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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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Wurzeln Wasser erreichten.
    Nichts regte sich.
    »Und das alles für ein verdammtes, weggelaufenes Mädchen«, sagte Trebor laut.
    Er stapfte den Mid hinunter, den nächsten hinauf. Nun türmten sich die Mids übereinander, und man nahm zwischen ihnen Gräben wahr; einmal sah er einen Krater, vierhundert Fuß im Durchmesser, hundert Fuß tief: die Minen. Danach kamen Tunnels, aber für jeden Tunnel gab es zehn oder zwölf Stellen, wo offenbar ein mal Tunnels gewesen waren. Ohne Zweifel gab es für jeden eingestürzten Tunnel noch ein Dutzend, die man gar nicht mehr sehen konnte.
    Jahrtausende hindurch waren hier Überreste des Aufbruchs geschürft worden.
    Von der Spitze dieses Mids besichtigte Trebor die Szenerie, übte widerstrebend ein Mindestmaß an Vorsicht, legte sich auf den heißen Boden und konnte nicht verhindern, daß ihm Unkrautsamen ins Haar geriet. Er sah keine Spuren von Leben, näherte sich aber dem Herz der Mids vorsichtig, kroch den Hang hinauf und stand erst auf, nachdem er mit seinem magischen Auge Umschau gehalten hatte.
    Rauch. Der dünnste Faden weißen Rauches; von der Zubereitung einer Vormittagsmahlzeit, dachte Trebor mit plötzlich aufbrandendem Hunger.
    Das Herz der Middendump-Minen war ein gewelltes Plateau, eine Meile breit. Es gab hier Aufragungen und die Spuren von Bergwerksschächten; offene Gruben waren ausgehoben worden und zum größten Teil wieder eingestürzt. Die Minen gaben nichts mehr her. Dunkelgrünes Unkraut und Gras wuchsen hier noch spärlicher, aber Trebor fand genügend Deckung, um sich über das Plateau vorzuarbeiten.
    Als er sich der anderen Seite näherte, kroch er beinahe auf dem Bauch. Hier, auf einer der unregelmäßigen Wölbungen des Mid-Plateaus, lag ein Wachtposten und schnarchte. Trebor kroch die Anhöhe hinauf und sah ihn sich an – ein roher Kerl mit schütterem Bart, in schmutziger Kleidung, die einmal – vor einer Generation – eine Livree gewesen sein mochte.
    Trebor schnitt ihm mit großer Zufriedenheit die Kehle durch.
    Es blieb die Frage: Wer waren seine Feinde? Trebor konnte nur drei Möglichkeiten aufzählen: die Erben von Amballa, die Pramantiner des Kults vom Aufbruch, und jene Linllallal-Partei, die gegen Vion, Vianis Vater, war. Wenn Vianis Entführer Amballaner waren, wären sie weiter nach Westen gezogen, über das Übergebirge nach Shamsund und den Annas Annanda hinauf; wenn sie Linllallalaner waren, hätten sie sie gewiß zu sich nach Hause gebracht – oder einfach getötet; sie konnten also nur Pramantiner sein, und diese Entführung war ein mehr oder minder glücklicher Zufall.
    Was hatte der Wahrsager erklärt? »Ihr flieht das Unsichtbare Reich und tragt es doch mit Euch.« Das Siegel seines Vaters, vom Kult des Aufbruchs ermordet – wenngleich das nicht allgemein bekannt war. Trebor legte stirnrunzelnd die Hand darauf, dann tat er das Ganze mit einem Achselzucken ab.
    Als er von seinem Hügel hinunterblickte, sah er zwischen zwei Hügeln am Rand des Plateaus, vielleicht dreihundert Fuß unter sich, ein kleines, ordentliches Lager. Eine schmale Zunge aus Sand oder Kies schob sich hier zwischen die Mids, Überreste der wenigen aktiven Gruben, die jetzt wenig mehr als Edelsteine erbrachten. Dort lag ein Jondrover-Kurierschiff. Um die Gruben war kein Betrieb zu sehen.
    Im Süden, wo das Land weithin anstieg zu den Überbergen, entdeckte er auch keine Segel. Im Osten erhob sich eine Kette niedriger Hügel, aus denen um den Dunkelberg Gipfel wurden. Im Westen fiel das Land ab zum Shamsund, durch einen Dickichtwald, wo Sumpf und Wüste zusammentrafen: sein Weg nach Hause, mit oder ohne Mädchen.
    Im Lager unter ihm lag alles in Zelten, um der Hitze zu entgehen. Das Lager bestand schon mehrere Tage. Die unheimliche Stille der Gruben war endlich erklärt: Trebor erinnerte sich an Doroteo Arangos dunkelhäutiges Gesicht, sein blitzendes Lächeln und die klaren Augen: »Ihr bringt mir einen Krieg!«
    Trebor stieg vorsichtig hinunter; es war aber nicht möglich, abzusteigen, ohne gesehen zu werden – wenn es jemanden gab, der sah. Trebor tat es offen und kam unbemerkt über den Zelten an. Schnarchlaute hallten von den nackten Mid-Wänden wider. Trebor wischte sich den Schweiß ab und überlegte, dann kletterte er abseits des Weges an dem steilen Mid entlang, bis er sich über dem kleinsten Zelt befand. Unter seinem Fuß rollte gelegentlich irgendein Klumpen davon – der ganze Hang war wieder und wieder aufgegraben worden, bis das Ganze aus

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