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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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meinem Vater übereingekommen, dass die de Clermonts nicht noch mehr Angehörige der Bruderschaft in die Stadt bringen sollten. Das habe ich auch nicht getan.«
    »Und Ihr glaubt, meine Kinder interessieren sich für derlei Feinheiten? Ich habe die Ringe an ihren Fingern und die Waffen unter ihren Umhängen gesehen.« Hubbard beugte sich vor und sah Matthew drohend an. »Ich wurde glauben gemacht, Ihr wärt schon längst gen Schottland abgereist. Warum seid Ihr noch hier?«
    »Vielleicht zahlt Ihr Euren Informanten nicht genug«, schlug Matthew vor. »Kit ist in letzter Zeit ausgesprochen knapp bei Kasse.«
    »Ich habe es nicht nötig, mir Liebe und Ergebenheit zu erkaufen, und ich behelfe mir auch nicht mit Einschüchterung und Torturen, um meinen Willen durchzusetzen. Christopher erfüllt meine Bitten aus freiem Willen, genau wie alle göttlichen Kinder, wenn sie ihren Vater lieben.«
    »Kit hat zu viele Väter, als dass er einem davon wirklich treu sein könnte.«
    »Kann man das nicht auch über Euch sagen?« Kaum hatte er diese Provokation ausgesprochen, wandte sich Hubbard an mich und atmete in vollen Zügen meinen Duft ein. Er gab ein leises, sorgenvolles Seufzen von sich. »Aber sprechen wir lieber von Eurer Ehe. Einige meiner Kinder glauben, dass eine Beziehung zwischen einer Hexe und einem Wearh wider die Natur ist. Andererseits sind die Kongregation und ihr Pakt in meiner Stadt genauso wenig willkommen wie die rachsüchtigen Ritter Eures Vaters. Beide widersprechen Gottes Wunsch, dass wir als eine Familie zusammenleben sollen. Außerdem ist Euer Weib eine Zeitspinnerin«, ergänzte Hubbard. »Ich heiße dieses Treiben nicht gut, denn damit führt man Männer und Frauen mit Ideen in Versuchung, die nicht hierhergehören.«
    »Ideen wie Wahlfreiheit und Gedankenfreiheit?«, warf ich ein. »Wovor fürchtet Ihr …«
    »Zudem«, schnitt Hubbard mir das Wort ab, den Blick fest auf Matthew gerichtet, als wäre ich unsichtbar, »ist da das Problem, dass Ihr Euch von ihr nährt.« Sein Blick kam auf der Narbe zu liegen, die Matthew an meinem Hals hinterlassen hatte. »Wenn die Hexen das entdecken, werden sie eine Untersuchung fordern. Falls Euer Weib für schuldig befunden wird, ihr Blut aus freien Stücken einem Vampir angeboten zu haben, wird sie geächtet und verstoßen. Falls Ihr für schuldig befunden werdet, es ohne ihre Zustimmung getrunken zu haben, wird man Euren Tod fordern.«
    »So viel zum familiären Zusammenhalt«, murmelte ich.
    »Diana«, warnte mich Matthew.
    Hubbard stemmte die Fingerspitzen gegeneinander und studierte Matthew. »Und zu guter Letzt trägt sie eine Frucht im Leib. Wird der Vater des Kindes nach ihr suchen?«
    Damit nahm er mir den Wind aus den Segeln. Unserem größten Geheimnis war Hubbard noch nicht auf die Spur gekommen: dass Matthew der Vater des Kindes war. Ich kämpfte meine Panik nieder. Überlege – und überlebe. Vielleicht würde uns Philippes Rat aus dieser prekären Lage helfen.
    »Nein«, erwiderte Matthew knapp.
    »Der Vater ist also gestorben – eines natürlichen Todes oder durch Eure Hand«, folgerte Hubbard und sah Matthew lange an. »In diesem Fall wird das Kind der Hexe bei seiner Geburt in meine Herde aufgenommen werden. Seine Mutter wird hier und jetzt eines meiner Kinder werden.«
    »Nein«, wiederholte Matthew. »Das wird sie nicht.«
    »Was glaubt Ihr, wie lange Ihr beide außerhalb von London überleben werdet, wenn die anderen Mitglieder der Kongregation von diesen Verstößen hören?« Hubbard schüttelte den Kopf. »Euer Weib ist hier sicher, solange sie meiner Familie angehört und solange Ihr kein Blut mehr miteinander teilt.«
    »Ihr werdet Diana keinesfalls dieser kranken Zeremonie unterziehen. Wenn Ihr müsst, dann erklärt Euren ›Kindern‹, dass Diana zu ihnen gehört, aber Ihr werdet weder ihr Blut noch das ihres Kindes kosten.«
    »Ich werde die Seelen in meiner Obhut nicht belügen. Warum, mein Sohn, könnt Ihr immer bloß mit Lügen und Kriegen antworten, wenn Gott Euch vor eine Prüfung stellt. Das führt nur zu Zerstörung.« Hubbard hatte so mit seinen Gefühlen zu kämpfen, dass er schlucken musste. »Gott erlöst allein diejenigen, die an etwas glauben, das größer ist als sie selbst.«
    Ehe Matthew etwas erwidern konnte, legte ich beschwichtigend die Hand auf seinen Arm.
    »Verzeiht, Vater Hubbard«, sagte ich. »Wenn ich Euch richtig verstehe, unterstehen die de Clermonts nicht Eurer Führung?«
    »Das ist korrekt, Mistress

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