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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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anders als ich. Das fand ich nicht schlimm. Wir lebten einfach in verschiedenen Welten. Wir grüßten uns manchmal im Flur, hatten aber seit der Grundschule kein Wort mehr miteinander gewechselt.
    Â»Marian Caldwell«, sagte Conrad, als wir uns an diesem Abend in Janies Garten begegneten. Halb Glencoe war zu ihrer Party gekommen, nachdem sich die Nachricht verbreitet hatte, dass ihre Eltern für eine Weile weggefahren waren. Conrads Gesicht war ausdruckslos, aber irgendetwas in seinen Augen verriet mir, dass wir gleich eine bedeutsame Unterhaltung führen würden.
    Â»Hallo, Conrad«, erwiderte ich und wiegte mich unsicher zu Sarah McLachlans »I Will Remember You«, das gerade im Radiorekorder in Janies Zimmer im ersten Stock lief.
    Er lächelte schief. Und als würde er eine schon lang andauernde Konversation fortsetzen, sprach er dann die Worte aus, die mir noch jahrelang im Kopf herumgeistern sollten: »Du kannst vor deinen Problemen wegrennen, aber entkommen kannst du ihnen nicht.«
    Während er einen Schluck von seiner Dr-Pepper-Cola nahm, betrachtete ich seine Bartstoppeln und nahm den Geruch seiner Haut wahr: eine Mischung aus Zedernholz, Salz und Calvin Kleins Eternity.
    Â»Wer rennt wovor weg?«, fragte ich. »Und was machst du überhaupt auf so einer Party?«
    Noch heute bin ich peinlich berührt, wenn ich an diese Frage denke. Ich hätte genauso gut fragen können: »Was machst du eigentlich auf dieser Party braver, wohlerzogener junger Leute«, und wir wussten beide, dass ich mehr als nur dazugehörte.
    Â»Nach dir suchen«, meinte er, und seine Augen glühten so sehr, wie helle Augen nur glühen können. Ich blickte mich um. Er hatte bestimmt nur einen Scherz gemacht, und seine Bandkollegen oder seine Freundin würden gleich vom Klo zurückkommen. Ich hatte sie noch nie gesehen (sie ging auf eine andere Schule), aber Janie hatte sie einmal zusammen im Einkaufszentrum getroffen und verkündet, sie sei eine Doppelgängerin von Kate Moss, bis hin zu ihrem Rüschentop, dem langen geblümten Rock und den Birkenstocks.
    Â»Okay. Dann hast du mich jetzt ja gefunden«, lachte ich und fühlte mich wagemutig, als ich seinen Oberarm berührte und über die eintätowierten Zahlen strich, die wie Blindenschrift auf seiner Haut lagen. Da merkte ich, dass er nicht nur vollkommen nüchtern, sondern auch ohne jede Begleitung war.
    Â»Na, wie ist es dir so ergangen?« Er schaute auf sein Handgelenk, dorthin, wo seine Uhr gewesen wäre, wenn er eine getragen hätte. »In den letzten sechs Jahren.«
    Â»Den letzten sechs Jahren?«, wiederholte ich und erinnerte ihn daran, dass wir seit der vierten Klasse zusammen in die Schule gingen.
    Â»Vor sechs Jahren haben wir uns zum letzten Mal unterhalten«, sagte er und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, das sich in der hohen Luftfeuchtigkeit wellte. »Ich meine, richtig unterhalten. Das war im Bus auf dem Rückweg vom Klassenausflug.«
    Â»Wir waren im Shedd«, ergänzte ich nickend und dachte an den Ausflug zum Aquarium in der sechsten Klasse – und besonders an die Busfahrt zurück zur Schule.
    Conrad lächelte und brach damit für eine Sekunde aus seiner coolen Pose aus. Plötzlich sah er wieder aus wie zwölf, und das sagte ich ihm auch.
    Er lächelte noch breiter. »Du hast mir die Hälfte von deinem Twix abgegeben und verkündet, du wolltest Meeresbiologin werden.«
    Ich lachte und verdrehte die Augen. »Ja. Aber heute will ich nicht mehr Meeresbiologin werden.«
    Â»Ich weiß«, sagte er. »Du gehst nach Michigan aufs College, dann auf die Filmhochschule, dann nach L. A. oder New York, wo du tolle Sachen machen wirst und ganz groß rauskommst. Die neue Nora Ephron oder … hm, das ist die einzige Regisseurin, die ich kenne.«
    Ich schaute ihn überrascht an. Dann erklärte er, woher er so gut über mich Bescheid wusste. »Das Jahrbuch. Du weißt schon. ›Zukunftspläne‹.« Mit den Fingern deutete er Anführungszeichen an, um zu zeigen, wie albern er diese Rubrik fand.
    Â»Ach so«, erwiderte ich. Dann wusste er wohl ebenfalls, dass man mich zu der Schülerin gewählt hatte, die am wahrscheinlichsten eine große Karriere machen würde. Ich wusste ja schließlich auch, dass er den Titel »Schönste Augen« gewonnen hatte.
    Â»Und was hast du so für Pläne?«, fragte

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