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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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waren noch immer beste Freundinnen, aber ich konnte es nicht länger aushalten, wie sie sich verrückt machte, wenn sie hundert Gramm zugenommen hatte, wie sie irgendwelchen Versagertypen hinterherlief und dass sie – und das war am schlimmsten – auf die Jonas Brothers und andere Plastikbands aus dem Hause Disney stand. Ich konnte über vieles hinwegsehen, nicht aber über einen miesen Musikgeschmack.
    Eine Weile umgab ich mich dann mit anderen Leuten, von denen ich glaubte, sie würden ähnlich denken wie ich oder zumindest dieselben Bands mögen. Aber sie waren genauso falsch wie die üblichen Vorzeigeschüler. Sie gaben sich große Mühe, ein Emo-Image aufzubauen, und hörten Indie-Bands, von denen noch nie jemand gehört hatte (und gaben sie sofort auf, wenn einer von außerhalb der Gruppe sie entdeckte). Sie gaben ein Vermögen in Läden wie Hot Topic und Urban Outfitters aus und liefen dann herum, als würden sie im Secondhandshop einkaufen. Das Widerwärtigste an ihnen aber war, dass sie sich Narben auf die Handgelenke malten und herumerzählten, sie hätten einen Selbstmordversuch hinter sich. Irgendwann entschied ich mich, einen Teil meiner Freizeit lieber wieder mit Belinda zu verbringen als mit einem Haufen von Posern. Belinda hatte zwar keinen Geschmack, war dafür aber wenigstens ehrlich (und manchmal fand ich es sogar ganz witzig, einen Kelly-Clarkson-Song mitzugrölen). Die meiste Zeit über blieb ich aber am liebsten allein mit meinen Gedanken und meiner Musik. Denn Musik – gute Musik – machte mich glücklich, und das war sonst nur mit wenigen Sachen so. Zum Ärger meiner Eltern, für die »frische Luft« anscheinend nicht von der Luftqualität abhing, konnte ich stundenlang in meinem Zimmer hocken, wo ich Songs schrieb und sang (wenn niemand zu Hause war) und Schlagzeug spielte. Mit dem Schlagzeug hatte ich in der sechsten Klasse angefangen, als meine Musiklehrerin erklärte, es sei das am schwersten zu lernende Instrument überhaupt. Die Schulband hatte ich zwar schon lange aufgegeben, nicht aber das Schlagzeug. Ich spielte die ganze Zeit und sparte jeden Dollar, den ich als Einpackhilfe im Supermarkt verdiente, bis ich endlich das Ludwig-Junior-Set gegen ein total geiles Pearl-Masters- MCX -Drumkit mit Ahornkesseln und Glitzerfinish austauschen konnte. Dieses Schlagzeug war das Nonplusultra. Nachdem ich es gekauft hatte, stellte ich es erst mal neben mein Bett, damit ich es gleich beim Aufwachen bewundern konnte. Meine Eltern wollten mich bei Laune halten und taten so, als verstünden sie meine Faszination fürs Trommeln. Mein Vater schenkte mir sogar ein Achtzehn-Inch- HHX -Evolution-Crash-Becken zum Geburtstag, über das er sich selbstständig informiert hatte, was mich sehr rührte. Aber ich wusste, dass sich meine Eltern ein normaleres und sozialeres Hobby für mich gewünscht hätten. Oder wenigstens ein leiseres.
    Der einzige Mensch, der mich zu respektieren und zu akzeptieren schien, war Mr. Tully, der Vertrauenslehrer unserer Schule, den ich wegen meiner nachlassenden Leistungen aufsuchen musste, oder, wie sie es ausdrückten: weil ich mein Potenzial nicht ausschöpfte. Ich tat so, als wäre ich wütend, als die rosa Gesprächsvorladung kam, aber in Wirklichkeit war ich gern in seinem Büro, auch wenn er mich dauernd damit nervte, ich solle in den Kirchenchor, ins Orchester oder die Bigband der Schule eintreten. Oder zumindest das Schlagzeug in unserem Schulmusical spielen. (Das war völlig abwegig – jeder einzelne Vorschlag.) Mr. Tully war jung und witzig und gut aussehend – er hatte hellbraune Augen und Grübchen, die man immer sah, selbst wenn er nicht lächelte. Aber er hatte noch mehr zu bieten als gutes Aussehen und witzige Sprüche. Er war der einzige Lehrer – und der einzige Erwachsene überhaupt –, der begriff, wie beschissen es war, ein Teenager zu sein, und dass es echt nicht »die beste Zeit des Lebens« war, wie meine Eltern mir einreden wollten und wie es für Charlotte anscheinend tatsächlich der Fall war. Als ich nachbohrte, gab er sogar zu, dass einige unserer Schulregeln zu weit gingen, zum Beispiel das obligatorische Gebet vor jeder Stunde. Aber er war selbst ein Absolvent unserer Schule und meinte, ich wäre eines Tages auch stolz darauf. Er war davon überzeugt, dass die DuBourg ein Sprungbrett für große Karrieren

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