Wo die letzten Menschen hausen
Panarchen von Amballa.«
»Ah, aber, wie ich Euch erinnern muß«, sagte Ozzyman, »Ihr – äh – Ihr seid nicht und habt im Augenblick auch wenig Aussicht, in der nächsten Zeit Panarch zu werden. Äh – gewisse Schwierigkeiten müssen überwunden werden. Es wäre gut, darüber zu schlafen.« Mit einem Zwinkern fuhr er fort. »Vielleicht kann die Frau – äh – überredet werden. Viele Argumente sind noch nicht vorgebracht. Wir können es nur versuchen.«
Trebor verstand nicht ganz, was er meinte, begriff aber aus diesen Worten und anderen Reden, daß bis zum Einbruch der Nacht nichts unternommen werden konnte. Er hätte den anderen im Beisein Randires nicht näher über seine Interessen befragen können – das Tier mochte intelligenter sein, als es aussah, und auf jeden Fall speicherte es jedes Wort, das sie sprachen, in einem unfehlbaren Gedächtnis. Trebor hatte von solchen Zaubertieren gehört.
Er kam nicht auf den Gedanken, sich zu fragen, welches Interesse Ozzyman nun eigentlich an ihm hatte; das war in Rhodrora klargeworden. Drei Dinge beschäftigten sein Gemüt: das Wissen, daß Viani und Lissa schon jetzt auf dem Weg nach Vallatia waren; das Wissen, daß jeder Tag, der verging, seine Position in Amballa schwächte; und die Angst um sein Schwert.
Es war ein langer Tag. Randires Konversation war anregend, aber eingeschränkt. Lyantha schickte eine hübsche Dienerin mit Wein und Kuchen, ein nacktes Mädchen, dessen Vibrationen Randire noch stärker sabbern ließen. Sie verbeugte sich frech vor Trebor mit dem Tablett — aus Aufbruch-Material; sie wurden geehrt – und lachte amüsiert, als er den Wein argwöhnisch ansah und ablehnte.
»Die Königin beginnt ihre Zauberei erst am Morgen«, sagte sie, stellte das Tablett aber ab. Dann trippelte sie hin und her, zumeist ganz nah vor ihm, und machte es ihnen »bequem«, schob die Möbel herum, legte ein Tuch unter Randires Kinn, öffnete eine Lüftungsklappe. Trebor gab grimmig vor, nicht darauf zu achten, und fragte sich, wie lange Lyantha vom Mythos seiner Unverwundbarkeit getäuscht werden konnte. Eine schlichte Probe hätte es erwiesen … aber in Todesangst sind Männer nicht leicht zu erregen … er versuchte, seine Gedanken auf das Schreckliche seiner Lage zu richten.
Dabei war er so erfolgreich, daß er, als Lyantha kurz vorbeikam, um sie mit Nachrichten über ihre Fortschritte aufzumuntern, von ihrer Schönheit und Anmut, Anziehungskraft und Verlockung verblüfft war. Sie sah jedenfalls nicht wie ein Ungeheuer aus. Aber als sie zu ihm trat, um seine Wange zu tätscheln, krochen pures Entsetzen und Abscheu über seinen Rücken und schwächten seine Knie; er hatte alle Mühe, zu verhindern, daß er sich verriet.
Die Dienerin rollte sich zuversichtlich in dem einen großen Bett zusammen und erklärte Ozzyman liebenswürdig, er könne im Wohnraum auf dem Teppich schlafen. Die Männer blieben auf. Durch verschiedene Andeutungen untertags hatte der Wahrsager erkennen lassen, daß er einen Schlafzauber kenne. Trebor zog Randires Aufmerksamkeit auf sich.
Die Riesenkatze war geschmeichelt. Trebor kauerte sich vor Randire nieder und begann mit einer langen Erzählung. Er sprach monoton und hielt seine Gedanken unter strenger Kontrolle, damit Randire nicht merke, was Ozzyman halb hinter ihm trieb.
Der Wahrsager hatte ein farbiges Tuch herausgezogen, das er hin und her, auf- und abschwenkte, eine langatmige Beschwörungsformel dazu murmelnd. Es dauerte lange, aber Randires Augen begannen sich zu schließen, seine Ohren sich zurückzulegen, entweder vom Zauberspruch oder aus Langeweile.
Dann legte Ozzyman das Tuch zu Trebors Erstaunen weg und ergriff einen Stuhl. Trebor weckte die Katze beinahe wieder mit seinen entgeisterten Emanationen. Der Stuhl sauste auf Randires riesigen Schädel hinunter und wurde losgelassen; Trebor hörte das Gebiß zusammenkrachen. Bis der Stuhl auf den Teppich fiel, war Trebor sechs Fuß entfernt, geduckt. Das schlanke Schwert in seiner Hand zitterte. Ozzyman preßte sich zehn Fuß entfernt an die Wand.
Das große Tier stand langsam auf, während seine Augen sich nach außen drehten. Randire tat einen zögernden Schritt, beugte sich weit nach rechts, versuchte die Neigung auszugleichen, fiel mit einem dumpfen Schlag und aus der Lunge gepreßter Luft um.
Trebor wurde unerwartet von einem Stich des Mitleids durchzuckt.
Randire war bewußtlos, wenngleich nicht für lang, fürchtete Trebor. Aber er konnte sich nicht dazu
Weitere Kostenlose Bücher