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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Jakobsmuscheln und den Kabeljau – aber halt, in letzter Sekunde entscheidet sie sich doch für den Hummer. Als Dessert wählen wir den Erdbeer-Rhabarber-Vacherin.
    Während wir auf den Wein warten, versuche ich, das offensichtliche Thema zu umgehen und spreche stattdessen über Angela und meine jüngste Unterhaltung mit Peter. Wie üblich ist sie vorbehaltlos auf meiner Seite und sagt wunderbare Dinge über meine Sendung: wie stark das Drehbuch ist, wie wenig wir auf Angela angewiesen sind und dass der Sender schrecklich kurzsichtig wäre, wenn er uns absetzen würde. »Du bist einfach zu gut«, sagt sie.
    Â»Danke, Mom«, erwidere ich. »Leider passiert es aber ständig, dass gute Shows abgesetzt werden.«
    Â»Das stimmt.« Und sie zählt ein paar Serien auf, die sie gern gesehen hat, manche davon vor über zehn Jahren. »Und die fürchterlichen Serien laufen einfach weiter. Ach, manchmal wünsche ich mir, die Leute hätten einen besseren Geschmack.«
    Ich lächele und denke, das ist wohl das Hauptärgernis in ihrem Leben. Dann kommt unser Ober mit dem Wein, entkorkt ihn und lässt mich kosten. Das ist normalerweise Peters Aufgabe. Ich schwenke den Wein im Glas, probiere ihn und nicke lächelnd. Der Ober füllt unsere Gläser – bis auf den Millimeter genau gleich voll.
    Als wir wieder allein sind, hebt meine Mutter ihr Glas und prostet mir zu. »Auf Mütter und Töchter.«
    Ich bemühe mich, das Zittern in meinen Händen zu unterdrücken, und stoße mit ihr an. Dann nehmen wir synchron einen Schluck und stellen die Gläser wieder ab.
    Â»Also«, fange ich an, weil ich weiß, dass ich das Thema nicht länger hinauszögern kann. »Du weißt bestimmt, was los ist, oder?«
    Â»Ich habe eine Vermutung.«
    Â»Sie hat Kontakt zu mir aufgenommen«, bestätige ich.
    Â»Meine Güte«, sagt sie betroffen. »Erzähl mir alles.«
    Und das mache ich dann auch, ohne die Teile, die Peter betreffen, auszulassen. Ich beginne an dem Abend, an dem ich übers Heiraten reden wollte und sie an meine Tür geklopft hat, und schließe mit der Taxifahrt hierher. »Sie ist ein wunderbares Mädchen«, sage ich und denke an ihren Brief und die Kleider und daran, wie direkt und bodenständig sie ist. »Und ich glaube, wir können eine echte Beziehung zueinander aufbauen. Ich weiß noch nicht, wie die genau aussehen wird, aber wir haben viel miteinander geredet … und das fühlt sich gut an.«
    Ich warte darauf, dass sie etwas entgegnet – egal was –, denn es geht ja um ihr eigen Fleisch und Blut, aber sie sagt nur: »Sei vorsichtig.«
    Â»Sei vorsichtig?«, wiederhole ich. Wieso ist ausgerechnet das ihre erste Reaktion? Aber tief im Inneren kann ich ihr keinen Vorwurf dafür machen, denn ich weiß ja, dass ich genau dasselbe gedacht habe, als Kirby bei mir war.
    Â»Sei vorsichtig damit, irgendwelche Türen zu öffnen, die du nicht öffnen willst. Peter wird dir vielleicht versprechen, dich zu unterstützen, aber will er sich so etwas wirklich aufladen? Du hast hart gearbeitet für dieses Leben. Sehr hart.«
    Ich weiß, dass sie eher an Conrad denkt als an Kirby, und sie hat vermutlich recht, wenn sie befürchtet, dass alles noch viel schwieriger wird, wenn wir ihn finden. Aber ich frage mich auch, was sie mit »diesem Leben« meint. Und ob es wirklich die harte Arbeit war, die mich an diesen Punkt gebracht hat – oder waren es eher glückliche Zufälle und äußere Umstände.
    Später an diesem Abend sitze ich auf dem Bett im Gästezimmer, in dem Kirby geschlafen hat, und schaue meiner Mutter dabei zu, wie sie ihren Koffer auspackt. Für ihre Verhältnisse reist sie mit leichtem Gepäck, wahrscheinlich, weil sie nicht viel Zeit hatte, mehr einzupacken. Nachdem sie ihre gewohnten St. John-Strickkleider in den Schrank gehängt hat, zieht sie ein langes, geblümtes Kleid hervor, das man nur als hawaiianisches Muumuu bezeichnen kann.
    Â»Wie findest du das?«, fragt sie und hält sich das Kleid vor den Körper.
    Ich verziehe das Gesicht und entgegne: »Ganz okay … Aber es passt irgendwie nicht zu dir.«
    Sie lacht. »Ob du’s glaubst oder nicht, mir gefällt es. Dein Vater hat es mir gekauft.«
    Â»Seit wann kauft Dad dir Kleider?«, frage ich. »Das da wäre sogar mir zu gewagt.«
    Â»Seit Neuestem.

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