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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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abgelassen.«
    »Was weißt du über Rebhuhnblut und das Fasten?« Matthews Finger zupften sanft an meiner losen Locke. Ich sah in die graugrünen Augen meines Ehemanns auf.
    »Mehr als gestern.« Ich zog meine Haare aus seinem Griff und reichte ihm seine Schale.
    »Ich nehme mein Mahl woanders ein«, warf Philippe ein, »und lasse Euch alleine streiten.«
    »Wir streiten nicht. Matthew muss bei Kräften bleiben. Wohin seid Ihr geritten?« Ich griff nach der Schale mit Hirschblut und reichte sie Philippe.
    Philippes Blick wanderte von der Silberschale zum Gesicht seines Sohnes und dann zu mir zurück. Er schenkte mir ein blendendes Lächeln, aber sein Blick blieb nachdenklich. Dann nahm er mir die Schale aus der Hand und hob sie anerkennend.
    »Danke, Diana.« Seine Stimme klang warm und herzlich.
    Doch während Matthew ihren morgendlichen Ausritt beschrieb, lagen diese unnatürlichen Augen, denen nichts entging, unausgesetzt auf mir. Als Philippe sich schließlich seinem Sohn zuwandte, hatte ich das Gefühl, auf meiner Haut wäre der Frühling ausgebrochen. Unwillkürlich musste ich in Philippes Richtung sehen, um festzustellen, ob ich seine Gedanken erraten konnte. Unsere Blicke kreuzten sich und prallten aufeinander. Es war eine unmissverständliche Warnung.
    Philippe de Clermont führte etwas im Schilde.
    »Wie war es in der Küche?«, band Matthew mich in das Gespräch ein.
    »Faszinierend«, sagte ich und stellte mich tapfer Philippes bohrendem Blick. »Absolut faszinierend.«

10
    P hilippe war vielleicht faszinierend, aber er war auch völlig unberechenbar und trieb mich zum Wahnsinn – genau wie Matthew vorhergesagt hatte.
    Matthew und ich saßen am nächsten Morgen gerade im großen Saal, als mein Schwiegervater aus dem Nichts vor uns auftauchte. Kein Wunder, dass die Menschen glaubten, Vampire könnten sich in Fledermäuse verwandeln. Ich zog eine Spindel aus geröstetem Brot aus dem goldenen Dotter meines weich gekochten Frühstückseis.
    »Guten Morgen, Philippe.«
    »Diana.« Philippe nickte. »Komm, Matthew. Du musst etwas zu dir nehmen. Und da du das nicht vor deiner Frau tun willst, gehen wir jagen.«
    Matthew zögerte, warf mir einen nervösen Blick zu und sah dann wieder weg. »Vielleicht morgen.«
    Philippe murmelte kopfschüttelnd etwas in sich hinein. »Du musst auf deine Bedürfnisse achten, Matthaios. Ein halb verhungerter, erschöpfter Manjasang ist für niemanden ein idealer Reisegefährte, und schon gar nicht für eine warmblütige Hexe.«
    Zwei Männer betraten den Saal und stampften den Schnee von ihren Stiefeln. Eisige Winterluft blies um die hölzernen Stellwände herum und durch die durchbrochenen Schnitzereien. Matthew sah sehnsüchtig zur Tür. Eine Hirschjagd über vereistes Land würde nicht nur seinen Körper kräftigen – er würde dabei auch den Kopf frei bekommen. Und wenn ich aus dem gestrigen Tag etwas schließen konnte, dann dass er deutlich besser gelaunt zurückkehren würde.
    »Mach dir meinetwegen keine Gedanken. Ich habe reichlich zu tun«, sagte ich, nahm seine Hand und drückte sie aufmunternd.
    Nach dem Frühstück gingen der Koch und ich die Speisenfolge für das Festmahl durch, das es am Samstag vor dem ersten Advent geben sollte. Nachdem das erledigt war, besprach ich mit dem Schneider und der Näherin aus dem Dorf, was ich an Kleidung benötigte. In Anbetracht meiner dürftigen Französischkenntnisse konnte ich nur hoffen, dass ich kein Zirkuszelt bestellt hatte. Am späten Vormittag brauchte ich dringend frische Luft und überredete Alain, mir die Werkstätten zu zeigen. Angefangen beim Trinkwasser bis hin zu den Kerzen – fast alles, was die Bewohner des Châteaus benötigten, kam aus der Burg selbst. Ich versuchte mir einzuprägen, wie genau der Hufschmied sein Metall einschmolz, denn mir war klar, dass ich dieses Wissen brauchen konnte, wenn ich irgendwann in mein Leben als Historikerin zurückkehrte.
    Abgesehen von der Stunde in der Schmiede hatte ich den Tag bisher wie eine typische zeitgenössische Adlige verbracht. Nachdem ich das Gefühl hatte, meinem Ziel, mich anzupassen, ein gutes Stück näher gekommen zu sein, gönnte ich mir ein paar angenehme Stunden mit Lesen und Handschriftübungen. Als ich hörte, wie die Musiker ihre Instrumente für das letzte Festmahl vor dem langen Fasten stimmten, bat ich sie, mir vorab ein paar Tänze zu zeigen. Später brachte ich ein paar unterhaltsame Stunden in der Rezeptur zu, wo ich glückselig mit einem

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