Wo die Nacht beginnt
Berwick bereinigt. Die Königin wird von ihm erwarten, dass er die Hexenjagd weiter anheizt, denn solange die Schotten mit ihren Hexen beschäftigt sind, können sie in England kein Unheil planen. Matthews neue Gemahlin sieht sich hier der Hexerei beschuldigt. Und sein Vater hat ihn nach Frankreich zurückbeordert.«
»Jesus.« Matthew kniff sich in die Nasenwurzel. »Was für ein Knoten.«
»Und wie sollen wir ihn Eurer Meinung nach entwirren?«, wollte Walter wissen. »Ihr sagt, dass Philippe nicht herkommen kann, Gallowglass, aber ich fürchte, Matthew sollte genauso wenig nach Frankreich reisen.«
»Niemand hat behauptet, dass es einfach werden würde, drei Herren und einem Eheweib zu dienen«, erklärte Hancock säuerlich.
»Und welche der bitteren Pillen wirst du schlucken, Matthew?«, fragte Gallowglass.
»Falls Philippe die Münze aus dem Siegel nicht aus meiner Hand zurückerhält, und zwar bald, dann wird er herkommen, um nach mir zu suchen«, erklärte Matthew düster. »Er stellt meine Loyalität auf die Probe. Mein Vater liebt Prüfungen.«
»Euer Vater zweifelt keineswegs an Euch. Sobald Ihr Euch wiederseht, wird sich dieses Missverständnis klären«, behauptete Henry fest. Als Matthew nicht reagierte, versuchte er das Schweigen zu füllen: »Ihr sagt doch immer, dass man Pläne schmieden muss, wenn man nicht in die Ränke anderer verwickelt werden will. Sagt uns, was wir tun sollen, dann werden wir es erledigen.«
Schweigend prüfte Matthew die verschiedenen Möglichkeiten und verwarf eine nach der anderen. Ein gewöhnlicher Mensch hätte wahrscheinlich Tage gebraucht, um die möglichen Züge und Gegenzüge zu analysieren. Matthew erledigte das in wenigen Minuten. Seinem Gesicht war die Anstrengung kaum anzumerken, aber die verhärteten Schultermuskeln und die zerstreute Bewegung seiner Hand, wenn er sich durch die Haare fuhr, sagten etwas anderes.
»Ich reise zu ihm«, entschied er schließlich. »Diana bleibt hier bei Gallowglass und Hancock. Walter wird die Königin unter irgendeinem Vorwand hinhalten müssen. Und die Kongregation werde ich persönlich besänftigen.«
»Diana kann unmöglich in Woodstock bleiben«, erwiderte Gallowglass fest. »Nicht nachdem Kit Unheil gesät hat, indem er im Dorf Lügen über sie verbreitete und Erkundigungen über Diana einzuziehen versuchte. Wenn Ihr nicht hier seid, werden sich weder die Königin noch die Kongregation bemüßigt fühlen, Eure Frau vor dem Magistrat zu beschützen.«
»Wir können nach London fahren, Matthew«, bedrängte ich ihn. »Gemeinsam. Es ist eine große Stadt. Dort gibt es zu viele Hexen, als dass mich jemand beachten würde, und gleichzeitig könnten wir einen Boten nach Frankreich schicken, der deinen Vater benachrichtigt, dass du wohlauf bist. Du musst nicht selbst zu ihm.« Du musst deinen Vater nicht wiedersehen.
»London!«, schnaubte Hancock. »Dort würdet Ihr es keine drei Tage aushalten, Madam . Gallowglass und ich bringen Euch nach Wales. Wir reisen nach Abergavenny.«
»Nein.« Mein Blick lag fest auf dem leuchtend roten Fleck an Matthews Kragen. »Wenn Matthew nach Frankreich reist, reise ich mit.«
»Auf gar keinen Fall. Ich schleife dich nicht durch ein Kriegsgebiet.«
»Die Kämpfe ruhen seit Anbruch des Winters«, sagte Walter. »Vielleicht wäre es tatsächlich das Beste, Diana nach Sept-Tours zu bringen. Nur wenige sind so tapfer, Streit mit Euch zu suchen. Und niemand wird sich Eurem Vater in den Weg stellen.«
»Du hast die Wahl«, sagte ich eindringlich.
»Ja. Und ich wähle dich.« Er strich mit dem Daumen über meine Lippen. Mein Herz stockte. Er würde nach Sept-Tours reisen.
»Tu das nicht«, flehte ich ihn an. Mehr konnte ich nicht sagen, weil ich den anderen nicht verraten wollte, dass Philippe in unserer Zeit tot war und dass es eine Qual für Matthew sein würde, ihn lebendig wiederzusehen.
»Philippe hat mir erklärt, dass es Schicksal ist, mit wem man sich verpaart. Dabei funktioniert es ganz anders. In jedem Augenblick und bis ans Ende meines Lebens werde ich mich immer wieder für dich entscheiden – gegen meinen Vater, gegen meine eigenen Interessen, selbst gegen meine Familie.« Matthews Lippen pressten sich auf meine und brachten meine Proteste zum Verstummen. Die Überzeugungskraft in seinem Kuss war zu groß.
»Damit ist es entschieden«, sagte Gallowglass leise.
Matthew sah mich fest an. Er nickte. »Ja. Diana und ich werden nach Hause reisen. Gemeinsam.«
»Dann wartet
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