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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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kennenlernt«, sagt der Ampetarion.
    »Nein, süße Maid, s' ist Zeit, daß Ihr die Freuden der Qual kennenlernt«, sagte der Zymanior.
    Die Innotend steht zitternd vor ihrem Thron, die Hände aufs Gesicht gepreßt. Die Tür wird auseinandergerissen, und ihre Herren und Diener taumeln mit wilden Schreien zurück, die Hände vor dem Gesicht.
    Augenblicklich verstummte die Musik, und der linke Vorhang wurde aufgerissen.
    Vor dem Tor, auf der Bühne stand ein froschähnliches, armloses, kopfloses Ungeheuer. Es hatte zwei kurze Beine unter sich gefaltet, wie die eines Frosches, hatte ein riesiges, glotzendes Auge anstelle von Hals und Kopf und war mit Schleim überzogen. (Schellack, dachte Trebor.)
    Das Ding an der Schwelle erhob sich, bis das Auge fast senkrecht blickte, dann krachte es auf die Türfüllung nieder. Das Ungeheuer war doppelt so breit wie die Tür, und als die Musik wieder aufbrandete, krallte und schob das Wesen sich hinein, mit realistisch bewegten Knien.
    Während die Musik zur höchsten Steigerung schwillt, flüchten der Ampetarion und der Zymanior hinter das Masnad, aber die Innotend starrt das heranwogende Ungeheuer verzückt an. Während es noch die Türfüllung sprengt, kreischt sie: »Hier ist keine Freude im Schmerz, kein Schmerz in der Freude – es gibt keinen Schmerz! Siehe, das ist kein Ungeheuer, sondern ein höchst willkommener Freund!« Sie stürzt vor und umarmt es, während der Vorhang zu brausender Musik fällt.

4
     
    Aber die Kunst ist lang
     
    Morgen.
    Trebor betrachtete den undeutlich erkennbaren Horizont. Es war frühestes Licht, aber man konnte nur wenig sehen. Er stand in einem kleinen Flachboot in einem langsam fließenden Strom. Der Rhomontasonn-Sumpf dehnte sich zu allen Horizonten, eine Wüstenei stagnierenden Wassers, Morast, der grünes Unkraut und Gräser üppig hervorschießen ließ. Im Norden gab es ein paar vereinzelte Bäume, Vorläufer des Waldes, der am Rand des Gesichtsfelds nur ein Flecken war, und durch den Trebor die ganze Nacht in gespenstischer Weise geglitten war.
    Die Vandamaraner gestatteten keinem, über Nacht zu bleiben.
    Südlich von ihm schien der Sumpf auszulaufen; Trebor sah an jenem Teil des Horizonts Unregelmäßiges, als das Licht stärker wurde. Die Landschaft stieg hier offenkundig an. Die Strömung, gegen die er seit zwei Stunden angekämpft hatte, nachdem er den namenlosen, von Vandamar nach Süden strömenden Fluß verlassen hatte, war fast verschwunden. Er schaute sich noch einmal im Kreis um, richtete sein magisches Auge auf die Hügel im Süden, rieb sich das erhitzte Gesicht, kratzte sich den Kopf, kratzte sich den Nacken, den Rücken, das Bein, rieb sich die Arme, lockerte seinen Rock, bewegte die Zehen in Schweißpfützen in seinen Stiefeln und wandte sich nach Norden.
    Zum Glück war der eigentliche Sumpf außer Reichweite.
    Feierlich, aber mit großem Nachdruck, stieß Trebor den längsten, vernichtendsten, beißendsten Fluch aus, den er dem Rhomontasonn-Sumpf widmen konnte; über Land und Wasser und Luft und alles, was darin wuchs. Er verfluchte alle Wesen, die darin lebten, jene, die schwammen, und jene, die liefen, jene, die flogen, und jene, die am Boden krochen. Vor allem verfluchte er all jene, die summten und alle, die stachen.
    Die Hügel im Süden waren nicht so fern, wie sie im ersten Augenblick erschienen waren. Gleichmäßig paddelnd, ließ Trebor das Boot Mitte des Vormittags am Ufer auflaufen. Er watete eine Viertelmeile durch seichtes Wasser, zupfte siebzehn Egel ab, stapfte eineinhalb Meilen durch Schlamm und Pfützen und stolperte an den Ausläufern des ersten Hügels aus dem Sumpf – es waren keine anderen Berge als die Mids selbst.
    Trebor setzte sich in den Schatten eines Strauches. »Anda«, krächzte er, kaum fähig, zu glauben, daß er die Middendump-Minen endlich erreicht hatte. Er rastete nur kurze Zeit; er hatte in der Nacht zuvor nur wenig geschlafen und mochte einschlummern. Hunger und Schwäche gleichermaßen unbeachtet lassend, aber Viani verfluchend, raffte er sich auf und ging weiter.
    Der Mid war ungefähr vierhundert Fuß hoch und früher offenkundig viel höher gewesen. Von oben schaute Trebor sich um.
    Die Middendump-Minen waren eine Reihe von runden Hügeln, die sich aus flachem Land erhoben. In ihrer Mitte erreichten sie eine Höhe von vielleicht fünfhundert Fuß. Grobes Gras und wucherndes Unkraut wuchsen hier und dort; kleine Bäume, knorrig und verkrümmt, standen vereinzelt da, wo ihre

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