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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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und möglichst viel tanzen sollten. Zum einen wollte nach einem ausgiebigen Essen bestimmt niemand lange Reden hören müssen. Ich hatte genügend akademische Veranstaltungen mitgemacht, um das zu wissen. Signor Pasetti hatte nur zu gern mit einigen Hofdamen einen Tanz der wandernden Gestirne eingeübt, sodass Matthew etwas Himmlisches zu beobachten hatte, bis sein geliebter Mond am Himmel erschien. Da auch einige berühmte Hofschönheiten in unserem Stück mitspielten und jetzt in glitzernde und strassbesetzte Gewänder gehüllt waren, hatte das Maskenspiel etwas von einer Schulaufführung, und zwar mitsamt der stolzen Elternschar. Matthew verzog immer wieder gequält das Gesicht, als wüsste er nicht, ob er das Spektakel auch nur eine Sekunde länger ertragen konnte.
    Als der Tanz zu Ende war, kündigten die Musikanten mit Trommelwirbel und Trompetenfanfare meinen Auftritt an. Meister Hoefnagel hatte einen Vorhang über die Kapellentür nageln lassen, sodass ich nichts weiter zu tun brauchte, als mit göttinnengleicher Triumphgeste durch den Vorhang zu schreiten (möglichst ohne mich wie bei der Generalprobe mit meiner Kopfschmuck-Mondsichel im Vorhangstoff zu verheddern), um dann sehnsüchtig auf Matthew zu blicken. Er würde, so die Göttin wollte, verzückt zu mir aufsehen, ohne dabei hämisch zu schielen oder vielsagend auf meine Brüste zu glotzen.
    Ich nahm mir einen Augenblick Zeit, um mich in meine Rolle zu versenken, dann schob ich mich durch die Vorhänge, wobei ich zu gleiten und zu schweben versuchte wie der Mond persönlich.
    Der Hof schnappte staunend nach Luft.
    Zufrieden, einen so überzeugenden Auftritt absolviert zu haben, sah ich auf Matthew am unteren Ende der Treppe. Seine Augen waren groß wie Untertassen.
    O nein. Ich tastete mit dem Zeh nach dem Boden, aber wie schon vermutet, schwebte ich bereits ein paar Zentimeter darüber – und stieg immer höher. Ich hielt mich mit einer Hand am Rand meines Streitwagens fest und merkte, dass meine Haut einen deutlich sichtbaren Perlmuttglanz ausstrahlte. Matthew nickte warnend zu meiner Tiara mit dem kleinen silbernen Sichelmond hin. Ohne Spiegel konnte ich unmöglich feststellen, was ich da tat, aber ich fürchtete das Schlimmste.
    » La Diosa !« Rudolf erhob sich applaudierend. »Wundervoll! Was für ein wundervoller Bühneneffekt!«
    Unsicher begann der Hofstaat zu klatschen. Einige bekreuzigten sich erst.
    Unter der ungeteilten Aufmerksamkeit des gesamten Saales presste ich die Hände gegen meinen Busen und blickte auf Matthew herab, der meine bewundernden Blicke mit grimmigem Lächeln beantwortete. Ich konzentrierte mich darauf, wieder zu Boden zu sinken, damit ich an Rudolfs Thron treten konnte. In seiner Rolle als Zeus saß er auf dem kunstvollsten Sitzmöbel, das auf dem Burgspeicher aufzutreiben gewesen war. Es war unglaublich hässlich, aber der Situation durchaus angemessen.
    Glücklicherweise schimmerte ich schon wieder wesentlich weniger, als ich vor den Kaiser trat, und das Publikum starrte nicht mehr auf meinen Kopf, als wäre ich eine Wunderkerze. Ich sank in einen tiefen Knicks.
    »Seid gegrüßt, La Diosa .« Rudolf gab sich alle Mühe, göttergleich zu dröhnen, klang aber leider nur nach Schmierentheater.
    »Ich bin verliebt in den schönen Endymion«, erklärte ich und deutete dabei nach hinten auf die Treppe, wo Matthew in ein daunenweiches Nest aus Federbetten gesunken war und sich schlafend stellte. Ich hatte den Text selbst geschrieben. (Matthew hatte mich sagen lassen wollen: »Wenn Ihr mich nicht endlich in Frieden lasst, wird Endymion Euch die Kehle aus dem Hals reißen«, aber dagegen hatte ich mich ebenso verwahrt wie gegen die Keats-Passage.) »Er schläft so friedlich. Und während ich eine Göttin bin und unvergänglich, wird der schöne Endymion bald altern und sterben. Ich bitte dich, mach ihn unsterblich, damit er für alle Zeit bei mir bleiben kann.«
    »Unter einer Bedingung!«, rief Rudolf, der es aufgegeben hatte, sonor und gottgleich klingen zu wollen, und nur noch möglichst laut sprach. »Er muss fortan schlafen und darf nimmermehr erwachen. Nur dann wird er jung bleiben.«
    »Danke, mächtiger Zeus«, sagte ich und versuchte dabei nicht allzu sehr wie ein Mitglied einer britischen Comedytruppe zu klingen. »Nunmehr kann ich für alle Zeit auf meinen Geliebten hinabblicken.«
    Rudolf sah mich finster an. Nur gut, dass er nicht darauf bestanden hatte, sich das Skript vorab vorlegen zu lassen.
    Ich nahm meinen

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