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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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verschlungenen Wegen über den kaiserlichen Hofarchitekten beschafft hatte. In den letzten Tagen war er mir aus dem Weg gegangen und hatte seine Energie darauf konzentriert, die Geheimnisse des Wachsystems auf der Burg zu ergründen, damit er in Rudolfs Allerheiligstes eindringen konnte. Abrahams Rat zum Trotz, den ich pflichtbewusst weitergegeben hatte, bevorzugte Matthew ein proaktives Eingreifen. Er wollte weg aus Prag. Je eher, desto besser.
    Ich stellte mich zu ihm, und er sah rastlos und hungrig zu mir auf.
    »Es ist nur ein Geschenk.« Ich streifte die Handschuhe ab und küsste ihn. »Mein Herz gehört dir, vergiss das nicht.«
    »Es ist nicht nur ein Geschenk. Es kam mit einer Einladung zur morgigen Vogeljagd.« Matthew legte die Hände an meine Hüften. »Gallowglass hat mir mitgeteilt, dass wir daran teilnehmen werden. Er hat eine arme Zofe verführt, die ihm Rudolfs Sammlung erotischer Bilder zeigen will, und wird auf diese Weise in die kaiserlichen Privatgemächer gelangen. Die Burgwache wird entweder mit auf die Jagd gehen oder schlafen. Gallowglass ist der Meinung, dass sich so schnell keine bessere Gelegenheit bieten wird, nach dem Buch zu suchen.«
    Ich warf einen Blick auf Matthews Schreibtisch, auf dem noch ein kleines Päckchen lag. »Und was darin ist, weißt du auch?«
    Er nickte und nahm es in die Hand. »Dauernd machen dir andere Männer Geschenke. Dieses hier ist von mir. Streck die Hand aus.« Neugierig tat ich es.
    Er drückte etwas Glattes, Rundes in meine Handfläche. Es war etwa so groß wie ein kleines Ei.
    Ein Strom kühlen, schweren Metalls umfloss das mysteriöse Ei, und im nächsten Moment lagen lauter winzige Salamander in meiner Hand. Sie waren aus Silber und Gold geschmiedet und trugen Diamanten auf dem Rücken. Ich hob eine der Miniaturen an, und an meinen Fingern baumelte eine Kette aus Salamanderpaaren, deren Köpfe am Mund verbunden und deren Schwänze miteinander verschlungen waren. In meiner Hand blieb ein Rubin zurück. Ein sehr großer und sehr roter Rubin.
    »Die ist ja wunderschön!« Ich sah zu Matthew auf. »Wann hattest du Zeit, die zu kaufen?« Dies war keine Kette, wie sie Goldschmiede für ihre Laufkundschaft bereithielten.
    »Ich habe sie schon länger«, gestand Matthew. »Mein Vater schickte sie zusammen mit dem Altarbild. Ich war mir nicht sicher, ob sie dir gefallen würde.«
    »Natürlich gefällt sie mir. Salamander sind alchemistische Tiere, das weißt du doch«, sagte ich und küsste ihn wieder. »Außerdem, welche Frau würde einen halben Meter an silbernen, goldenen und diamantenbesetzten Salamandern mit einem hühnereigroßen Rubin zurückweisen?«
    »Diese Salamander waren ein Geschenk des Königs, als ich Ende 1541 nach Frankreich zurückkehrte. König Franz I. wählte als Wappentier einen von Flammen umgebenen Salamander, und sein Wahlspruch lautete: Ich nähre und verzehre. « Matthew lachte. »Kit liebte die Täuschung so sehr, dass er ihn für sich selbst umformte: Was mich ernährt, bringt mich um.«
    »Kit gehört zu den Dämonen, für die das Glas grundsätzlich halb leer ist.« Ich musste ebenfalls lachen. Dann stupste ich einen der Salamander an, in dem sich wunderschön das Kerzenlicht brach. Ich wollte etwas sagen und verstummte im selben Moment.
    »Was ist?«, fragte Matthew.
    »Hast du das … schon einmal jemandem geschenkt?« Nach der vergangenen Nacht war mir meine Unsicherheit peinlich.
    »Nein.« Matthew nahm meine Hand und den Schatz darin.
    »Entschuldige. Ich weiß, dass es lächerlich ist, vor allem nachdem Rudolf sich so aufführt. Ich wollte mich das nur nicht immer fragen müssen. Wenn du mir etwas schenkst, was du schon einmal einer deiner Geliebten geschenkt hast, dann sag es mir bitte.«
    »Ich würde dir bestimmt nichts schenken, was ich schon einmal verschenkt habe, mon cœur.« Matthew wartete ab, bis ich ihn ansah. »Deine Feuerdrachin erinnerte mich an dieses Geschenk, und so habe ich meinen Vater gebeten, es aus seinem Versteck zu ziehen. Ich habe die Kette ein einziges Mal selbst getragen. Seither liegt sie in einer Kiste.«
    »Sie ist auch wirklich nichts für alle Tage«, sagte ich und versuchte zu lachen. Es wollte mir nicht recht gelingen. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist.«
    Matthew zog mich an sich und küsste mich. »Mein Herz gehört dir ebenso, wie deines mir gehört. Zweifle nie daran.«
    »Das werde ich auch nicht.«
    »Gut. Weil Rudolf uns nach Kräften mürbe machen will. Wir müssen einen klaren

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