Wo die Nacht beginnt
hätte nichts mit Liebe zu tun.«
»Na schön. Kein Verstecken mehr.«
»Gut«, seufzte ich. Doch meine Erleichterung war kurzlebig.
Im nächsten Moment hatte Matthew mich in einer blitzschnellen Bewegung gegen die Wand geschleudert und seinen Schenkel zwischen meine gepresst. Er löste eine Locke aus meiner Frisur und strich damit über meinen Hals und meine Brust. Ohne mich loszulassen, beugte er sich vor und drückte seine Lippen auf den Saum meines Mieders. Ich schauderte. Dort hatte er mich schon länger nicht geküsst, und ein Liebesleben hatten wir seit meiner Fehlgeburt praktisch nicht mehr. Matthews Lippen strichen an meinem Kinn abwärts und über die Halsschlagader.
Ich griff in sein Haar und zog seinen Kopf zurück. »Nicht. Nicht wenn du nicht zu Ende bringen willst, was du anfängst. Sehnsüchtige Küsse und schmachtende Umarmungen hatte ich genug für mein ganzes Leben.«
Mit ein paar blitzschnellen Vampirbewegungen hatte Matthew die Verschlüsse seiner Bundhose gelöst, meine Röcke um meine Taille gerafft und sich in mir versenkt. Es war nicht das erste Mal, dass mich ein Mann im Stehen nahm, um ein paar Minuten lang seine Probleme zu vergessen. Manchmal hatte ich auch selbst die Initiative ergriffen.
»Hier geht es um dich und mich – und um nichts anderes. Nicht um die Kinder. Nicht um das verfluchte Buch. Nicht um den Kaiser und seine Geschenke. Heute soll es in diesem Haus keinen Geruch außer deinem und meinem geben.«
Matthews Hände umfassten meinen Hintern, und nur seine Finger bewahrten mich vor blauen Flecken, so hart rammte er meinen Körper mit seinen Stößen gegen die Wand. Ich krallte mich mit beiden Händen in seinen Hemdkragen und zog sein Gesicht an meines, weil ich ihn endlich wieder schmecken wollte. Aber Matthew ließ mich den Kuss genauso wenig kontrollieren wie das ganze Liebesspiel. Seine Lippen blieben fest und fordernd, und als ich hartnäckig versuchte, endlich die Oberhand zu gewinnen, warnte er mich mit einem leisen Biss in die Unterlippe.
»O Gott«, keuchte ich, als mich sein gnadenloser Rhythmus dem Höhepunkt entgegentrieb. »O …«
»Heute Abend teile ich dich nicht einmal mit Ihm.« Matthew küsste den Rest meines Ausrufs weg. Eine Hand hielt weiter meinen Hintern, die andere tauchte zwischen meine Beine.
»Wem gehört dein Herz, Diana?«, fragte Matthew und trieb mich mit seiner Daumenkuppe fast in den Wahnsinn. Er stieß zu, stieß noch einmal zu. Wartete auf meine Antwort. »Sag es«, knurrte er.
»Du kennst die Antwort«, keuchte ich. »Dir gehört mein Herz.«
»Nur mir«, sagte er und stieß noch einmal zu, sodass sich die Spannung, die sich in uns beiden angestaut hatte, Bahn brach.
»Nur … immer … du«, keuchte ich und löste meine zitternden Beine von seinen Hüften. Langsam glitten meine Füße zu Boden.
Schwer atmend presste Matthew die Stirn gegen meine. In seinen Augen blitzte ein leises Bedauern auf, als er meine Röcke senkte. Dann gab er mir einen sanften, fast keuschen Kuss.
Obwohl wir uns so intensiv geliebt hatten, war Matthew immer noch von dem Drang getrieben, mir nachzustellen, auch wenn ich ihm unbestreitbar längst gehörte. Ich begann mir Sorgen zu machen, dass dieser Drang womöglich nicht zu stillen war.
Auf einmal brach die Frustration aus mir hervor und löste sich in einer gewaltigen Druckwelle, die ihn an die Wand gegenüber schleuderte. Angesichts der unerwarteten Ortsveränderung schlugen Flammen aus Matthews Augen.
»Und wie war das für dich, mein Herz?«, fragte ich freundlich. Er sah mich überrascht an. Ich schnippte mit den Fingern, und die Luft gab ihn frei. Er spannte die Muskeln an und prüfte, ob er noch alles bewegen konnte. Dann öffnete er den Mund, um etwas zu sagen. »Wage es nicht, dich zu entschuldigen«, kam ich ihm zuvor. »Wenn du etwas mit mir gemacht hättest, was mir nicht gefallen hätte, hätte ich nein gesagt.«
Matthews Lippen wurden schmal.
»Ich muss immer wieder an unseren Freund Giordano Bruno denken: Das Verlangen treibt mich, dieweil die Angst mich zügelt. Ich habe keine Angst vor deiner Kraft oder irgendetwas an dir«, sagte ich. »Wovor hast du Angst, Matthew?«
Melancholisch strichen seine Lippen über meine. Das und ein Lufthauch über meinen Röcken verrieten mir, dass er lieber geflohen war, als mir zu antworten.
30
M aster Habermel ist vorbeigekommen. Dein Kompendium liegt auf dem Tisch.« Matthew sah nicht von den Grundrissen der Prager Burg auf, die er auf
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