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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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dicken Band, den Matthew mir hinhielt. Die Seiten waren zusammengenäht und steckten in einer Schutzhülle aus dickem Pergament. Dem ausführlichen Titel zufolge wurden darin die Symptome und Heilungsmöglichkeiten jeder den Menschen bekannten Krankheit aufgeführt.
    »Religiöse Bücher sind beliebte Geschenke und verkaufen sich gut. Bücher über Medizin haben ein kleineres Publikum und sind zu teuer, als dass ein Drucker sie ohne Abschlagszahlung binden würde«, erklärte Matthew, während meine Finger über den weichen Einband glitten. Er reichte mir einen weiteren Band. »Zum Glück hatte ich schon eine gebundene Ausgabe dieses Werkes bestellt. Es stammt frisch aus der Presse und wird bestimmt ein Bestseller.«
    Das fragliche Werk war in schlichtes schwarzes Leder gebunden und mit silbernen Stempelabdrücken geschmückt. Es handelte sich um die Erstausgabe von Philip Sidneys Arcadia . Ich lachte, weil ich daran denken musste, wie ungern ich es auf dem College gelesen hatte.
    »Eine Hexe kann nicht von Gebeten und Gesundheitsbüchern allein leben.« Matthews Augen blinkten spitzbübisch. Sein Schnurrbart kitzelte mich, als er sich vorbeugte, um mich zu küssen.
    »An dein neues Gesicht werde ich mich erst noch gewöhnen müssen«, sagte ich lachend und rieb mir die kribbelnden Lippen.
    Der Earl of Northumberland betrachtete mich wie ein junges Füllen, das dringend aufgezäumt werden sollte. »Diese paar Titel werden Diana nicht lange beschäftigt halten. Sie ist abwechslungsreichere Betätigungen gewohnt.«
    »Richtig. Trotzdem kann sie kaum durch die Stadt streifen und Lehrstunden in Alchemie offerieren.« Matthews Mund verzog sich fröhlich. Mit jeder Stunde passten sich sein Akzent und seine Wortwahl mehr der Zeit an. Er beugte sich über mich, schnupperte am Weinkrug und verzog das Gesicht. »Gibt es hier auch etwas zu trinken, das nicht mit Nelken und Pfeffer verdorben wurde? Das riecht grässlich.«
    »Vielleicht würde Diana Marys Gesellschaft genießen«, schlug Henry vor, als hätte er Matthews Frage gar nicht gehört.
    Matthew starrte Henry an. »Mary?«
    »Sie sind von ähnlichem Alter und Temperament, vermute ich, und beide sind stets bemüht, Neues zu lernen.«
    »Die Countess ist nicht nur belesen, sondern hat auch die Neigung, Dinge in Brand zu setzen«, wandte Kit ein und goss seinen Becher ein weiteres Mal mit Wein voll. Er hielt die Nase darüber und holte tief Luft. »Haltet Euch von ihren Destillen und Brennöfen fern, Mistress Roydon, falls Ihr kein modisch gekräuseltes Haar bekommen wollt.«
    »Brennöfen?« Meine Neugier war geweckt.
    »Ach ja. Die Countess of Pembroke«, erklärte George mit glänzenden Augen angesichts der Aussicht, mir etwas Gutes tun zu können.
    »Auf keinen Fall.« Mit Raleigh, Chapman und Marlowe hatte ich wahrlich genug literarische Genies kennengelernt. Die Gräfin war die berühmteste Schriftstellerin im ganzen Land und gleichzeitig Sir Philip Sidneys Schwester. »Für Mary Sidney bin ich noch nicht bereit.«
    »Genauso wenig ist Mary Sidney bereit für Euch, Mistress Roydon, aber ich vermute, dass Henry recht hat. Ihr werdet Matthews Freunden bald überdrüssig sein und müsst Euch selbst welche suchen. Ohne Gesellschaft droht Ihr in Müßiggang und Melancholie zu verfallen.« Walter nickte Matthew zu. »Ihr solltet Mary zu einem Abendessen einladen.«
    »Ganz Blackfriars würde zum Stillstand kommen, wenn die Countess of Pembroke in der Water Lane erschiene. Es wäre weitaus klüger, Mistress Roydon nach Baynard’s Castle zu schicken. Schließlich liegt es gleich hinter der Mauer«, mischte sich Marlowe ein, der mich offenbar loswerden wollte.
    »Diana müsste dazu in die Stadt«, wandte Matthew spitz ein.
    Marlowe schnaubte abfällig. »Wir haben die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr. Es wird keinen Menschen interessieren, wenn sich zwei verheiratete Frauen bei einer Schale Wein zu einem kleinen Plausch treffen.«
    »Ich bringe sie gern hin«, meldete sich Walter freiwillig. »Vielleicht möchte Mary mehr über meine Abenteuer in der Neuen Welt erfahren.«
    »Ihr werdet die Countess ein andermal fragen müssen, ob sie in Virginia investieren will. Falls Diana hingeht, werde ich sie begleiten.« Matthews Blick wurde scharf. »Ich frage mich, ob Mary Hexen kennt.«
    »Sie ist eine Frau, oder etwa nicht? Natürlich kennt sie Hexen«, sagte Marlowe.
    »Soll ich ihr also schreiben, Matt?«, wollte Henry wissen.
    »Danke, Hal.« Matthew war offensichtlich

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