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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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Gedanken bei der Prophezeiung, die Gerbert Ysabeau zukommen ließ.«
    Gallowglass und Matthew wechselten einen Blick.
    »Die hat nichts zu bedeuten«, Matthew winkte ab. »Das war nur so eine Idiotie, die er sich einfallen ließ, um Maman zu beunruhigen.«
    »Es war Meridianas Prohpezeiung, nicht wahr?« Ich hatte es tief im Innersten gespürt, schon seit Louisa sie das erste Mal erwähnt hatte. Die Worte weckten die Erinnerung an Gerberts Berührung in La Pierre. Und sie hatten die Luft rund um Louisa knistern lassen, so als wäre sie eine Pandora und hätte den Deckel von einer Truhe genommen, in der längst vergessene Magie schlummerte.
    »Meridiana wollte Gerbert Angst vor der Zukunft einjagen. Das ist ihr gelungen.« Matthew schüttelte den Kopf. »Es hat nichts mit dir zu tun.«
    »Dein Vater ist der Löwe. Du bist der Wolf.« In meiner Magengrube bildete sich ein Eisklumpen. Er verriet mir, dass tief in meinem Inneren, wo nie ein Lichtstrahl hinfiel, etwas mit mir nicht stimmte. Ich sah meinen Ehemann an, eines jener Kinder der Nacht, die in der Prophezeiung erwähnt wurden. Unser erstes Kind war bereits gestorben. Ich versuchte meine Gedanken abzuschirmen, weil ich sie keinesfalls so lange im Kopf oder im Herzen behalten wollte, dass sie Wirkung würden zeigen können. Aber vergeblich. Zwischen uns herrschte zu große Ehrlichkeit, als dass ich so etwas noch vor Matthew verheimlichen konnte – geschweige denn vor mir selbst.
    »Du hast nichts zu befürchten.« Matthews Lippen strichen über meine. »In dir steckt zu viel Leben, als dass du irgendwem Zerstörung bringen könntest.«
    Ich ließ mich von ihm beruhigen, aber mein sechster Sinn wollte sich nicht einlullen lassen. Irgendwie, irgendwo war eine gefährliche und todbringende Kraft freigesetzt worden. Und selbst in diesem Moment konnte ich spüren, wie sie ihre Fäden spann und mich in die Dunkelheit zu ziehen versuchte.

36
    I ch wartete gerade unter dem Schild des Golden Gosling, während Annie eine Kanne Eintopf für das heutige Abendessen holte, als der eisige Blick eines Vampirs den letzten Anflug von Sommer aus der Luft vertrieb.
    »Vater Hubbard«, sagte ich und wandte mich dem Blick zu.
    Die Augen des Vampirs zuckten über meinen Brustkorb. »Angesichts dessen, was in Greenwich passiert ist, überrascht es mich, dass Euer Gemahl es Euch gestattet, ohne Begleitung durch die Stadt zu spazieren – und dass Ihr sein Kind unter dem Herzen tragt.«
    Meine Feuerdrachin, die seit dem Vorfall auf dem Turnierplatz einen starken Beschützerinstinkt entwickelt hatte, schlang sicherheitshalber ihren Schwanz um meine Hüften.
    »Jeder weiß, dass Wearhs keine Kinder mit Warmblüterinnen zeugen können«, erklärte ich abfällig.
    »So wie es aussieht, ist bei einer Hexe wie Euch nicht einmal das Unmögliche gewiss.« Hubbards grimmige Miene verhärtete sich noch weiter. »So glauben zum Beispiel die meisten Kreaturen, dass an Matthews Verachtung für alle Hexen nicht zu rütteln ist. Nur die wenigsten würden auf den Gedanken kommen, dass ausgerechnet er Barbara Napier geholfen hat, in Schottland dem Scheiterhaufen zu entkommen.« Die Ereignisse in Berwick stellten in Matthews Terminkalender immer noch eine feste Größe dar, genau wie in dem Tratsch, den sich Menschen und Kreaturen in London erzählten.
    »Matthew war zu der Zeit nicht einmal in der Nähe von Schottland.«
    »Das war auch nicht nötig. Hancock war in Edinburgh und gab sich als ein Freund Napiers aus. Er war es, der das Gericht auf ihre Schwangerschaft aufmerksam machte.« Hubbards kalter Atem roch nach Wald.
    »Die Hexe war unschuldig in allen gegen sie erhobenen Anklagepunkten«, erklärte ich ihm barsch und zog den Schal fester um den Hals. »Die Geschworenen haben sie freigesprochen.«
    »In einem einzigen Anklagepunkt.« Hubbards Blick lag fest auf mir. »In vielen anderen wurde sie für schuldig befunden. Und falls Ihr es noch nicht erfahren habt, nachdem Ihr erst jüngst zurückgekehrt seid: König James hat einen Weg gefunden, das Urteil der Geschworenen zu revidieren.«
    »Es zu revidieren? Wie denn?«
    »Der König der Schotten hält zurzeit nicht viel von der Kongregation, was ebenfalls Eurem Gemahl zu verdanken ist. Indem er gegen den Pakt verstoßen und sich in die schottische Politik eingemischt hat, hat Matthew Seine Majestät dazu verleitet, ebenfalls nach legalen Schlupflöchern zu suchen. Nun stellt James die Geschworenen, welche die Hexe freigesprochen haben, selbst vor

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