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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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die Erben das Heft in der Hand hatten, und sie würden keinen Wert darauf legen, sich die künftige Regierung zum Feind zu machen; Vandamar existierte nur geduldet.
    Schließlich kam der kleine Schlanke wieder und zirpte: »Eure Audienz ist bewilligt, o Mann von Amballa.«
    Er wurde eine halbe Meile durch den Komplex geführt, weitere drei Treppen hinauf. Nach der Düsternis und dem muffigen Geruch der Vanda – es roch nach Millionen von Lebewesen, die Luft selbst erschien verbraucht – war die Seancen-Kammer warm beleuchtet und gut belüftet. Hier empfing ihn einer, der sich als Jitartinto vorstellte – mit gewaltigem Respekt. Trebor begriff, daß der andere ein funktioneller Mann war, und seine Hoffnung wuchs – eine gewöhnliche Seance würde keine Autorität erfordern. Jitartinto trug weite, fallende, mit angenehm geometrischen Mustern bunt bestickte Gewänder, die an jene von Insekten erinnerten.
    Sie tauschten höfliche Komplimente. Dann wurde ein mißgestaltetes Wesen, verborgen unter einem schlichten Gewand – oder Tuch –, hereingetragen. Sein Gesicht war auf froschähnliche Weise undeutlich menschenähnlich. Seine hervorquellenden Augen, ganz oben am Schädel, blickten in verschiedene Richtungen, aber es erweckte den Eindruck, alles zu wissen, was in seiner Nähe vorging. Trebor standen die Haare zu Berge, und zum erstenmal begann er zu glauben, daß am Unsichtbaren Reich etwas dran sein mochte.
    Jitartinto las eine präzise Zusammenfassung all dessen vor, was Trebor den Befragern mitgeteilt hatte, und das Wesen schloß ohne Umstände die Augen. Es bewegte sich ein- , zweimal, blieb aber eine Viertelstunde lang stumm. Dann begann es zu sprechen, mit tiefer, heiserer Stimme, ohne die Augen zu öffnen.
    »Trebor, Kommandeur-Erbe der Vorbeuger von Amballa, durch den Zusammenbruch Eurer Partei praktisch ins Exil geschickt.« Trebor biß die Zähne zusammen, aber die Schwarmlinge mochten das ohnehin gewußt haben. »Ihr flieht das Unsichtbare Reich und tragt es mit Euch. Euer Begehren ist Überleben, eine Frau, Herrschaft über Amballa. Ihr werdet in diesem Streben keinen Erfolg haben, bis Ihr mit einem größeren gescheitert seid. Euer wartet ein großes Erbe. Aber Panarch von Amballa werdet Ihr nie werden.«
    Trebors Gesicht war wie zu Stein erstarrt. Gefasel; Vermutungen und Geschwätz. Er bezahlte grimmig den Gehilfen und zuckte innerlich bei dem Preis für diesen Unfug.
    Jitartinto betrachtete ihn ruhig, die Fingerspitzen aneinandergelegt, während die Erscheinung unter sarkastischem Blinzeln hinausgetragen wurde.
    »Wenn Ihr zufrieden seid und Euer Geschäft abgeschlossen ist, könnte ich Euch dazu bewegen, an einer kleinen Vorführung von Linlilitas Letztem Opus teilzunehmen, unter dem Titel ›Das Ding an der Schwelle‹?«
    Sprachlos vor Zorn, verbeugte Trebor sich ruckartig.
    Als er dem Mann durch großartige Galerien hinab- und hinabfolgte, beruhigte er sich. Trebor so freundlich zu behandeln, war gewiß unnötig. Vandamar wagte nicht, sich gegen Amballa zu stellen, aber wenn der Wahrsager meinte, er könne – was hatte er gesagt? im kleineren Streben erfolgreich sein, nachdem er in einem größeren gescheitert war – könne eines Tages Herrscher von Amballa sein, würde Jitartinto auch ihn beschwichtigen wollen. Vielleicht würde man ihm Viani zufällig zeigen, so daß er sie »retten« und die Vandamar damit aus der Zwickmühle gegenüber den Erben befreien konnte.
    Schließlich betraten sie ein gewölbeartiges, reichgeschmücktes Theater, in dem tausend Personen Platz finden mochten. An diesem Abend waren nur zweihundert Sitze um die Bühne aufgestellt, aber das Theater schien mit prächtigen Schwarmlingen gefüllt zu sein, zumeist Geschlechtslosen. Eine Vielzahl von Düften lag in der Luft, und süße, hohe Stimmen klangen von der schimmernden Decke zurück. Die Vandamaraner umflatterten Trebor und Jitartinto und andere anwesende funktionelle Männer und betrachteten sie gierig. Trebors Kopf dröhnte von dem hell klingenden Gelächter und der weiblichen Konversation. Verstohlen hielt er den Atem an, als Wellen von Blütendüften ihn überfluteten. Es war, als sei man von Kindern umgeben, bewundernden, ungehemmten – fremden. Sie umdrängten sie und lasen jedes kleine Wort von den Lippen ab. Trebor schwitzte vor unbestimmter Angst. Sie waren nicht menschlich.
    Man drängte ihnen Tabletts mit Erfrischungen auf. Jitartinto reichte ihm mit eigener Hand Eis, was ein vielversprechendes Zeichen

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