäbe ein Gerücht, wonach Gefangene, die den Dunlins vor der Nase weggeschnappt worden waren, über die Bergbrücke gebracht und mit schnellen Kurierbooten nach Norden befördert worden seien. Wer das Ablenkungsmanöver angeordnet und es so schnell veranlaßt hatte, war nicht zu erfahren gewesen.
    Nach Norden gebracht …
    »Vandamar«, hatte Doroteo Arango gesagt.
    Trebor hatte ihm rechtgeben müssen, aber er war zutiefst verwirrt. Nördlich der Überberge lag nur Vandamar, inmitten des großen Rhomotasonn-Sumpfes. Wenn Vianis Entführer Amballaner oder Linllallalaner waren, wäre sie nach Westen gebracht worden, zum Schamsund, also den Annas Annanda hinauf oder hinunter. Konnte Doroteo Arango nichtsahnend die Wahrheit getroffen haben? Aber was konnte der Kult des Aufbruchs von Viani wollen?
    Das erzeugte eine weitere Frage. Während sie den Sandhang hinabrutschten und -kletterten, fragte Trebor plötzlich: »Weshalb ist ein frei geborener Dunlin so schnell bereit, einem Stadtmenschen zu helfen?«
    Doroteo Arangos Zähne blitzten.
    »Ihr bringt mir einen Krieg? Im Krieg folgen mir die Dunlins ein Jahr. Ich habe bereits viel Ruhm gewonnen. Und er kommt für uns auch zur rechten Zeit«, fügte er in einem anderen Ton hinzu. »Wir hatten mehrere gute Jahre und viel Frieden. Die Dunlins werden unruhig und sprechen davon, die Handelswege vom Süden ins Dünenland zu überfallen. Die Zweite Flotte ist mit dem Dritten Imperium noch immer im Krieg, wißt Ihr. Oder sie könnten Gamelumes belagern. Aber wir würden nur den Handel zerstören und mehr verlieren, als wir gewinnen.«
    »Ihr könnt jederzeit einen Krieg mit Serenia beginnen.«
    »Nein, aus demselben Grund nicht. Wir haben zehnjährigen Frieden geschworen, wenn die Paishaner ihre Schiffszölle bezahlen. Und selbst wenn wir Serenia erobern würden, wir verlören auch hier mehr, als wir gewinnen können, auch wenn das wenige meiner stolzen Leute begreifen. Die beste Aussicht auf einen guten Krieg für uns bieten die Jondrover, aber bis jetzt hatten sie ihr Interesse auf Shamsund gerichtet, und jedesmal, wenn sie stark werden, ringt ihr Amballaner sie nieder, weil sie euren Handel schädigen.«
    Trebor erkannte noch einen Grund: die Möglichkeit, daß die Dunlins die Jondrover besiegen könnten. Das hätte ihnen die Überberge hinab bis zur Obstgrenze der reichen kleinen Stadtstaaten des Shamsund gegeben und sie zu einer der großen Mächte von Iréné gemacht. Während Linllallal und Amballa sich nicht vereinigen konnten, arbeiteten sie im Feld oft zusammen und schickten jeder eine Armee gegen ein anderes Ziel, in einer Zangenbewegung, wobei jeder Staat den Sieg beanspruchte. Sollten die Dunlins die Überberge erobern, würde der Hauncha das Bündnis mit Linllallal oder Amballa brauchen. Es kostete ihn nichts, sich mit Trebor zusammenzutun, und er mochte Shamsund zur Hälfte oder ganz gewinnen. Eine sehr gute Sache für alle beide.
    Falls er die Jondrover besiegte.
    Doroteo Arango war voll von den Einzelheiten seines Krieges und ging nicht auf Trebors eigene Sache ein. Der Dunkelberg zwischen Zittersumpf im Süden und seiner Abflachung nördlich der Zeitschlucht, beim Grunderbore-Gipfel, war leicht nur über die Bergbrücke zu überqueren. Diese war über eine Meile lang, vor fast hunderttausend Jahren vom Ersten Reich erbaut. Alle anderen Brücken der gleichen Art waren längst eingestürzt. Es war an manchen Stellen im Trockengebiet möglich, Schiffe hinunter- und hinüberzuwinden. An den meisten Stellen stand schleimiges Wasser, salzdick, in Teichen.
    »Euer Schiff!« sagte der Hauncha plötzlich und ging voraus über die Salzdünen. Sie waren verkrustet, darunter weich, was anzeigte, daß es vor nicht langer Zeit hier leicht geregnet hatte. Man sah die Spuren,vieler Kufen.
    Das von Osten kommende Schiff war das größte Sandschiff, das Trebor je gesehen

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