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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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Brüder und Schwestern in weitaus schlimmere Zwangslagen gerieten. Ich wünschte mir immer nur, dass Matthew irgendwann glücklich würde.«
    »Und der Verweis auf die ›Frau, die in den Fußstapfen der Göttin wandelt‹ ist ziemlich eindeutig«, stimmte Sarah ihr zu. »Er konnte schließlich schlecht ihren Namen hinschreiben und Diana als Hexe bloßstellen. Was, wenn jemand anders diesen Zettel gefunden hätte?«
    »Da steht noch mehr«, fuhr Ysabeau fort. » Das Schicksal hat immer noch die Macht, uns zu überraschen, meine Klügste. Ich fürchte, uns allen stehen schwierige Zeiten bevor. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, in der mir verbleibenden Zeit, um deine Sicherheit und die unserer Kinder und Enkel zu gewährleisten, sowohl derer, mit denen wir bereits gesegnet sind, als auch jener, die noch nicht geboren wurden.«
    Sarah fluchte. »Nicht geboren statt nicht gezeugt ?«
    »Ja«, flüsterte Ysabeau. »Philippe wählte seine Worte immer mit Bedacht.«
    »Also wollte er uns etwas über Diana und Matthew mitteilen«, stellte Sarah fest.
    Ysabeau sank auf das Sofa. »Vor langer, langer Zeit gab es Gerüchte über Kreaturen, die anders waren als wir – unsterblich, aber ebenso mächtig. Um die Zeit, als der Pakt geschlossen wurde, behauptete jemand, eine Hexe hätte ein Kind geboren, das blutige Tränen weinte wie ein Vampir. Und immer wenn das Kind weinte, wehte ein Sturm vom Meer her.«
    »Davon habe ich noch nie gehört«, meinte Emily stirnrunzelnd.
    »Die Geschichte wurde als Sage abgetan – als Märchen, um den Kreaturen Angst einzuflößen. Inzwischen erinnern sich nur noch die wenigsten von uns daran, und praktisch niemand würde so etwas für möglich halten.« Ysabeau berührte den Zettel in ihrem Schoß. »Aber Philippe wusste, dass es die Wahrheit war. Er hielt damals das Kind in den Armen und wusste, was es war.«
    »Und was war es?«
    »Ein Manjasang, geboren von einer Hexe. Das arme Kind drohte zu verhungern. Die Familie der Hexe nahm ihr den kleinen Jungen ab und weigerte sich, ihm Blut zu geben, in der Hoffnung, dass sie ihn davor bewahren könnten, einer von uns zu werden, wenn sie ihm einzig und allein Milch einflößten.«
    »Bestimmt kennt Matthew diese Geschichte«, sagte Emily. »Sie hätten ihm davon erzählt, wenn nicht Dianas wegen, dann wegen seiner Forschungen.«
    Ysabeau schüttelte den Kopf. »Es war nicht an mir, ihm diese Geschichte zu erzählen.«
    »Sie und Ihre Geheimnisse …«, sagte Sarah bitter.
    »Und was ist mit Ihren Geheimnissen, Sarah?«, fuhr Ysabeau sie an. »Glauben Sie wirklich, die Hexen – Kreaturen wie Satu und Peter Knox – wissen nichts von diesem Manjasang- Kind und seiner Mutter?«
    »Aufhören, alle beide«, mischte sich Emily scharf ein. »Falls die Geschichte stimmt und andere Kreaturen sie kennen, dann schwebt Diana in großer Gefahr. Genau wie Sophie.«
    »Ihre Eltern waren Hexen, aber sie ist ein Dämon«, erklärte Sarah in Gedanken an das junge Paar, das an Halloween vor ihrer Tür in New York gestanden hatte. Niemand verstand, wie die beiden Dämonen in dieses Rätsel passten.
    »Sophies Mann ist ebenfalls ein Dämon, trotzdem wird ihre Tochter eine Hexe werden. Sie und Nathaniel beweisen ebenfalls, dass wir nicht wirklich verstehen, wie Hexen, Dämonen und Vampire sich fortpflanzen und ihre Fähigkeiten an ihre Kinder weitergeben«, fasste Emily besorgt zusammen.
    »Sophie und Nathaniel sind nicht die einzigen Kreaturen, die sich vor der Kongregation hüten müssen. Gut, dass Matthew und Diana in der Vergangenheit sind und nicht hier«, erklärte Sarah energisch.
    »Aber je länger die beiden in der Vergangenheit bleiben, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie die Gegenwart verändern«, sagte Emily. »Früher oder später werden Diana und Matthew sich verraten.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Ysabeau.
    »Die Zeit muss sich anpassen – nicht auf die dramatische Art und Weise, wie das die Menschen glauben, mit verhinderten Kriegen und einem veränderten Lauf der Welt. Es sind kleine Dinge wie diese Nachricht hier, die da und dort auftauchen.«
    »Anomalien«, murmelte Ysabeau. »Philippe suchte ständig nach Anomalien. Darum lese ich heute noch so viele Zeitungen. Es wurde uns zur Angewohnheit, sie jeden Morgen zu durchforsten.« Sie verschloss die Augen vor der Erinnerung. »Er liebte die Sportseiten und las alle Artikel über Erziehung. Philippe zerbrach sich ständig den Kopf darüber, was die Kinder in Zukunft lernen würden.

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