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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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– sie winkte sogar irgendwelchen ekligen Typen, die ihr »Hey, Baby« hinterherriefen, freundlich zu. Da half es auch nicht, dass Belinda mich während der Cheerleader-Show immer wieder aufmunternd anschaute und exakt viermal fragte, ob ich neidisch auf meine kleine Schwester sei – genau dieselbe Frage wie Mr. Tully, bloß direkter. Ganz klar, alle erwarteten von mir, so zu empfinden, sogar der Vertrauenslehrer und meine beste Freundin.
    Später begegnete ich Charlotte im Flur. Sie war umgeben von einer Horde fröhlicher, hübscher Mädchen. Sie trug immer noch die rote Schärpe von der Königinwahl über der langen, weißen Bluse und dem rotkarierten Rock. (Ich habe nie verstanden, wieso die Schuluniform so gut an ihr aussah, wo ich mich doch jeden Tag einfach nur dämlich darin fühlte. Andererseits kann das auch daran gelegen haben, dass ich mich meistens für die bequemere, aber deutlich unmodischere Variante Polohemd und Khakihose entschied.) Wir sahen uns an, und sie lächelte mir erwartungsvoll zu, kurz davor, sich aus ihrem Gefolge zu lösen. Aber ich gab ihr keine Chance. Ich senkte den Kopf und ging einfach weiter. Dann schaute ich mich diskret um und sah, dass ich ihre Gefühle verletzt hatte, vielleicht sogar ihren großen Tag getrübt hatte. Aber ich fühlte mich nicht schuldig deswegen, eher fies-zufrieden, dass sie wenigstens für einen kurzen Moment ihr Dauergrinsen abgestellt hatte.
    Die Phase hielt in der Tat nicht lange an. Am selben Abend war sie wieder die Alte und plauderte gut gelaunt mit unserer Mutter in der Küche. Sie waren ja wie beste Freundinnen. Ständig schütteten sie sich gegenseitig das Herz aus – das heißt, wenn man Themen wie »Ach, wenn Bohnen doch nur so gut schmecken würden wie Schokolade« und »Ist Suri Cruise nicht süß?« als Herzausschütten bezeichnen kann. Und unser Vater war für Charlotte wie einer ihrer Kumpel vom Schwimmen. Meinem Dad war nichts heiliger als der Sport, und er war immer unglaublich stolz, wenn er meine Schwester zu ihren Wettkämpfen begleiten konnte. Er konnte sich selbst für das langweiligste Turnier begeistern und kaute hinterher jede Einzelheit wieder und wieder durch. Es war wohl unvermeidlich, dass unsere Eltern sie lieber mochten. Fehlte nur noch, dass sie aussprachen, was sie dachten: »Nimm dir doch einmal ein Beispiel an deiner Schwester!«
    Im Innersten wusste ich, dass sie uns beide gleichermaßen liebten. Aber sie bevorzugten Charlotte, weil sie ihnen jeden Tag aufs Neue Freude machte und einfach umgänglicher war als ich – nicht weil sie ihr leibliches Kind war. Aber mit den Jahren vermischten sich diese Dinge in meinem Kopf. Und sie sahen sich alle so ähnlich. Selbst meine Eltern wären als Geschwister durchgegangen. Sie waren sportlich schlank, hatten lockiges braunes Haar, spitze irische Nasen und Naturburschen-Sommersprossen. Auch vom Wesen her glichen sie sich: immer fröhlich und kontaktfreudig. Alle drei redeten ohne Pause über dies und das und alles und nichts. Sie hätten sich auch mit einer Wand unterhalten, während ich nichts mehr hasste als Smalltalk auf Teufel komm raus, besonders mit Fremden (was meinem Chef im Supermarkt nicht gerade gut gefiel, denn er glaubte anscheinend, dass man die Kunden beim Einpacken ihrer Sachen vollquatschen musste, damit ihr Einkaufserlebnis perfekt war). Aber das ist nur ein weiteres Beispiel dafür, dass ich mich dauernd wie eine Außenseiterin fühlte.
    In der zwölften Klasse ging es weiter bergab. Die schwierige Situation zwischen mir und meinen Eltern wurde zu einem regelrechten Krieg. (Und meine Eltern glaubten nicht an die gute alte Erziehungsweisheit: »Lieber einmal richtig als zweimal halb«.) Wir stritten uns über alles. Über die Lautstärke meiner Musik (mein iPod würde mich taub machen; mein Schlagzeug störte die Nachbarn). Über meine Entscheidung, Vegetarierin zu werden (nicht gut für ein Mädchen im Wachstum). Über meine Facebook-Seite (aus irgendeinem Grund hielten sie mein Status-Update »Meine Eltern nerven« für eine Unverschämtheit). Über mein unaufgeräumtes Zimmer (in das sie eigentlich sowieso nicht reingehen sollten). Über die Zigaretten und die Flasche Wodka, die sie in meinem unaufgeräumten Zimmer gefunden hatten (worauf ich ein neues Status-Update schrieb, in dem ich sie mit der Gestapo

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