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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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auf dem Boden nach seiner Jeans und zog sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche. Ich wusste, wonach er suchte, schon bevor er das quadratische Folienpäckchen gefunden hatte. Ich schloss die Augen, ließ alles geschehen, wartete auf ihn, begehrte ihn.
    Was als Nächstes passierte, war vorhersehbar. Aber wenn es einem zum ersten Mal passiert, nachdem man zuvor hundertmal Nein gesagt hat, dann erscheint es einem alles andere als vorhersehbar. Ich dachte an all die Gelegenheiten, bei denen Todd und ich uns nahegekommen waren, und überlegte, was jetzt eigentlich anders war: Ich spürte ein Verlangen, so stark wie noch nie, ein Verlangen, das praktisch ein Befehl war.
    Â»Bist du dir sicher?«, fragte er, obwohl wir den Punkt, an dem wir noch hätten aufhören können, wohl schon überschritten hatten. Ich schaute ihm in die Augen, dann hoch zur Decke. Mir war schwindlig von meinen Gefühlen und dem Ventilator, der sich über uns drehte. Ich versuchte, eine Entscheidung zu fällen, während Conrad sich mit den Armen über mir abstützte, schwer atmend, wartend.
    Die Gedanken wirbelten wild durch meinen Kopf. Alles wirkte verschwommen und doch seltsam klar. Ich sagte mir, dass es durchaus Einwände gab, dass ich es am nächsten Morgen vielleicht bereuen würde – wenn nicht schon früher. Dass er vielleicht nur vorgab, mich zu mögen, um mich ins Bett zu kriegen. Dass ich bestimmt nur eine von vielen war. Dass ein Mädchen wie ich solche Sachen eigentlich nicht machte, schon gar nicht mit einem Jungen wie ihm.
    Aber meine Antwort hieß trotzdem Ja. Mit jedem Schlag meines Herzens hörte ich mein Ja. Und dann sagte ich es laut und unmissverständlich, während ich ihm in die Augen sah. Auch wenn man die Hitze, das Verlangen und den Alkohol außer Acht ließ, wusste ich genau, was ich tat, nämlich etwas Unauslöschliches, Unwiderrufliches. Das wusste ich, als er langsam in mich eindrang, ein paar Sekunden so verharrte und dann zurückzog, um das Kondom überzustreifen. Danach machte er weiter, und ich war für immer eine andere.
    Doch auch danach, als der Rausch schließlich verflogen war, hätte ich mir nie träumen lassen, was darauf folgte. Hatte diese Nacht nach meinen Vorstellungen doch nicht mehr als eine Momentaufnahme sein sollen, eine Jugendepisode, eine Sommergeschichte, mit einem Anfang, einer Mitte und einem definitiven Ende.

3 – Kirby
    Ich heiße Kirby Rose, und ich bin adoptiert.
    Das soll jetzt nicht wie in der ersten Vorstellungsrunde bei den Anonymen Alkoholikern klingen, auch wenn manche Leute meinen, sie müssten mich deswegen seelisch unterstützen. Ich will damit einfach nur zwei wichtige Informationen über mich geben. Genauso wenig, wie man sich an den Moment erinnern kann, in dem man seinen eigenen Namen gelernt hat, so wenig kann ich mich an das erste Mal erinnern, als meine Eltern mir die Geschichte von dem Anruf erzählt haben. Man teilte ihnen mit, dass ich geboren war und sie mich in zweiundsiebzig Stunden im Krankenhaus abholen konnten. Sie mussten bloß nach Chicago fahren (kein weiter Weg von Saint Louis, wo beide aufwuchsen und noch immer wohnten), einige Papiere unterschreiben und mich mitnehmen. Sie mussten nur Ja sagen.
    Es war der erste April, und meine Mutter dachte kurz an einen Aprilscherz, aber dann sagte sie sich, dass niemand so grausam sein konnte, ihnen einen solchen Streich zu spielen. Sie waren nämlich ein Paar, das buchstäblich seit seinem Hochzeitstag probiert und gehofft und gebetet hatte, doch Nachwuchs hatte sich einfach nicht einstellen wollen. Mein Vater war Elektriker, meine Mutter Sekretärin bei einer großen Anwaltskanzlei in der Stadt. Sie hatten also ein ganz gutes Auskommen, aber es reichte nicht für Babywunsch-Spezialkliniken. Darum spielten sie mit dem Gedanken, ein Kind zu adoptieren. Zuerst hielten sie sich an inländische, katholische Organisationen, dann ließen sie sich bei so ziemlich jeder Agentur auf der ganzen Welt in die Kartei aufnehmen. China. Russland. Kolumbien. Zwielichtige Vermittler. Es spielte keine Rolle mehr – Hauptsache, ein Kind.
    Meine Mutter schrie förmlich vor Glück ihr Ja ins Telefon, bevor sie auch nur irgendwas über mich wusste. Dann nahm mein Vater den Hörer des zweiten Apparats, und die Frau am anderen Ende erklärte ihnen ganz gelassen, dass ich ein gesundes Mädchen von 2850 Gramm sei.

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