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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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Rest der Mahlzeit in das Tuch und steckte dieses in seinen Packen. Die Mädchen rafften schnell ein paar Habseligkeiten zusammen, und Lissa schlüpfte in ein kurzes Kleid.
    Während ihre sechs Herzen hämmerten, kletterten sie den Hang hinter dem Zelt hinauf und huschten dann hinüber auf den gestampften Weg. Schnell und leichtfüßig eilten sie hinauf, um hinter dem Rand des Plateaus keuchend stehenzubleiben. Lissa zupfte an Trebors Arm und deutete hinüber.
    »Da oben ist ein Wachtposten!«
    »Ist schon tot.« Trebor schaute sich um. Im Südosten bewegte sich etwas. Er schaute hinüber, fühlte, wie seine Herzen zuckten, und hob das magische Auge. Segel, Segel – ein Dutzend vollgetakelter Schiffe fuhr vor der sanften Brise aus dem Sumpf nach Norden.
    »Jondrover«, stöhnte er. »Sie werden bei dieser Geschwindigkeit in einer Stunde hier sein, aber der Wind wird sich legen, wenn sie von den Höhen der Überberge herunterkommen.«
    Dann sah er, der Flotte weit voraus, ein Kurierboot mit Dreieckssegeln auf die Mids zufahren. Sein magisches Auge holte es heran – und er sah den roten Schopf und Bart von Sheank.
    »Los!« Er winkte sie mit der Hand nach Süden und begann zu laufen. Zu seiner Überraschung hielten die Mädchen mühelos Schritt. Vianis Sandalen und Lissas nackte Sohlen stampften so kräftig wie seine eigenen weichen Reitstiefel. Sie hatten das Plateau überquert, als das Boot im Lager eintraf.
    Sie verloren keine Zeit und stürzten zwischen den Mids auf der anderen Seite das Plateau hinunter, und eine Weile trabten sie stumm dahin, von Trebor nach Norden geführt.
    Die Hitze war erstickend. Sie rasteten an einer trüben Quelle, aber ihre Angst trieb sie bald wieder weiter. Die Mids erstreckten sich ins Endlose, und Trebor fragte sich düster, was er mit dem verdammten Mädchen eigentlich anfangen sollte, wenn er sie nach Hause brachte. Ein schneller Stoß mit seinem Schwert hätte das Problem gelöst, und Lissa wäre in kühlen Nächten eine trostspendende Maid gewesen. Aber er konnte es nicht tun, so zuwider ihm Viani auch war.
    Dann bemerkte er, daß er sich verirrt hatte.
    Die Mids sahen einander alle so ähnlich; ebenso glichen sich alle Schlamm- und Wasserflächen. Er würde am Nordrand einen der Mids ersteigen und mit seinem magischen Auge nach dem Boot suchen müssen. Noch schlimmer war, daß sie warten mußten, bis es Nacht wurde, bevor sie sich ins Freie hinauswagen konnten. Schließlich blieb er widerwillig stehen und sagte den Mädchen Bescheid, wobei er mit einer ätzenden Bemerkung von Viani rechnete und entschlossen war, seinen Jähzorn jetzt im Zaum zu halten und später dafür zu sorgen, daß sie es bereute. Doch sie zog nur die Brauen zusammen, biß sich besorgt auf die Unterlippe und schaute sich um.
    »Diese verdammten Mids sehen alle gleich aus«, sagte sie. »Kein Wunder, daß die Jondrover die Geister fürchten, die an Vergangenes erinnern. Sind unsere Gedanken verwirrt worden?«
    »Nur von der Hitze. Ich muß das Boot finden, bevor es dunkel wird, und wenn es möglich ist, sollten wir vorher auf gleicher Höhe sein. Gehen wir weiter nach Norden.«
    Es dauerte nicht lange, bis sie das Schlickland sich scheinbar unbegrenzt nach Norden ausdehnen sahen. Lissa seufzte, und sie setzten sich auf den Boden, um zu rasten und die bescheidenen Überreste der Morgenmahlzeit der Mädchen und Brot und Käse aus Trebors kärglichem Vorrat zu teilen. Sie befanden sich auf der Nordseite des Mid, aber er warf keinen Schatten.
    Trebor lag in der Hitze in der rauhen Vegetation, den Kopf knapp unterhalb des Mid-Kammes, und beobachtete erfolglos den Randstreifen des Rhomontasonn. Er sah sich von Unentschlossenheit gequält. Lag das Boot unmittelbar nördlich vor ihnen, nur nicht sichtbar, oder befand es sich östlich oder westlich? Sie konn ten nicht hierbleiben und tagelang suchen; sie mußten heute nacht fort oder, so fürchtete er, sie würden es gar nicht mehr können.
    Sorgenvoll blickte er nach Süden. Eine mißgestaltete Figur auf einem Mid-Kamm erregte seine Aufmerksamkeit, und er richtete sein magisches Auge darauf. Es schien ein riesengroßer Mann mit überlangen Armen und großen Händen und noch größeren Füßen zu sein. Er hatte einen Kopf mit niedriger Stirn, vorstehenden Zähnen und einer wilden Haarmähne, die über den Rücken herabfloß. Zuerst glaubte er ihn in Felle gekleidet, aber dann sah er, daß er nur einen Lendenschurz und seine eigene, zottige Körperbehaarung

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