Wo die Nelkenbaeume bluehen
nach unten hinter sich gebracht, und die Schatten der niedrigen Bäume hüllten sie ein. Und schließlich war es geschafft.
Stephen, der zuerst wieder festen Boden unter den Füßen hatte, hob Hashim hinunter. Seine Mutter war sofort bei ihm und zog ihn in ihre Arme, mit einem Blick, der signalisierte, dass sie ihn am liebsten nie wieder loslassen wollte.
Aaliyahs Mann Fadhil war mindestens ebenso erleichtert, begnügte sich aber damit, Stephen zum Dank die Hand zu schütteln. Überall begegneten ihm freundliche und dankbare Gesichter – doch als er Lenas Blick auffing, sah er darin vollkommen andere Gefühle.
Widerwillen. Ablehnung.
Stirnrunzelnd trat er auf sie zu. „Ich nehme an, du bist noch immer nicht bereit, mir zuzuhören?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich danke dir, dass du Hashim geholfen hast“, sagte sie. „Aber es ändert nichts an den Tatsachen – und auch nichts daran, dass ich keine Möglichkeit sehe, wie ich dir vertrauen könnte.“
Stephen nickte knapp.
Dann wandte er sich um und ging.
Als Lena am nächsten Morgen in die Küche trat, spürte sie die Anspannung, die in der Luft hing, sofort.
„Was ist los?“, fragte sie und nahm sich eine Tasse aus dem Schrank, um sich Kaffee einzugießen – nur um festzustellen, dass Aaliyah noch keinen aufgesetzt hatte.
Das war mehr als unüblich. Seit Lena hier wohnte, hatte Aaliyah sie jeden Morgen mit einem köstlichen Frühstück verwöhnt. Heute nicht. Und noch etwas war anders. Normalerweise stand Aaliyah um diese Zeit immer schon am Herd und bereitete das Abendessen vor. Doch heute saß sie am Küchentisch und schaute Lena bloß an, ohne ihr auch nur einen guten Morgen zu wünschen.
Ganz offensichtlich war sie ärgerlich wegen irgendetwas. Und Lena ahnte, dass sie schon sehr bald erfahren würde, was der Grund für ihr ungewohntes Verhalten war.
„Hashim geht es übrigens gut“, sagte Aaliyah, so als wäre es ihr gerade siedend heiß eingefallen. „Er hat nur ein paar blaue Flecken, sonst nichts. Wenn man bedenkt, was alles hätte geschehen können, ist er ganz schön glimpflich davongekommen.“
Lena nickte. „Das stimmt. Er hat wirklich Glück gehabt.“
„Glück?“ Aaliyah schnalzte tadelnd mit der Zunge. „So würde ich das nicht unbedingt ausdrücken. Er wurde gerettet , Lena.“
Darum ging es also. Lena war überrascht. Sie konnte sich noch bestens an Zeiten erinnern, in denen Aaliyah nicht sonderlich gut auf Stephen zu sprechen gewesen war. Doch nun missfiel es ihr offenbar, dass Lena ihm gestern nach seiner Rettungsaktion die kalte Schulter gezeigt hatte.
„Er versucht uns in die Knie zu zwingen“, sagte sie, so als würde das allein alles erklären. „All die Dinge, die uns in letzter Zeit passiert sind – der verseuchte Dünger, die Schwierigkeiten mit den Behörden –, haben wir ihm zu verdanken!“
Aaliyah runzelte die Stirn. „Sind Sie da wirklich so sicher?“
Die Frage kam für Lena völlig unerwartet. „Zweifeln Sie denn daran?“
Seufzend fuhr Aaliyah sich durchs Haar. Schließlich nickte sie. „Ich glaube nicht, dass er so etwas tun würde, nein. Heute nicht mehr. Und, ja, hätten Sie mich vor ein paar Monaten gefragt, wäre meine Antwort vermutlich anders ausgefallen.“ Sie zuckte die Schultern. „Ich zweifle keineswegs daran, dass er die Farm noch immer in seinen Besitz bringen will. Aber diese Methoden passen nicht zu ihm.“
„Wer soll sonst ein Interesse daran haben, uns in den Ruin zu treiben?“, wollte Lena wissen. „Haben Sie nicht selbst immer gesagt, dass er der einzige Interessent für das Grundstück ist?“
Einen Moment lang schwieg Aaliyah, dann seufzte sie erneut. „Wissen Sie noch, die Sache mit dem schädlichen Dünger, den Sie versehentlich bestellt haben? Und wie wir uns gefragt haben, warum der Verkäufer das Geschäft plötzlich so bereitwillig rückgängig gemacht hat?“
Lena nickte. „Natürlich. Wie sollte ich das vergessen?“
„Ich habe Ihnen doch damals gebeichtet, dass ich Mr Alistair über das Problem informiert habe. Sie waren ziemlich ärgerlich, weil Sie ihm nichts schuldig bleiben wollten.“
„Tja, zumindest darüber brauche ich mir keine Sorgen mehr zu machen“, entgegnete Lena mit einem bitteren Lächeln. „Wenn er wirklich etwas für uns getan hat, dann aus reinem Eigennutz. Und nur, um kurz darauf schärfere Geschütze aufzufahren.“
„Ich glaube, Sie täuschen sich“, entgegnete Aaliyah. „Ein Bekannter, der beim Ministerium für
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