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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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Unverzüglich.«
    »Warum, Mylord?« Angst züngelte in mir auf.
    »Weil es Winter ist und die Königin zurzeit nicht genug Beschäftigung hat.« Burghley sah auf meine linke Hand. »Außerdem seid Ihr mit Master Roydon verheiratet. Ihre Majestät ist großzügig, aber sie duldet es nicht, wenn einer ihrer Günstlinge sich ohne ihre Erlaubnis vermählt.«
    »Matthew ist nicht ihr Günstling – er ist ihr Spion.« Ich schlug die Hand vor den Mund, aber da waren die Worte schon heraus.
    »Auch Spione können Günstlinge sein – solange es dabei nicht um Walsingham ging. Die Königin fand seine strenge Moral ungeheuer ärgerlich und seine sauertöpfische Miene unerträglich. Aber Eurem Gemahl ist Ihre Majestät durchaus zugetan. Manche würden behaupten, in gefährlichem Maße. Und Matthew Roydon hütet viele Geheimnisse.« Schwer auf seinen Stock gestützt, wuchtete Cecil sich aus dem Sessel. Er ächzte. »Kehrt nach Woodstock zurück, Mistress. Das wäre für alle Beteiligten das Beste.«
    »Ich werde meinen Gemahl nicht allein zurücklassen.« Vielleicht verspeiste Elizabeth ihre Höflinge zum Frühstück, wie Matthew angedeutet hatte, aber sie würde mich nicht aus der Stadt treiben. Nicht nachdem ich endlich hier angekommen war, Freundinnen gefunden hatte und das Zaubern lernte. Und ganz bestimmt nicht, solange Matthew, wenn er sich allabendlich nach Hause schleppte, aussah, als wäre er rückwärts durch ein Astloch gezerrt worden, und solange er danach die ganze Nacht die Briefe beantworten musste, mit denen ihn die Informanten der Königin, sein Vater oder die Kongregation überschütteten.
    »Richtet Matthew aus, dass ich zu Besuch war.« Lord Burghley tappte mühsam zur Tür. Dort traf er auf Françoise, die mit einem großen Krug Wein und missmutiger Miene ins Zimmer trat. Als sie mich sah, riss sie die Augen auf. Dass ich schon zu Hause war und miederlos einen männlichen Besucher unterhielt, gefiel ihr gar nicht. »Ich danke Euch für das Gespräch, Mistress Roydon. Es war höchst erhellend.«
    Der englische Schatzkanzler kroch die Treppe hinab. Er war zu alt, als dass er allein spätnachmittags im Januar durch die Stadt krabbeln sollte. Ich folgte ihm ins Treppenhaus und beobachtete besorgt seinen Abstieg.
    »Begleite ihn, Françoise«, drängte ich sie. »Und sorg dafür, dass Lord Burghley seine Dienstboten findet.« Wahrscheinlich saßen sie im Cardinal’s Hat und betranken sich mit Kit und Will, oder sie warteten bei den abgestellten Kutschen am anderen Ende der Water Lane. Ich wollte keinesfalls diejenige sein, die Königin Elisabeths wichtigsten Ratgeber zuletzt lebend gesehen hatte.
    »Nicht nötig, nicht nötig«, krächzte Burghley über die Schulter nach oben. »Ich bin nur ein alter Mann mit einem Stock. Die Diebe werden mich laufen lassen, sobald sie jemanden mit einem Ohrring und einem geschlitzten Wams sehen. Die Bettler kann ich mit meinem Stock auf Abstand halten, falls es nottun sollte. Und meine Männer sind nicht weit. Beherzigt meinen Rat, Mistress.«
    Damit verschwand er im Dunkel.
    » Dieu. « Françoise bekreuzigte sich und verschränkte zur Sicherheit zusätzlich die Finger gegen den bösen Blick. »Was für eine alte Seele. Es hat mir gar nicht gefallen, wie er Euch angesehen hat. Gut, dass Milord noch nicht zu Hause ist. Ihm hätte das auch nicht gefallen.«
    »William Cecil ist alt genug, mein Großvater zu sein, Françoise«, erwiderte ich scharf und kehrte an den Kamin zurück, um endlich mein Mieder abzulegen. Ich stöhnte, als sich die Konstruktion lockerte.
    »Lord Burghley hat Euch nicht so angesehen, als wollte er Euch in sein Bett ziehen.« Françoise blickte vielsagend auf mein Mieder.
    »Nein? Wie hat er mich dann angesehen?« Ich goss Wein in einen Becher und ließ ich mich in meinen Sessel fallen. Der Tag entwickelte sich zusehends zum Schlechteren.
    »Als wärt Ihr ein schlachtreifes Lamm, und er würde überschlagen, wie viel Ihr ihm wohl einbringt.«
    »Wer droht hier, Diana zum Abendessen zu verspeisen?« Matthew war lautlos wie eine Katze neben mir erschienen und streifte seine Handschuhe ab.
    »Dein Besucher. Du hast ihn gerade verpasst.« Ich nippte an meinem Wein. Sobald ich geschluckt hatte, nahm Matthew mir den Becher aus der Hand. Ich schnaufte ärgerlich. »Kannst du nicht vorher winken oder mir Bescheid sagen, wenn du dich bewegst? Ich finde es irritierend, wenn du einfach so vor mir auftauchst.«
    »Du versuchst das Thema zu wechseln.« Matthew nahm

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