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Wo die Nelkenbaeume bluehen

Wo die Nelkenbaeume bluehen

Titel: Wo die Nelkenbaeume bluehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
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Ausländer ebenfalls Sklaven für ihre Zwecke missbraucht? Sie hoffte, dass es nicht so war, bezweifelte es aber. Hatte Aaliyah ihr nicht erzählt, dass ihre Familie schon seit mehreren Generationen auf der Bennett-Farm arbeitete und lebte?
    Nicht weit von der Kirche entfernt, in der Creek Road, stießen sie auf die Markthallen. In den Kolonnaden herrschte ein Gedränge, wie Lena es nur selten erlebt hatte. Es erinnerte sie an einen emsigen Ameisenhaufen oder einen summenden Bienenkorb.
    Gerüche erfüllten die Luft – teils angenehm, teils weniger. Fleisch hing an Metzgerhaken von der Decke, frischer Fisch lag auf Eis, und überall gab es Gemüse und Obst und Säcke und Körbe mit kostbaren Gewürzen.
    Helle Lichtstreifen brachen durch die Tücher und das Wellblech, aus dem das Dach der Markthallen bestand.
    „Das ist …“ Sie schüttelte den Kopf, weil ihr einfach kein Wort einfiel, um zu beschreiben, was sie sah. „Atemberaubend!“
    Stephen lächelte nur, als hätte er nichts anderes erwartet.
    Etwas später saßen sie in einem kleinen Café am Hafen, nicht weit entfernt vom Beit el Ajaib , dem Haus der Wunder, einem Ende des neunzehnten Jahrhunderts im Auftrag von Sultan Bargash erbauten Palastes, der als erstes Gebäude Sansibars über elektrischen Strom und sogar über einen Aufzug verfügt hatte. Stephen hatte gewürzten Arabica-Kaffee bestellt, den sie nun, mit Blick auf den Indischen Ozean, tranken.
    „Danke“, sagte Lena, nachdem sie den würzigen Geschmack einen Moment lang schweigend genossen hatte.
    Er richtete sich leicht auf. „Wofür?“
    „Für das alles“, erwiderte sie und machte eine Geste mit der Hand, die alles umfasste – das Café, die Stadt, ganz Sansibar, das Universum.
    Er schmunzelte. „Habe ich dir nicht gesagt, dass du diese Überraschung mögen würdest?“
    „Die Stadt ist einfach wunderschön“, schwärmte Lena.
    „Wunderschön, ja“, stimmte Stephen ihr zu. „Aber leider auch sehr heruntergekommen.“
    Lena nickte. Der Verfall war an jeder Ecke zu sehen. Putz, der von den Hausfassaden bröckelte, stinkender Müll in finsteren Seitengassen, Armut.
    „Viele Menschen hier würden gern etwas unternehmen, um ihrer Stadt wieder zu der Pracht zu verhelfen, für die sie einst auf der ganzen Welt berühmt war. Aber als sansibarischer Geschäftsmann ist es so gut wie unmöglich, bei der Bank einen Kredit zu erhalten. Ich habe selbst einige Bekannte, die Projekte wie Hotels und Restaurants aufgeben mussten, weil es nicht möglich war, einen Finanzierungspartner zu finden.“
    „Aber warum?“, fragte Lena. „Ist der Tourismus auf Sansibar denn kein boomender Sektor?“
    „Doch, schon. Aber auch wenn mehr als genug Sicherheiten vorhanden sind, geben die Banken den Menschen hier keinen Kredit. Manche vermuten, dass die tansanische Regierung ein Erstarken des sansibarischen Volkes fürchtet. Andere sehen Rassenkonflikte als Grund für die Benachteiligung der hiesigen Bevölkerung. Die Erinnerungen an die Zeit des Sklavenhandels, die im direkten Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Blüte Sansibars stand, wird auch heute noch von vielen Menschen wachgehalten.“
    „Aber das ist doch unfair!“, konstatierte Lena.
    Ein wissendes Lächeln umspielte Stephens Lippen, und seine Augen wirkten einen Moment lang glasig, so als würde er geradewegs durch sie hindurchblicken. „So ist das Leben eben manchmal“, entgegnete er, und sie war sich nicht sicher, ob er noch immer von der wirtschaftlichen Situation Sansibars sprach oder von etwas ganz anderem. „Dann tritt es noch nach dir, obwohl du schon am Boden liegst …“
    Lena runzelte die Stirn. Sie fragte sich, was er erlebt haben mochte, das ihn so verbittert hatte. Bisher hatte sie ihn noch nie so erlebt.
    Doch ehe sie ihn danach fragen konnte, war der flüchtige Moment auch schon vorüber, und Stephen war wieder ganz der Alte.
    „Erzähl, was willst du dir heute noch ansehen? Das Fort vielleicht? Oder die Forodhani Gardens?“
    „Um ehrlich zu sein, würde ich mich lieber mit dir unterhalten“, antwortete Lena. Sie atmete tief durch. „Ich glaube, du verdienst noch eine Entschuldigung.“
    „Schon möglich“, sagte er. „Aber unnötig. Ich kann verstehen, warum es dir schwerfällt, mir zu vertrauen. Was mich viel mehr überrascht ist, dass du deine Meinung anscheinend geändert hast.“ Fragend sah er sie an. „Warum?“
    „Sagen wir, ich habe ein paar Dinge erfahren, die deine Verwicklung in die Ereignisse in einem

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