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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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sehr klein waren. Atemlos und ruhiger ging er auf einen prächtig gekleideten, trägen Schwarmling zu und erkundigte sich erneut.
    Diese erste Treppe der Vanda war hundert Fuß breit, und auf ihr wuchsen Gebüsch und kleine Bäume, aber keine Blumen. Es gab kein Geländer, weder hier noch auf irgendeiner anderen Treppe. Einige leuchtend gekleidete Schwarmlinge waren sichtbar, auf den höheren Treppen zunehmend mehr. Man konnte keinerlei Art von Abwehranlagen erkennen.
    Der Prächtige betrachtete Trebor ohne jedes Anzeichen von Interesse, fragte ihn, woher er sei, wohin er wolle, was er dort wolle, wann er dort anzukommen hoffe, und ob er beabsichtige, zurückzukehren. Trebor antwortete ungeduldig, sagte aber die Wahrheit – es hieß, daß die Schwarmlinge jede Lüge erkannten, so winzig sie auch sein mochte, obwohl sie nichts ausstrahlten und keine geistigen Emanationen wahrnehmen konnten.
    Der Schwarmling nickte gemessen und holte einen anderen herbei; Trebor wurde sieben Stufen zur Idtinata oder Besucherrast geführt. Hier ließ man ihn eine Weile allein, während er über das nachdachte, was er von Vandamar wußte. Ihre Bewohner waren eine Schwarm-Gesellschaft, die blassen Männer alle geschlechtslos. Die Frauen hatte noch nie jemand gesehen. Die funktionellen Männer waren für bestimmte Tätigkeiten zuständig, wie Handel, Fertigung, Sumpfbestellung. Wie viele Kasten es gab und was sie alle taten, wußte man nicht. Einmal, so hieß es, hätten die Schwarmlinge eine Kriegerkaste besessen und Rhomontasonn beherrscht – was zweifelhaft war, denn wer lebte dort, um beherrscht zu werden?
    Vandamar war bekannt für seine Kunst – nur abstrakte, man stellte nie Abbilder her –, seine Kunstfertigkeit in Leder, Holz und Spitzen, Parfüms, geistigen Getränken und so weiter. Außerdem verkaufte man Sumpfprodukte: Elfenbein, Korn, Wurzeln, Kräuter und Gewürze. Der Handel war im besten Fall flau. Es hieß, daß die Schwarmlinge den Großteil ihrer Zeit für verschiedene Künste aufwandten. Poesie, Musik und Tanz waren beinahe zur Vollkommenheit entwickelt worden.
    Das Bedeutsamste war, daß man sie weithin als Seher und Wahrsager kannte.
    Trebor tastete nach seiner Börse und dankte seinem Planeten, daß Doroteo Arango seine Fahrt auf der »Foehn« bezahlt hatte.
    Ein winziger Schwarmling kam herein, dessen Kopf kaum bis zu Trebors Brust reichte. Er war schlank wie eine Schlange. Er trug ein Tablett mit verschiedenem Eis und einer leichten Mahlzeit und verschwand lautlos. Trebor aß und ging ruhelos hin und her. Nach einer Zeit, die nicht halb so lang war, wie sie ihm erschien, kam ein dicker kleiner Mann herein und fragte ihn heiter nach seinen Geschäften.
    Das war eine Frage, die ihm noch niemand gestellt hatte.
    »Meine zukünftige Frau, unterwegs mit einer Gesellschaft von den Uberbergen nach Norden, soll mit mir zusammentreffen, entweder hier oder an der Grenze von Shamsund, südwestlich von hier, je nach dem Fortschritt unserer jeweiligen Reisen. Ich suche sie; wenn nicht hier, dann möchte ich, daß Eure Wahrheitssprecher nach ihr suchen.«
    Das war alles wahr, wenn auch nicht die ganze Wahrheit. Der dicke kleine Mann wollte die Namen, Nationalität und den Rang jeder einzelnen Person in der Reisegesellschaft wissen.
    Trebor konnte nicht sagen, ob irgend etwas davon ihm etwas bedeutete.
    Der dicke kleine Schwarmling ließ ihn wieder allein hin und her gehen. Die kantige, nackte Architektur des riesigen Gebäudes mit seinen ovalen Fenstern und Türen besänftigte ihn nicht. Draußen auf der Stufe war es nicht besser, aber der Platz reichte für das Auf- und Abgehen; dreißig Fuß betrug die Breite.
    Nach langer Zeit erschien ein anderer kleiner Mann, der sich im Aussehen von dem ersten unmerklich unterschied und nicht ganz so dick war. Für ihn wiederholte Trebor alles, bemüht, seine Fas sung zu wahren. Dieser Mann wollte vor allem Daten wissen, die Zeit des Reiseantritts, den Tag der vorgesehenen Begegnung, und so weiter. Trebor tat sein Bestes, düster davon überzeugt, daß er nichts würde erfahren können.
    Wenn Viani hier war, wurden die Schwarmlinge dafür bezahlt, sie verborgen zu halten. Seine Aussicht, sie zu finden, war gleich null – die Vanda war am Fuß gut über eine Meile breit, fast eine Viertelmeile hoch und wimmelte von Schwarmlingen wie ein Ameisenhaufen. Anda allein wußte, wie tief die Keller reichten.
    Wenn sie bestechlich wären … Unwahrscheinlich. Sie mußten wissen, daß in Amballa

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