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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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müssen.« Dass ich ihm zur Seite stand, wenn er seinen toten Vater wiedersah, war keine große Hilfe, aber mehr konnte ich nicht tun, um ihm die Trauer zu erleichtern.
    »In Philippes Nähe ist jeder allein. Manche glauben, dass mein Vater allen in die Seele blicken kann«, murmelte Matthew. »Ich nehme dich nur ungern dorthin mit. Ysabeaus Reaktion konnte ich damals voraussehen: Kälte, Zorn und dann stilles Einverständnis. Dagegen habe ich nicht die leiseste Ahnung, wie Philippe reagieren wird. Niemand versteht, wie sein Verstand arbeitet, was er alles weiß, welche Fallen er aufgestellt hat. Ich mag ein Geheimniskrämer sein, aber verglichen mit mir ist mein Vater absolut undurchschaubar. Nicht einmal die Kongregation weiß, was er im Schilde führt, und dort verwendet man weiß Gott genug Zeit darauf, das zu ergründen.«
    »Es wird alles gut werden«, versicherte ich ihm. Philippe würde mich in seiner Familie aufnehmen müssen . Er hatte genauso wenig eine Wahl wie Matthews Mutter und sein Bruder.
    »Glaub nur nicht, dass du ihn bezirzen kannst«, warnte Matthew. »Du magst vielleicht meiner Mutter ähneln, wie Gallowglass sagte, aber selbst sie verfängt sich von Zeit zu Zeit in seinem Spinnennetz.«
    »Bist du im 21. Jahrhundert immer noch ein Mitglied der Kongregation? Wusstest du daher, dass Knox und Domenico ebenfalls darin sitzen?« Der Hexer Peter Knox hatte mich verfolgt, seit ich Ashmole 782 in der Bodleian Library in die Hände bekommen hatte. Domenico Michele hingegen war ein Vampir, der alte Feindseligkeiten gegen die de Clermonts hegte. Er war in La Pierre gewesen, kurz bevor mich ein weiteres Mitglied der Kongregation zu foltern begann.
    »Nein«, antwortete Matthew knapp und wandte sich ab.
    »Es trifft also nicht mehr zu, dass immer ein de Clermont in der Kongregation sitzt, wie Hancock gesagt hat?« Ich hielt den Atem an. Sag ja, beschwor ich ihn insgeheim, selbst wenn es gelogen ist.
    »Es trifft immer noch zu«, antwortete er leise und machte damit meine Hoffnungen zunichte.
    »Aber wer …?« Mir versagte die Stimme. »Ysabeau? Baldwin? Doch nicht Marcus!« Ich wollte nicht glauben, dass Matthews Mutter, sein Bruder oder sein Sohn ein derartiges Amt innehaben könnten, ohne dass jemand das auch nur mit einer Silbe angedeutet hätte.
    »Es gibt Geschöpfe in meiner Familie, die du nicht kennst, Diana. Jedenfalls steht es mir nicht frei, dir zu verraten, wer am Tisch der Kongregation sitzt.«
    »Trifft auf deine Familie überhaupt eine der Beschränkungen zu, denen wir anderen uns unterwerfen müssen? Ihr mischt euch in die Politik ein – ich habe die Rechnungsbücher gesehen, die das beweisen. Dürfen wir hoffen, dass uns dieses mysteriöse Familienmitglied irgendwie vor der Rache der Kongregation beschützt, wenn wir in die Gegenwart zurückkehren?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Matthew angespannt. »Ich weiß gar nichts sicher. Nicht mehr.«
    Unsere Reisepläne nahmen schnell Gestalt an. Walter und Gallowglass stritten über die beste Reiseroute, während Matthew seine Angelegenheiten ordnete.
    Hancock wurde zusammen mit Henry und einem in Leder eingeschlagenen Bündel Briefe nach London gesandt. Der Earl wurde als Angehöriger des Hochadels bei Hofe erwartet, wenn am siebzehnten November der Geburtstag der Königin gefeiert werden sollte. George und Tom wurden mit einer ansehnlichen Summe und dem in Ungnade gefallenen Marlowe nach Oxford geschickt. Hancock warnte sie vor verheerenden Konsequenzen, falls der Dämon noch mehr Ärger machen würde. Matthew war vielleicht in weiter Ferne, aber Hancock würde immer in der Nähe sein und nicht zögern, sein Schwert einzusetzen. Zudem gab Matthew George genau vor, mit welchen Fragen er sich bei den Gelehrten in Oxford nach unbekannten alchemistischen Manuskripten erkundigen durfte.
    Ich selbst war schnell reisefertig. Ich musste nur ein paar persönliche Dinge einpacken: Ysabeaus Ohrringe, meine neuen Schuhe, dazu diverse Kleidungsstücke. Françoise war vollauf damit beschäftigt, mir ein stabiles, zimtfarbenes Reisegewand zu nähen. Der hohe, pelzbesetzte Kragen lag eng am Hals an und schirmte Wind und Regen ab. Die seidigen Fuchspelze, die Françoise in den Saum einnähte, dienten dem gleichen Zweck, ebenso die Pelzbänder, die sie in die bestickten Stulpen meiner neuen Handschuhe einfügte.
    Meine letzte Handlung in der Old Lodge bestand darin, das Buch, das Matthew mir geschenkt hatte, in der Bibliothek zu verstecken. Auf der

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