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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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verbeugt sich, blickt aber nicht zur Tür.
    »'s war nur das törichte Geschrei des verfressenen Kerls, des Ampetarion, o Strahlende. Beachtet all dies Beben und Zittern nicht; sie liegen unter der Seele des Reinen.«
    Auftritt der Ampetarion mit blutiger Peitsche.
    »Du irrst, o Schmaler, Hungriger! Aus welchem Grund du dich auch geißelst und dir alles vorenthältst, du wirst nur um so hagerer und böser und kannst in der Welt um so weniger bestehen. Denn wisse, daß die Welt eben erbebte. Nicht für immer und ewig können wir hier verweilen, abgeschlossen von der Welt. Bald müssen wir hinaus, auf daß wir genährt werden.«
    Die Innotend zuckt zurück und setzt sich auf das Masnad, die Hände vor dem Gesicht.
    »Narr und Fresser! Wie lange, glaubst du, kann unsere strahlende Innotend ohne dieses dreifach vergitterte Tor überleben? Du willst uns alle vernichten!«
    »Meine treuen Herren und Diener«, ruft die Innotend, »wir wagen nicht, jene Schutzgitter herabzulassen, damit wir nicht unser Unheil auf uns herabschwören. Wißt, daß die Welt dort von eklen Ungeheuern voll ist. Oft habe ich sie im Traum gesehen; das Schleimige, das Runzelige, das Warzige und das Schuppige, kriechend miteinander und getrennt, und das Schrecklichste von allem, der nicht zu beschreibende Vater des Abscheulichen selbst, dessen Bild mich der Sinne beraubt, wenn ich mich an es erinnere …«
    Der Zymanior zeigt respektvoll Widerspruch.
    »Das sind nur die übel beratenen Launen der Jungen. Selbstdisziplin, Meditation, Fasten werden sie vertreiben; wendet Euch entschlossen Euren Studien zu und unterlaßt Eure spätnächtlichen Imbisse von Käse, ungesundem gebratenen Fleisch, gewürzten Gemüsen und pikanter gelber Sauce.«
    »Nein, nein, altes Skelett, laßt das zarte Vögelchen nicht hungern. Sie hat nur einen Alptraum, wie sie von leerem Bauch und vollgestopften Köpfen kommen. Eßt lieber mehr, laßt diese langen Sitzungen mit Büchern, spielt und vergnügt Euch –«
    Einsetzen donnernder Musik und Paukenschlag zu einem deutlichen Schock auf der Bühne.
    Schreie bebenden Vergnügens von den Zuschauern veranlaßten Trebor, zusammenzuzucken und beinahe sein Eis fallenzulassen. Das dreifach versperrte Tor erzitterte unter einem weichen, aber schweren Schlag, wie von einem Besen; die ganze Kulisse schwankte, die Wandbehänge schaukelten, und das Masnad bebte unter der Innotend.
    Wankend taumeln der Ampetarion und der Zymanior in gleich ungeschicktem Tanz die Bühne hinauf und hinab, während die Innotend voller Entsetzen auf das Tor starrt. Tür und Bühne erzittern unter wiederholten schweren, dumpf krachenden Schlägen; die Musik stampft wild und laut.
    Jitartinto wandte sich Trebor behaglich zu.
    »Linlilita wurde wahrlich zu Recht der größte unserer Dichter genannt. Niemand hat seine Kunst mehr geliebt, niemand mehr Kunst in seine Liebe gelegt, niemand, dessen Kunstliebe, ein so überragendes Verdienst, die seine übertroffen hätte. Wie tragisch sein frühzeitiger Tod mit dreizehn Jahren. So mancher Dichter wurde vor seiner Zeit abberufen, doch mit keinem anderen haben wir soviel verloren. Aber Dichter, der jenseitigen Welt aufgeschlossen, leben nur kurz in dieser.«
    »Ein höchst gefährlicher Beruf«, meinte Trebor.
    »Jedenfalls einer von Wert.« Jitartinto sah Trebor höflich an. »Denn so groß ist ihre Liebe, daß die Liebe aller um sie erneuert wird – es kommt nicht darauf an, wem die Liebe gelten mag.«
    Trebor fragte sich – und er neigte nicht zu müßiger Neugier bei Nebensächlichkeiten —, welche Art von Liebe oder Zuneigung in diesem Schwärm herrschte, wo so wenige männlich oder weiblich waren.
    »Es ist sogar wie die Liebe von Kavalieren wie Euch«, fuhr Jitartinto fort. »Wer kann bei Eurem Streben nicht tief bewegt sein, hoffnungslos, doch nie verzweifelnd, auf der Suche nach Eurer Frau vom Weltenrand zur Weltenmitte« – Vandamar – »wer wäre nicht aufgestachelt, ebenso zu handeln, bis bin zu den Mids?«
    Einen Augenblick lang forschte Trebor innerlich.
    Die Musik erreichte einen wilden Höhepunkt, während die Bühne zu den Schlägen des unsichtbaren Ungeheuers schwankte und die Herren und Diener der Innotend trunken dazu tanzten. Nun wankten sie zur ächzenden Tür und machten sich daran, die brechenden Gitter zu öffnen.
    »Laßt! O haltet ein!« kreischt die Innotend. »Gebt mich nicht diesem bösen Ungeheuer preis!«
    »Nein, süße Dame, 's ist Zeit, daß Ihr die Qualen der Freude

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